Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Wie lange das gleiche Gemüse?

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Wie lange das gleiche Gemüse?

Mitglied inaktiv

Hallo, wir haben vor ca. 5 Wochen bei meinem Kleinen (6,5 Monate) mit der Beikost begonnen. Ich habe mit Kürbis angefangen, den er auch gerne mag. Innerhalb kurzer Zeit hat er ein komplettes Gläschen verdrückt. Nun wollte ich ihm gerne auch etwas anderes anbieten und alle Versuche scheitern. Er will nichts anderes essen, egal was ich ihm anbiete. Nun meine Frage, wie lange kann man bei einer Gemüsesorte bleiben? Die Variante mit Kürbis, Reis und Huhn ißt er auch, alles andere verweigert er...! Ich finde es eigentlich wichtig, dass er wegen der Nähstoffe auch anderes Gemüse und Kartoffeln ißt, was er aber gar nicht tut. Soll ich immer wieder etwas anderes anbieten und dann ggf. 3/4 wegwerfen, oder die nächsten Wochen erstmal Ruhe einkehren lassen und ihm das geben, was er mag? Vielen Dank für die Antwort Liebe Grüsse pauline179


Birgit Neumann

Birgit Neumann

Hallo pauline179 ab dem 8. Lm etwa kannst du versuchen, zusätzlich zum bewährten Gläschen, auch frisch gekochte (Bio)Kartoffel anzubieten. Bis dahin macht es nichts, wenn dein Baby nur diese eine Sorte isst. Zusätzlich zum bewährten Brei kannst du du auch eine andere Sorte in Minimemengen dazu füttern. Dazu eine Teilportion vom Gläschen abnehmen und den Rest sofort gut verschlossen kühlen. Babies lieben die Sicherheit beim Essen. Sie essen, was sie kennen, weil sie wissen, dass es ihnen bekommt und sie entsprechend nährt. Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben eine sog. Neophobie. Eine Angst vor dem neuen, unbekannten Éssen. Auch hier wieder, evolutionsbiologisch betrachtet, eine gute Schutzfunktion. Gegessen wird nur das, was man kennt. Denn Unbekanntes könnte giftig sein. Besonders bittere Speisen sind oft giftig. Deswegen wird ein bitterer Geschmack von Kindern meistens abgelehnt. Kinder müssen oft bis zu 10 mal etwas probiert haben, bevor sie es wirklich gut akzeptieren und sich an den Geschmack gewöhnt haben. Zum Probieren genügen oft schon mimimalste Mengen. Und ausspucken sollte erlaubt sein. Auch der Geruchssinn spielt eine große Rolle. Denn noch bis ins Erwachsenenalter (lebenslang) hinein sind solche Erinnerungen mittels Geruchssinn aktiv, und die Bereitschaft später im Erwachsenenalter eine Speise zu probieren, ist dadurch sehr gross. Somit nimmt die Geruchsprägung noch vor der Geschmacksprägung eine wesentliche Rolle ein. Die einmal erlernten Geschmacksmuster, in frühester Kindheit, werden treu bis ins Erwachsenenalter hinein beibehalten. Muttermilchersatzpulver bspw. enthält gewöhnlich den Aromastoff Vanillin. Das Münchner Sensorikunternehmen ASAP hat hierzu eine Versuch durchgeführt: 130 Jugendliche und Erwachsene erhielten zwei fast identische Proben Ketchup. Die Proben unterschieden sich in der Zugabe von Vanillin zu einer Ketchupflasche. Der vanillinhaltige Ketchup wurde von ehemaligen Flaschenkindern 4 mal so häufig bevorzugt, als von ehemals gestillten Personen. Eine neuere Studie ergab, dass Kinder, die häufig aromatisierte Fruchtjoghurts assen, sich so sehr an die Aromen gewöhnen, dass sie dann den im Testversuch selber angerührten Joghurt mit frischen Früchten, als Kunstprodukt zu identifizieren glaubten. Fazit: Das Aroma der echten Früchte war ihnen so fremd, dass sie die künstlichen, naturidentischen, natürlichen Aromen, jeweils als den Geschmack von "echtem Obst" abgespeichert hatten und künftig diesen "unechten" favorisieren. Wichtig zu wissen ist, dass bei der Appetitsteuerung viele Faktoren zusammenspielen. Eine ganz wichtige Rolle spielt auch die individuelle Verdauung der Speisen, die u.a. von der mikrobiologischen Darmbesiedelung abhängt." Grüsse Birgit Neumann


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