Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Unsere Maus (20 Monate) mag nicht so recht

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Unsere Maus (20 Monate) mag nicht so recht

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Hallo! Unsere Maus (20 Monate) hatte bisher immer mal wieder Phasen, in denen sie schlecht geschlafen und gegessen hat, aber die momentan toppt einfach alles... Essen... Frühstück: Normalerweise bekommt sie zum Frühstück immer noch Milchbrei (allerdings gemixt mit Haferflocken und Cornflakes), damit sie wenigstens etwas Milchprodukte zu sich nimmt. In den letzten Tagen sagt sie immer, dass sie lieber Brot anstelle des Breis möchte. Wenn wir ihr dann eines schmieren beißt sie 2-3 mal ab und sagt dann wieder "Brei"... Mittag: Die Maus bekommt meistens "So groß" oder ähnliches (oder mal Nudeln pur). Versuchen sie immer wieder zum Essen unserer gekochten Sachen zu überreden, allerdings probiert sie das dann immer nur und isst nicht wirklich mit. Abends: Getreide-Obst-Brei. Danach isst sie dann noch eine winzige Kleinigkeit bei uns mit. Auch wenn wir abends warm essen probiert sie nur... mehr nicht... Zwischendurch bekommt sie ganze Äpfel (kleingeschnitten isst sie sie nicht so gerne), Salat-Gurke in Scheiben (da verdrückt sie auch mal eine halbe Gurke), Cocktail-Tomaten, L&C-Knusperbrot oder beim Einkaufen mal ein trockenes Brötchen. Diese Sachen isst sie meistens mit großer Freude und mit Genuß. Außerdem mag sie Pommes, Erbsen und ab und zu mal Nudeln... Zu trinken bekommt sie Wasser ohne Kohlensäure (sie mag keine Säfte etc.), ab und zu auch mal Kakao/Milch. WIE BEKOMMEN WIR SIE ZUM MITESSEN AM TISCH??? Bin dankbar für jeden Ratschlag, jede Anregung - einfach für alles! DANKE für´s Zuhören... P.S.: sie wurde bis zum 5. Monat voll und bis zum 9. Monat abends/morgens gestillt - hat jegliche Flaschenmilch abgelehnt!


Birgit Neumann

Birgit Neumann

Hallo Igio Statt des klassischen Milchbreies am Morgen kannst du einfach nur Haferflocken mit Cornflakes mischen. Dazu Milch. was ist die typische geschmackgebende Zutat euere Frühstücksbreies? Ist der süß? Oder du gibst einfach Brot und schaust mal, wie sie damit zurechtkommt. Sie sollte möglichst selber essen. Schneide das Brot, wenn es welches gibt, ohne Rinde, mit Butter bestrichen, in kleine mundgerechte Häppchen. Vielleicht klappt das Kauen so besser. Schmier ruhig mal Marmelade drauf. Es muss ja nicht viel sein oder kocht die Marmelade vorher zusammen. Da kannst du sie schon mal aus dem Topf naschen lassen. Anschliessen ihr erklären, dass das Brotbelag ist und gleich mal eins essen. Es gibt verschiedene Sorten Gelierzucker (zum Kochen). Hier werden Zucker und Früchte im Verhältnis 1:1, 1:2, 1:3 gemischt. Das Rezept (supereinfach) steht auf der Verpackung. Geht ratzfatz :-) Gelierzucker 1:3 enthält als zusätzlichen Konservierungsstoff Sorbinsäure. Er ruft (im Vergleich zu andern Konservierungsstoffen) am seltensten Allergien hervor. Sie wird wie Fettsäuren verstoffwechselt und gilt deshalb als harmlos. Zu Gelierzucker gäbe es widerum folgende Alternativen: Pektin (Quellstoff in Früchten) oder Konfigel (aus Citruspektin und Kartoffelstärke). Agar Agar wird sehr fest Bei Interesse mal nachfragen :-) Dann kannst du bspw mal einen frischen Pfannkuchen mit Marmelade bestreichen. Da kann sie bestimmt auch nicht widerstehen. Und abends gilt das Gleiche. Weg vom Brei. Gib doch mal gebutterte Nudeln oder gebratenes Brot. Das kann vielleicht auch dein Kind begeistern. Dazu Toastbrotscheiben in Butter von beiden Seiten leicht anbraten und leicht salzen. Ein himmlischer Genuss. Das stellt einen Kompromiss zu einer einfachen Brotmahlzeit dar. Kombiniert mit Gemüse oder Obst und Milch ist das ein netter Abendsnack. Ist zwar nicht für jeden Tag, aber auch mal eine Abwechslung zu Nudeln. Oder mal ne Brezel oder ein Rosinenbrötchen? Euere Tochter hat sich an ihr spezielles Essen schon ziemlich gewöhnt. Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben eine sog. Neophobie. Eine Angst vor dem Neuen. Das betrifft eben das Essen und ist aus Urzeiten eigentlich eine gute Schutzfunktion. Gegessen wird nur das, was man kennt. Denn Unbekanntes könnte giftig sein. Die Kinder beurteilen das Essen auch nach der Verträglichkeit. Diese Veträglichkeit ist subjektiv und von Aussenstehenden nicht immer direkt nachvollziehbar. Die Vererbung hat nach neuerer Studie einen großen Einfluss auf das Essverhalten und vor allem auf diese sog.Neophobie. Ãœbrigens sind süsse LM u.a. so begehrt, weil sie nahrhaft sind. Sprich, sie liefern auf kleinstem Raum viel Nahrungsenergie. Fett (Pommes) hat viele Kalorien, aber nimmt nur wenig Volumen ein, sodass eine Mahlzeit zwar klein erscheinen mag, weniger Essaufwand erfordert, aber trotzdem gut sättigt. Hier lohnt das Selberzubereiten. Süßes vermittelt ein rasches Sättigungsgefühl, was evolutionär bedingt eine ebensolche Berechtigung hat. Gemüse dagegen hat zwar Vitamine Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, aber bringt null Sättigung. Die sekundären Pflanzenstoffe hingegen sind manchmal schwerer verdaulich. Individuell verschieden. Deshalb wird Gemüse oft akzeptiert, wenn es entsprechend zubereitet wurde. Mit viel Fett - Rahmspinat. Ketchup: sehr hoher Zuckergehalt. Erbsen: leicht süßlicher Geschmack. Pizza: fettreich Da gibt es einige Beispiele. Fleisch ist schwer zu kauen. Deswegen sind Würstchen meist beliebter. Und Hackfleisch. Dein Kind widerum isst eine grosse Auswahl an Gemüsesorten. Was gibt es denn bei euch so zum Essen? Habt ihr mal Pudding zusammen gekocht? Ansonsten habe ich seinerzeit für meine Tochter das Rezept für die Fleischbällchen kreiert: Fleischbällchen: Rindersteak (mageres Stück Fleisch eben kann auch Schwein sein) beim Metzger durch den Fleischwolf drehen lassen, die Masse vorsichtig würzen, wenn nötig. Evtl Öl und/oder Semmelbrösel dazu und kleine Bällchen formen, im Ofen garen oder in der Pfanne herausbraten. Nicht zu dunkel (kross) werden lassen. Sie lassen sich auch gut einfrieren. Dann lohnt sich der Aufwand. In Sosse servieren oder pur. Hühnernuggets selbst gemacht: Hühnerbrust kaufen in kleine Streifen schneiden. Leicht salzen/würzen, durch ein verquirltes Ei ziehen, in Semmelbröseln wälzen und in Öl braten. Es gibt Kinder, die mögen kein Fleisch. Oft kommt es jedoch auch hier auf die Zubereitungsart und die Sorte, sowie die Qualität an. Fleisch ist die beste Eisenquelle. Am besten rotes Fleisch wie Rind. Kaufe doch besonders gute Qualität. Welche Sorten Fleisch gibt es bei euch und wie bereitest du es zu? Bolognesesosse ist bei Kindern meist recht beliebt. Oder Gulasch, da ist das Fleisch sehr zart und gut kaubar. Oder Hamburger selbstgemacht? Auch Hühnerfleisch (fetteres Fleisch vom Hühnerbein) mögen viele Kinder. Sowie Wurst. In Gemüse und Getreide ist zwar Eisen enthalten (Spinat übrigens nicht so sehr), wird aber vom Körper wesentlich schlechter aufgenommen. Auch der Geruchssinn spielt eine große Rolle. Denn noch bis ins Erwachsenenalter (lebenslang) hinein sind solche Erinnerungen mittels Geruchssinn aktiv, und die Bereitschaft später im Erwachsenenalter eine Speise zu probieren, ist dadurch sehr gross. Somit nimmt die Geruchsprägung noch vor der Geschmacksprägung eine wesentliche Rolle ein. Die einmal erlernten Geschmacksmuster, in frühester Kindheit, werden treu bis ins Erwachsenenalter hinein beibehalten. Muttermilchersatzpulver bspw. enthält gewöhnlich den Aromastoff Vanillin. Das Münchner Sensorikunternehmen ASAP hat hierzu eine Versuch durchgeführt: 130 Jugendliche und Erwachsene erhielten zwei fast identische Proben Ketchup. Die Proben unterschieden sich in der Zugabe von Vanillin zu einer Ketchupflasche. Der vanillinhaltige Ketchup wurde von ehemaligen Flaschenkindern 4 mal so häufig bevorzugt, als von ehemals gestillten Personen. Eine neuere Studie ergab, dass Kinder, die häufig aromatisierte Fruchtjoghurts assen, sich so sehr an die Aromen gewöhnen, dass sie dann den im Testversuch selber angerührten Joghurt mit frischen Früchten, als Kunstprodukt zu identifizieren glaubten. Fazit: Das Aroma der echten Früchte war ihnen so fremd, dass sie die künstlichen, naturidentischen, natürlichen Aromen, jeweils als den Geschmack von "echtem Obst" abgespeichert hatten und künftig diesen "unechten" favorisieren. Wichtig zu wissen ist, dass bei der Appetitsteuerung viele Faktoren zusammenspielen. Eine ganz wichtige Rolle spielt auch die individuelle Verdauung der Speisen, die u.a. von der mikrobiologischen Darmbesiedelung abhängt. Jedes Kind hat seine Favoriten. Dieses Herauszufinden, ist schon mal was wert Dazu ist es wichtig, dass ein Kind ein möglichst breitgefächertes Repertoire hat, aus dem schöpfen kann. Das bedeutet, dass möglichst viel probiert werden sollte. Manchmal ist so eine Situation nicht der Essenstisch, sondern vielleicht der Spielplatz, bei der Oma, im Urlaub, im Restaurant etc Und sorge dich nicht allzu sehr um das Essverhalten, sondern beobachte mal, wie sich die Gewohnheiten deines Kindes verändern, wenn die "Extrawürstchen" ausbleiben. Grüsse Birgit Neumann


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