Sommerblume269
Liebe Frau Traub, Ich bin seit 6 Jahren verheiratet und habe mit meinem Mann ein gemeinsames Kind (5). Mein Mann und ich haben schon immer viel gestritten, aber es gab trotzdem nie seinerseits Zweifel, dass wir zusammengehören. Zugeben muss ich aber, dass ich ihm im Streit durch ungute (übernommene) Kommunikationsstrukturen meiner Familie schon oft verletztende Dinge an den Kopf geworfen habe. ZB, dass ich mich schon längst von ihm getrennt hätte, wenn wir nicht ein gemeinsames Kind hätten. Eben weil es mich enorm triggert, wenn er mich im Alltag "übersieht". D.h. es gibt von seiner Seite aus nur sehr wenig Initiative was die Paarpflege anbelangt (grundsätzlich), weil er ein viel geringeres Nähebedürfnis hat als ich. Das triggert meine Verlustangst. Ich weiß, dass ich an meinen Themen arbeiten muss. Aber er hält sich seinerseits auch nicht an vereinbarte "Regeln". ZB 1 x Frage am Tag "Wie geht's dir?" oder kurzen Kuss geben beim Hallo/Tschüss sagen, geschweigedenn eine Umarmung pro Tag. Wir leben nur noch nebeneinander her und er ist in seiner freien Zeit lieber am Handy. Vorletzte Woche kam es deshalb wieder zum Streit und er meinte, dass er findet, wir hätten keine gemeinsame Basis mehr und dass ihn die früheren Aussagen von mir noch belasten. Er wisse nicht mehr, ob er unsere Beziehung noch will. Seitdem schwanke ich enorm - einerseits will ich weiter an uns festhalten und arbeiten, andererseits kommt von ihm wirklich null Sicherheit mehr. Er hat sozusagen endgültig die Nase voll. Noch ist er aber nicht bei der Entscheidung angelangt, wie es nun weitergehen soll. Wenn ich versuche mit ihm darüber zu reden, was er sich wünscht und was er braucht oder auch nicht möchte (und das wirklich ohne Vorwürfe), sagt er nur "Ich weiß es nicht". Aber jeder weitere Tag zerrt an mir und ich hab große Angst davor, dass er mich verlässt und ich zusehen kann, wo ich bleibe. Meine Hoffnung ist, dass er durch seine Arbeit und seine Meisterschule aktuell so überfordert ist, dass er deshalb überreagiert (weil er wirklich extrem viel zutun hat). Aber er meinte; es ginge ihm nur schlecht wegen uns. Bis vor drei Wochen war aber scheinbar noch alles ok. Und nun dringe ich nicht mehr zu seinem Inneren durch. Aber wenn ich mich ihm zuliebe zurücknehme, fühle ich mich nicht gesehen, fühle mich als müsste ich mich verstellen und werde zwangsläufig wieder pampig. Ich will so gern mit ihm reden, aber seine Hoffnung ist weg, dass es anders werden kann. Was würden Sie mir raten?
Liebe Sommerblume, wie schön, dass du dich hier im Forum öffnest. Es kann sehr entlastend sein, seinen Sorgen Platz zu geben. Aus deiner Nachricht lese ich, dass du weißt, was du für eine funktionierende Beziehung brauchst. Sich gesehen zu fühlen ist ein nachvollziehbarer Wunsch. Es scheint, als hättet ihr bereits viele Lösungen für unterschiedliche Bedürfnisse gefunden. Nun schreibst du, dass sich seit vorletzter Woche alles zuspitzt und Zweifel an eurer gemeinsamen Basis bestehen. Beziehungen verlaufen nicht immer linear und manchmal sind Phasen sehr anstrengend, insbesondere mit einem kleinen Kind, Arbeit im Haushalt und Lohnarbeit oder Prüfungssituationen. Es ist toll, dass du dich mit dir auseinandersetzt. Wichtig ist jedoch, dass nicht eine Person die ganze Last trägt. Kein Mensch ist perfekt. Es ist wertvoll, dass du deine Kommunikationsmuster erkennst und daran arbeiten möchtest. Dafür braucht es aber einen Partner, der ebenfalls seinen Teil beiträgt und im Gespräch bleibt. Sich zurückzunehmen kann in Krisenzeiten kurzfristig sinnvoll sein. Auf Dauer kann das aber kaum jemand aushalten. Wie du beschreibst, zeigen sich unerfüllte Bedürfnisse dann oft durch Gereiztheit. Besser ist es, Bedürfnisse in einem ruhigen Gespräch offen anzusprechen. Du scheinst in einer passiven Situation zu sein, wartend auf die Entscheidung deines Mannes. Könntest du dir überlegen, was du dir von einer Beziehung wünschst und inwieweit das aktuell erfüllt wird? Oder du begibst dich mal in den Gedanken, wie dein Leben ohne eure Beziehung aussehen könnte und schaust, wie sich das anfühlt. Vielleicht hilft es, dir einen Nachmittag für dich zu nehmen, beispielsweise in einem gemütlichen Café oder mit einer Freundin zu sprechen? Ins Handeln zu kommen kann die Belastung verringern. Um sich anzuschauen, wie eine gute Basis wieder hergestellt werden kann und welche alten Verletzungen noch bestehen, kann es auch hilfreich sein, ein paar Stunden Paartherapie oder –beratung wahrzunehmen. Oftmals haben sich Dynamiken über Jahre eingeschlichen und verfestigt und können zu zweit schwer gelöst werden. Ein neutraler Blick von außen kann da hilfreich sein! Hier kannst du nach kostenfreien Angeboten schauen: https://www.dajeb.de/beratungsfuehrer-online/beratung-in-ihrer-naehe/ Wir wünschen dir, dass ihr eine Lösung findet, in der du genug Raum für deine Bedürfnisse hast! Viele Grüße Xenia und Leonie
Die letzten 10 Beiträge
- Kurz vorm Beziehungsaus
- Trennen oder bleiben?
- Eheprobleme /Interesse an anderem Mann
- Ungerechtigkeit / Verbitterung
- Unsicherheit in Beziehung
- Familienbesuch
- Weiß nicht mehr was ich tun soll
- Umzug ins Ausland mit gemeinsamem Sorgerecht
- Negative Konfliktspirale, andauernde Schuldzuweisungen und Rückzug
- Vater-Sohn-Beziehung