Frage im Expertenforum Beziehungsprobleme an Xenia Bukowsky:

Trennung / Umgang mit Kind

Xenia Bukowsky

 Xenia Bukowsky
Mediatorin/Konfliktberaterin

zur Vita

Frage: Trennung / Umgang mit Kind

Banini

Beitrag melden

Hallo Fr. Traub, Hallo Fr. Bukowsky,   ich hatte Ihnen im September schon einmal geschrieben. Mir geht es immer schlechter, vielleicht haben Sie nochmal einen Rat für mich. Mein Partner hatte mich im Frühling nach 10 Jahren aus seinem Haus geschmissen, ich lebe seitdem mit meiner Tochter (2) allein. Ich habe das Gefühl, dass ich mich in einer Erpressungssituation befinde, aus der ich auch auf die nächsten Jahre gesehen nicht rauskomme. Deshalb kann ich schon seit Wochen aus Angst nicht mehr schlafen und meine Gedanken kreisen unerträglich. Und zwar hatte sich mein Partner in den 2 Jahren absolut nicht um unser Kind gekümmert, ich habe alles allein gemacht. Auch davon abgesehen hatten wir große Probleme, weil er mir gegenüber sehr aggressiv war (dem Kind gegenüber nicht). Seine Familie hält zu mir und ist der Meinung, er ist ein Narzisst und / oder evtl. schizophren. Wir sind natürlich keine Experten, aber ich stimme dem, nachdem ich mich viel belesen habe, inzwischen zu. Ich habe trotz allem das ganze Jahr über versucht, ihn dazu zu bewegen, die Trennung rückgängig zu machen; es kam nichts zurück. Er hat mich nur mehrmals aufs Giftigste niedergemacht, als ich meine Sachen aus dem Haus geholt habe. Ich fühle mich nur noch kaputt, ich habe starken Liebeskummer, kann die 10 Jahre nicht vergessen und vermisse das Haus als mein Zuhause. Alles, was ich möchte, ist in Frieden mit meiner Tochter zu leben, sie ist alles, was mich noch hochhält und sozusagen meine einzige Freude. Nun ist bei ihm unsere Tochter betreffend aber urplötzlich ein kompletter Sinneswandel eingetreten - er setzt alles daran, so viel Umgang zu bekommen wie möglich, am liebsten 50:50 und überall mitzureden und mitzuentscheiden. Er droht mir mit Amt und Anwalt. Für mich ist die Vorstellung, sie abzugeben, blanker Horror, schon ein Tag belastet mich sehr, ich vermisse sie sehr und mache mir große Sorgen, ob er richtig aufpasst etc. Die Rechtslage ist so, dass er überall Zuspruch bekommt, er ist nunmal der Vater und hat seine Rechte. Es interessiert niemanden, wie die Betreuungssituation vor der Trennung war, dass er mich rausgeschmissen hat, wie er mich behandelt hat. Das alles ist für mich der blanke Hohn. Statt dass irgendetwas besser für mich wird, hat er weiterhin die Macht über mich, alles worum es geht, ist, dass er zu seinem Recht kommt und darin wird er auch noch von Fremden unterstützt. Ich komme überhaupt nicht damit zurecht, dass er mich zerstört hat, selber aber völlig unbeschadet aus allem herausgeht. Er verbringt mehr Zeit mit dem Kind als vorher, er wohnt noch im Haus, er hat sich finanziell an mir bereichert und am schlimmsten ist, dass er sich vor Freunden, Bekannten und Außenstehenden weiterhin als freundlich und sogar als Opfer darstellt. Lediglich seine Familie weiß, wie er wirklich ist, denn sie behandelt er genauso wie mich. Ich komme einfach mit dieser Ungerechtigkeit nicht klar.  Ich fühle mich auch wie im luftleeren Raum, meine Freundinnen sind aktuell alle frisch verheiratet, sie hören mir zwar zu, verstehen aber nicht wirklich, wovon ich spreche, z.B. Narzissmus. Ich fühle mich so allein damit, meine Probleme sind für sie in so weiter Ferne und gar nicht vorstellbar. Ich getraue mir weder den Unterhalt einzufordern noch meine restlichen Sachen abzuholen, aus Angst, dass er dann wegen Umgang zum Anwalt geht. Es ist schon fast Panik...   Vielen herzlichen Dank für Ihre Hilfe! 


Xenia Bukowsky

Xenia Bukowsky

Beitrag melden

Hallo Banini,    schön, dass du wieder schreibst und dich öffnest. Es tut uns sehr leid, dass es dir schlechter geht und du sogar von großer Angst und Panik berichtest. Das ist bei deiner Situation gerade sehr verständlich.    In deinem vorherigen Beitrag hast du schon von Gewaltausübung wie Herabwürdigung, Beleidigung, Erpressung, Gaslighting und Ignorieren geschrieben. Die Zeit nach der Trennung ist für Personen, die gewaltvolle Dynamiken in der Beziehung erleben mussten, eine der belastendsten, denn die Gewalt hört oft erst einmal nicht auf. Viele betroffene Frauen berichten sehr ähnliche Sorgen und auch Studien unterlegen dies. Du bist nicht allein mit deinen Ängsten und es hat erstmal wenig mit dir oder deiner Person zu tun. Du bist nicht die Person, die sich hier falsch verhält.   Leider ist es auch nicht unüblich, dass gewaltausübende Personen, die während der Beziehung kaum oder keinen Beitrag zur Fürsorge des Kindes geleistet haben, nach der Trennung ein geteiltes Sorgerecht einfordern. Dafür kann es sehr viele unterschiedliche Gründe geben: Ersparnisse der Unterhaltszahlung, weitere Kontrollausübung oder das Bild des “vorbildlichen” Vaters. Viele gewaltausübende Personen zeigen sich nach außen charmant und nett. Das kann auch manipulatives Verhalten sein und führt oft dazu, dass Betroffenen nicht geglaubt wird. So wie wir es verstehen, ist das Sorge- und Umgangsrechtsverfahren bei euch noch nicht abgeschlossen. Bitte suche dir Unterstützung in einer Frauenberatungsstelle: https://www.frauen-gegen-gewalt.de/de/hilfe-vor-ort.html . Denn auch ein Sorgerechtsverfahren kann genutzt werden, um dich unter Druck zu setzen und Macht auszuüben. So kann eure Dynamik trotz Trennung weiter bestehen bleiben und eine Erpressungssituation, wie du sie oben beschrieben hast, entstehen.  Andere Mütter, die ähnliches erlebt haben, empfehlen, dass eine gute Vorbereitung und Wissen über alle Eventualitäten am hilfreichsten seien. Es kann auch hilfreich sein, dass du alle Kontakte, Kontaktaufnahmen und sein gewaltvolles Verhalten schriftlich dokumentierst.  Du beschreibst, dass du bei deinem Ex-Partner narzisstische Verhaltensweisen wahrnimmst. Diese Verhaltensweisen sind oft auch gewaltvoll und selbst eine Diagnose ist keine Rechtfertigung für dieses Verhalten. Jede Person ist für das eigene Verhalten verantwortlich und kann auch nicht durch zugeschriebene Diagnosen, Traumata oder ähnliches legitimiert werden.  Vielleicht hilft dir auch der Austausch mit anderen Personen, die ähnliche Erfahrungen wie du gemacht haben. Es gibt ein Selbsthilfenetzwerk für Betroffene von Narzissmus, vielleicht ist der Austausch für dich eine Entlastung. Sie verstehen deine Erlebnisse vielleicht besser als deine Freundinnen, die gerade in einer ganz anderen Lebensphase stecken: https://toxische-beziehung.de/selbsthilfe-fuer-opfer-von-narzissten/. Gewaltausübung geht oftmals mit bestimmten Mustern einher, die sich sehr ähneln können. Sich dazu zu vernetzen, kann hilfreich sein, die eigenen Erfahrungen zu verarbeiten.  Dass du nachts nicht schlafen kannst und kreisende Gedanken hast, ist in deiner Situation nachvollziehbar. Es ist nicht selten, dass bei Betroffenen von Gewalt diese Symptome auftreten. Bei akuten Krisen oder Panik kannst du immer die 116 117 anrufen, dort kannst du einen Beratungstermin bei einer Psycholog*in vereinbaren: https://www.116117.de/de/psychotherapie.php. Gleichzeitig ist es gut, sich an eine Frauenberatungsstelle zu wenden, weil Symptome, die durch Gewalterfahrung, die einen systematischen und strukturellen Charakter haben, manchmal in der Behandlung oder Therapie nicht thematisiert werden.     Wir haben deinen Beitrag sehr aufmerksam gelesen. Du beschreibst gar nicht, dass du deinen Partner vermisst, nur das Haus und deine Tochter, wenn sie nicht da ist – und das ist auch ganz nachvollziehbar. Mit einer Person zusammenzuleben, die dieses gewaltvolle Verhalten dir gegenüber zeigt, kann sich auch auf deine Tochter auswirken, selbst wenn es nicht aktiv gegen sie gerichtet ist. Kinder, die Gewalt zwischen den Eltern miterleben, nehmen diese Gewalt oftmals wahr und auch das wirkt sich auf die Kinder aus.    Seine Familie hält sogar zu dir. Das ist doch eine gute Stütze. Denkst du, dass seine Familie eventuell deine Sachen abholen kann? Dann musst du selbst nicht in die Konfrontation gehen. Die Sachen einzubehalten, klingt auch nach einem Mittel weiterhin Kontrolle ausüben zu können. Nach und nach werden aber die Mittel ausgehen und du wirst dann ein glücklicheres und selbstbestimmtes Leben führen können. Du benennst sein Verhalten so klar als gewaltvoll, das ist schon ein richtiger großer Schritt. Mit einem guten Unterstützungssystem wie Frauenberatungsstelle und einer guten rechtlichen Vertretung sowie einer Gruppe oder Vertrauenspersonen zum Austausch wirst du es bestimmt schaffen!  Wir können gut verstehen, dass sich die Situation für dich ungerecht anfühlt, denn das ist sie auch. Für dich sind viele Verletzungen und Ungerechtigkeiten entstanden. Wir glauben dennoch, dass du am Ende deinen Weg gehen wirst.   Dabei wünschen wir dir alles gute und viel Kraft!  Liebe Grüße Leonie und Xenia


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.