Sarina2304
Hallo, seit kurzem mache ich mir Gedanken ob ich mich (32 Jahre) von meinem Mann (41 Jahre) trennen soll oder nicht... Wir sind seit 13 Jahren zusammen, davon seit 11 Jahren verheiratet und haben 5 gemeinsame Kinder (11, 8,7, bald 4, und 1 Jahr alt). Vor 12 Jahren bin ich von Baden-Württemberg nach Schleswig-Holstein seinetwegen gezogen. Bis heute habe ich hier niemanden, außer die Schwiegereltern (die wir auch nur ca.1 mal im Monat sehen da sie sich für unsere Kinder nicht wirklich interessieren und wenn die Kinder mal da sind nur vor den Fernseher/Tablet gesetzt werden). Ich habe mit denen auch sonst nichts zu tun und richtig sympathisch waren sie mir noch nie. Die Beziehung mit meinem Mann war von Anfang an schwierig und es gab schon viel hin und her. Am Anfang die ersten 2 Jahre war ich total verliebt, obwohl er mich ganz am Anfang der Beziehung schon belogen hat und er hat hinter meinem Rücken seiner Ex geschrieben das er sie liebt... aber da ich so verliebt war hab ich ihm da verziehen und er hatte dann auch wirklich keinen Kontakt mehr zu seiner Ex. 2015 wollte ich mich schon mal trennen und habe da dann auch eine Weile wieder in meiner Heimat bei meiner Familie mit unserer kleinen Tochter gelebt. Habe mich mit ihm wieder vertragen und bin dann wieder zurück zu ihm und haben dann erstmal in Baden-Württemberg gewohnt. Dort hat er aber so wenig verdient und wir sind fast nicht über die Runden gekommen und es keine andere Möglichkeit an einem anderen Flughafen o.ä. zu arbeiten. Deswegen hat er sich auf eine Stelle bei Airbus in Hamburg beworben wo er dann auch eine Zusage hatte und viel mehr Gehalt bekommt als in BW. So sind wir dann Ende 2016, ich hochschwanger wieder zurück nach SH gezogen. Seit 2022 wohnen wir in unserer gekauften Doppelhaushälfte. Die letzten Monate habe ich weniger Lust auf Zärtlichkeiten mit ihm... das ist mir jedoch erst vor kurzem so richtig bewusst geworden. Wir hatten die letzten Monate nur noch 2 bis 4 mal Sex im Monat und Küsse auch nicht mehr so oft. Er hat auch seit wir zusammen sind insgesamt über 60 kg zugenommen und ich finde ihn überhaupt nicht mehr attraktiv... Ich bin zwar selber auch nicht dünn mit Größe 44 aber ich hatte damals als ich ihn kennenlernte Größe 42. Und er von 72 kg auf 138 kg. Seit 10 Tagen habe ich überhaupt kein Interesse mehr ihn zu Küssen und auch Sex will ich mit ihm nicht mehr haben. Sogar ihm richtig in die Augen zu schauen fällt mir schwer.. Mich reizen andere Männer... aber habe niemanden bestimmten im Blick... Vor ein paar Tagen ist ihm mein verändertes, abweisenderes Verhalten aufgefallen und dann hat er sogar gefragt hast du noch Gefühle für mich oder willst du dich trennen und dann habe ich gesagt dass ich gerade keine Gefühle mehr für ihn habe und ich es in Erwägung ziehe mich zu trennen... dann hat er losgeheult und hat ein scharfes Messer geschnappt und ist in Keller gerannt und hat gesagt er bringt sich jetzt um weil ein Leben ohne mich für ihn keinen Sinn hat.... dann habe ich ihn davon abgehalten, er hat das Messer fallen lassen und wir haben beide geheult... das schlimme ist, dass unsere große Tochter alles mitbekommen hat weil er so laut rumgeschrien hat "deine Mutter will sich von mir trennen".. Ich habe keine Ahnung wie sehr sie die Situation noch belastet. Viel darüber reden will sie nicht mehr. Sie hat nur gesagt, dass wir uns nicht trennen dürfen. Mein Mann sagt weiterhin dass er mich liebt und das ich wunderschön bin. Und mit der Frage immer ob ich ihn liebe und mit seinen Küssen treibt er mich in die Enge. Ich habe ihm zuliebe die Antwort öfters bejaht das er nicht nochmal so ausrastet und sich wirklich was antun will... Und beim Küssen halte ich halt hin... Heute habe ich nochmal mit ihm geredet und da wir die letzten Monate fast keine Zeit zu zweit hatten versuchen wir jetzt abends mehr Zeit zusammen zu nehmen indem die Kinder früher im Bett sein sollen und wir anstatt Fernsehen und am Handy sein kuscheln und so. Er hat auch gesagt das er abnehmen will.. Und ich habe ihm auch nochmal gesagt das ich grad nicht sagen kann das ich ihn liebe und einfach so tun kann als wäre nichts... er hat halt dann wieder geweint und gesagt er will mich nicht verlieren... Aber irgendwie bezweifle ich das mehr Zeit abends und kuscheln und nebeneinander einschlafen wirklich was bringt... Ich denke das ich nur noch freundschaftliche Gefühle für ihn habe. Und wenn ich mich wirklich trenne was mache ich dann? Wenn ich meine Mama in der Nähe hätte würde ich jetzt erst mal zu ihr mit den Kindern ziehen, aber bei 850 km und 3 schulpflichtigen Kindern geht es nicht.. Sie würde mich unterstützen und mir so gut es geht helfen auch wenn sie ihren Vollzeitjob hat. Alleinerziehend mit 5 Kindern und ohne familiäre Unterstützung weiß ich gar nicht ob ich das überhaupt hinbekomme... oder soll ich wieder Baden-Württemberg ziehen und in der Nähe von meiner Mama wohnen... aber dann sehen die Kinder ihren Papa nur noch sehr selten.... und wo soll ich hier wohnen? Wie reagiert mein Mann wirklich wenn ich mich von ihm trenne? Er kann sich das gar nicht vorstellen ohne mich zu leben.... Ich habe keine Ahnung was ich jetzt machen soll. Eine normale Trennung ist mit ihm vielleicht gar nicht möglich und ohne Hilfe mit ihm oder familiär bin ich denke ich überfordert mit 5 Kindern. Eigentlich finde ich landschaftlich Schleswig-Holstein (aber nicht genau die Stadt wo wir wohnen) schöner als Baden-Württemberg und will eigentlich nicht mehr nach BW ziehen... Habt ihr Ratschläge? Wäre dankbar für hilfreiche Antworten. Liebe Grüße Sarina
Liebe Sarina, vielen Dank für deinen Beitrag im Forum. Es klingt für uns, als seist du in einer Situation mit vielen offenen Fragen. Da ist es sehr verständlich, dass du nach Rat und Antworten suchst. Ihr habt eine sehr lange Beziehung und viel gemeinsame Verantwortung mit fünf Kindern und einer gemeinsamen Doppelhaushälfte. Das ist viel Arbeit und um diesen Alltag zu meistern, sind sicherlich viele Absprachen und Kompromisse zwischen euch notwendig. Da ist es ganz normal, dass ihr oder eine Person von euch auch mal an den Punkt kommt, sich nicht ganz sicher in der Beziehung zu sein. In allen Beziehungen gibt es gute und schlechte Phasen und Unsicherheiten gehören mit dazu. Dass sich Gefühle für eine andere Person über die Jahre verändern, geht vielen Paaren so. Damit bist du nicht allein. Ihr seid umgezogen und habt Kinder bekommen, da ist es verständlich, dass das auch euch beeinflusst. Vielleicht ist es möglich auch eure Beziehung so zu verändern, dass du dich wieder wohl fühlst. Du hast erwähnt, dass es auch früher in der Beziehung manchmal schwierig war und du dich auch schon ein Mal für eine Weile getrennt hast. Das heißt, ihr habt Krisen auch schon gemeinsam gemeistert. Und auch jetzt habt ihr euch freie Abende geschaffen, um an eurer Beziehung zu arbeiten. Wie ist eure Gesprächskultur bei Konflikten? Könnt ihr herausfordernde Situationen im Nachhinein klären und wieder zu euch finden? Kannst du beispielsweise mit ihm darüber sprechen, wie es dir geht in Schleswig-Holstein und was du brauchst und auch nicht magst? Kannst du ihm sagen, wie es dir mit der Situation geht, dass du Angst hast, ihn zu verletzen, aber gerne offen mit ihm reden würdest, wie es dir in der Beziehung geht? Eine Trennung ist eine sehr komplexe Entscheidung. Entscheidungsprozesse können nervenaufreibend und zermürbend sein. Vor allem wenn bei einer gemeinsamen Familie viele Faktoren mit berücksichtigt werden müssen. Manchmal ist es hilfreich, sich dazu auch mit anderen auszutauschen um herauszufinden, was die eigenen Wünsche und Bedürfnisse gegenüber einer Beziehung sind. Bezugspersonen können beim Gedanken sortieren oder beim Schaffen von Freiräumen helfen. Hast du Personen in deinem Umfeld, die dich unterstützen können? Du schreibst, dass du viel Unterstützung von deiner Mutter bekommst. Das ist schön zu hören. Vielleicht kann sie dich bei der Einordnung unterstützen. Wenn Bedürfnisse klar benannt werden, gibt es in vielen Beziehungen auch individuelle Lösungen um diese zu erfüllen. Es ist wichtig, dass du auf dich und deine Grenzen achtest und sagen kannst, was du möchtest und welche Beziehung du zu deinem Mann haben möchtest. Für manche Personen ist es beispielsweise auch okay weniger oder sogar keine körperliche Nähe auszutauschen. Es ist auch in Ordnung nicht mehr mit ihm zusammen sein zu wollen. Auch dann müsst ihr schauen, wie ihr die Beziehung verändert. Du beschreibst, dass sich in den letzten Monaten bei dir das Gefühl zu deinem Mann verändert hat. Du hast weniger Lust auf Zärtlichkeiten und findest ihn aufgrund körperlicher Veränderungen momentan nicht mehr so anziehend. Du schreibst auch, dass sich die Situation in den letzten Tagen nochmal zugespitzt hat und du keinen Körperkontakt möchtest. Du berichtest, dass dein Mann durch deinen Rückzug sehr verunsichert ist und dich mit seinen Fragen in die Enge treibt. Es ist verständlich, dass er gerade unsicher ist und verletzt darauf reagiert, dass du an der Beziehung zweifelst. Er darf dich jedoch nicht unter Druck setzen damit. Wenn du ihn gerade nicht küssen magst, ist das vollkommen ok. Dein Körper zeigt dir eine Grenze auf. Es ist wichtig, diese auch wahrzunehmen und zu kommunizieren. Körperliche Grenzen haben für uns eine wichtige Signal- und Schutzfunktion. Du bist niemand Körperkontakt schuldig, um die Wogen zu glätten. Dein Mann muss aushalten können, wenn du gerade keinen Körperkontakt möchtest. Als du ihm erzählt hast, dass du gerade keine Gefühle mehr für ihn empfindest und überlegst, dich zu trennen, hat er sehr stark darauf reagiert. Vermutlich war er schockiert und hilflos und hat aus Verzweiflung zu einem Messer gegriffen. Damit hat er dich in eine sehr schwierige Situation gebracht. Zu Drohen, sich das Leben zu nehmen, ist sehr gewaltvoll und hat großen Einfluss auf andere Personen. Ihr konntet die Situation in dem Moment gut deeskalieren. Dennoch kann eine solche Situation einen großen Bruch in einer Beziehung darstellen und braucht unbedingt Nachsorge und Einordnung. Konntet ihr danach darüber sprechen? Es ist wichtig, dass er für sein Verhalten Verantwortung übernimmt und ihr darüber sprecht, wie ihr damit umgehen könnt, wenn es nochmal zu einer ähnlichen Situation kommen sollte. Manchmal kann es hilfreich sein, auch andere Personen miteinzubeziehen. Gerade wenn, wie bei euch, Streits eskaliert sind und eine Angst besteht, dass dies noch einmal passieren könnte. Habt ihr gemeinsame Bekannte, die ihr mitbeziehen könntet? Wichtig wäre hier, dass ihr beiden dieser Person vertraut und sie keine Seite bezieht, sondern für euch beide da ist. Das kann euch einen schützenden Rahmen geben, um sicher über Themen wie eine mögliche Trennung sprechen zu können. Eventuell sind nach so einer langen Zeit wie bei euch Beziehungsdynamiken auch sehr festgefahren, sodass externe Unterstützung bei der Besprechung sehr emotionaler Themen für euch als Paar hilfreich sein kann. Für derartige Gespräche gibt es Angebote. Du kannst hier nach kostenlosen Familien- und Paarberatungen suchen: https://www.dajeb.de/beratungsfuehrer-online/beratung-in-ihrer-naehe/. Unterstützung anzunehmen, ist keinesfalls ein Zeichen der Schwäche, sondern dass ihr euch einen Raum schafft, um gemeinsam nach Lösungen suchen zu können. Wichtig ist auch, dass deine Tochter Unterstützung bekommt. Du hast beschrieben, dass sie nicht viel darüber reden mag. Es ist sehr gut, dass du ihr angeboten hast, dazu zu sprechen. Vielleicht bist du im Moment nicht die richtige Ansprechperson für sie, da sie ja vermutlich zwischen euch beiden steht. Kinder brauchen eigene Ansprechpersonen, wenn sie gewaltvolle Situationen miterleben. Sie sind immer mitbetroffen. Gibt es in ihrer Schule oder an einem anderen Ort, an dem sie gerne ist, eine Vertrauensperson, mit der sie dazu sprechen könnte? Ansonsten könntest du ihr auch die Nummer gegen Kummer (116 111) weitergeben. Dort kann sie anonym und kostenlos mit Beraterinnen über alles sprechen, was sie beschäftigt. Eine weitere wichtige Anlaufstelle kann der Krisenchat sein: https://krisenchat.de/?chat=true Hier könnte deine Tochter über Whatsapp mit Psycholog*innen und anderen Expert*innen über das schreiben, was sie beschäftigt. Auch dein Mann braucht Unterstützung. Er hat auf eine anstehende Trennung sehr stark reagiert. Es wäre gut, wenn er unabhängig von dir, eine Möglichkeit hätte, die geschehene Situation zu besprechen und einen anderen Umgang damit zu finden. Es gibt beispielsweise die Telefonseelsorge, bei der man on Krisen kostenlos und anonym Hilfe finden kann: https://www.telefonseelsorge.de/ Bei einer Trennung entstehen auch viele Fragen nach Aufteilung finanzieller Ressourcen, Sorgerecht und Wohnraum. Möglichst viel Wissen zu sammeln, kann eine große Hilfe sein, um deine Möglichkeiten besser einschätzen zu können. Du kannst beispielsweise bei ProFamilia nach Beratungsmöglichkeiten schauen: https://www.profamilia.de/angebote-vor-ort. Gib dir ein bisschen Zeit, um dir über deine Gefühle und Möglichkeiten bei einer Trennung klar zu werden. Bleibe dabei nicht allein. Alles ist besser schaffbar, wenn Bezugspersonen dabei sind! Wir sind sicher, dass du für dich einen guten Weg finden wirst, auch wenn es sich im Moment sehr herausfordernd anfühlen mag. Alles Gute, Xenia und Leonie