Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

will mein essen nicht essen

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: will mein essen nicht essen

Mitglied inaktiv

Hallo Birgit, mein Sohn ist mittler weile 19 Monate alt und isst zu Mittag immernoch Gläschen. Wenn er das essen von uns probieren soll macht er das meißtens nicht. Das einzige was er ißt sind,Pommes,Fischstäbchen usw.im globen gesagt alles was fritiert ist. Ich habe mit 7 Monaten angefangen zuzufütter und habe anfangs auch selbst gekocht aber er wollte nur Gläschen.Da ich von Beruf Köchin bin und mich auch mit speziellen Ernährungs Arten auskenne glaube ich nicht das es an meinem essen liegt. Kartoffeln und Gemüse verweigert er ohne es auch nur zu probieren.Ansonsten ist er ein guter esser.An Obst isst er fast alles und auch ausreichend. Er hat 16 Zähne am Kauen kann es also auch nicht liegen. Wie kann ich ihn dazu bringen auch Gemüse zu essen? Kannst du mir helfen? Danke Kerstin


Birgit Neumann

Birgit Neumann

Hallo Kerstin in diesem Alter kannst du von deinem Sohn schon erwarten, dass er vernünftig mitisst. Gib ihm einfach keine Gläschen mehr. In diesem Alter sind sie wirklich völlig überflüssig und ungeeignet. In diesem Alter kannst du es verantworten, dass er auf ein Mittagessen verzichtet, wenn er nicht isst und dann isst er entsprechend mehr beim nächsten Mahl. Er isst ja Obst. Damit kompensiert er das nicht gegessene Gemüse. Und er mag offensichtlich Speisen die eine hohe Kaloriendichte haben. Was esst ihr denn so? Manche kinder haben starke Vorlieben und starke Abneigungen. Finde heraus, was er gerne mag und das kann es dann öfter geben. Nudeln bspw. Dass die lieben Kinderchen in diesem Alter kaum mehr Gemüse mögen, ist ganz normal. Sicher gibt es aber zwei oder drei Gemüsesorten, die auch dein Kind gerne mag. Dann gibt es die eben öfter. Magst du jede Gemüsesorte? Die Meinung ist weit verbreitet, dass Babies und Kleinkinder jede Gemüsesorte mit der gleichen Begeisterung essen müssten. Ist aber leider nicht so. Manchmal kommt es auf die richtige Zubereitung an. Du kannst Pommes selbst zubereiten, bspw. Ketchup von der Firma Zwergenwiese wäre eine gute Lösung, um Tomaten ins Kind zu bringen. Erbsen zum Picken, Möhrenstückchen, Maiskörner. Für den Anfang einfach mal 5 Stükchen/Erbschen/Maiskörnchen jeweils auf den Teller geben. Und sonst lässt sich Gemüse nährstofftechnisch auch durch Obst ersetzen. Überladene Teller, oder mit x verschiedenen Speisen bestückte Teller wirken sehr appetithemmend. Kinder wollen Klarheit. Einen Löffel Reis, daneben Erbsen und evtl ein bisschen Fleisch oder Ei von Mamas Teller. Das fordert eher zum Essen auf. Ich hoffe das hilft dir weiter. Du kannst gerne weitere Fragen stellen, wenn du mit meiner Antwort nicht ganz übereinstimmst. Übrigens sind süsse LM u.a. deshalb so begehrt, weil sie nahrhaft sind. Sprich, sie liefern auf kleinstem Raum viel Nahrungsenergie. Fett (Pommes) hat viele Kalorien, aber nimmt nur wenig Volumen ein, sodass eine Mahlzeit zwar klein erscheinen mag, weniger Essaufwand erfordert, aber trotzdem gut sättigt. Süßes vermittelt ein rasches Sättigungsgefühl, was evolutionär bedingt eine ebensolche Berechtigung hat. Gemüse dagegen hat zwar Vitamine Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, aber bringt null Sättigung. Die sekundären Pflanzenstoffe hingegen sind manchmal schwerer verdaulich. Individuell verschieden. Deshalb wird Gemüse oft akzeptiert, wenn es entsprechend zubereitet wurde. Mit viel Fett - Rahmspinat. Ketchup: sehr hoher Zuckergehalt. Erbsen: leicht süßlicher Geschmack. Pizza: fettreich Da gibt es einige Beispiele. Fleisch ist schwer zu kauen. Deswegen sind Würstchen meist beliebter. Und Hackfleisch. Du siehst - die richtige Zubereitung, Freude beim Essen, ohne Druck von aussen, das Ermuntern zum Probieren (Ausspucken erlaubt), schon wirds klappen. Kocht mal gemeinsam und lass sie stets kosten. Aus dem Topf, oder beim Vorbereiten schon (rohe) Möhrchen etc... Dein Sohn sollte nicht nur an Gläschen gewohnt sein, denn sonst hat er später ernsthafte Essprobleme, weil ihm nichts schmeckt und weil ihm wichtige Erfahrungen fehlen. Erfahrungen (verdauungstechnisch usw), die er unbewusst mit dem Genuss bestimmer Speisen und LM verbindet. Die einmal erlernten Geschmacks-prägungen, in frühester Kindheit, werden treu bis ins Erwachsenenalter hinein beibehalten. Muttermilchersatzpulver bspw. enthält gewöhnlich den Aromastoff Vanillin. Das Münchner Sensorikunternehmen ASAP hat hierzu eine Versuch durchgeführt: 130 Jugendliche und Erwachsene erhielten zwei fast identische Proben Ketchup. Die Proben unterschieden sich in der Zugabe von Vanillin zu einer Ketchupflasche. Der vanillinhaltige Ketchup wurde von ehemaligen Flaschenkindern 4 mal so häufig bevorzugt, als von ehemals gestillten Personen. Die Babymenüs entsprechen darüberhinaus auch nicht mehr den wahren Bedürfnissen eines Kleinkindes von 20 Monaten. Das Kind sollte Kauen, verschiedene Konsistenzen kennenlernen. Merken, dass ein und das selbe Gericht jedesmal geschmacklich etwas variieren kann. Dass verschiedene LM unterschiedlich sättigen. Dass es kleine und grosse Nudeln gibt, die aber jedesmal in gleicher Weise verdaut und vertragen werden. Das Kind soll Spass am Essen haben. Dazu kannst du deinen Sohn in die Speisenzubereitung miteinbeziehen. Zusehen lassen. Erklären. Ich rate dir unbedingt, von den Gläschen wegzukommen. Wenn er mal eine Woche kein Gemüse oder dergleichen isst, dann macht das nichts. Wenn er eine Woche nur Nudeln isst, auch egal. Gruss Birgit


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