Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Eßstörung bei 8 Jährigen!?

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Eßstörung bei 8 Jährigen!?

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Hallo! Mein Sohn ist 8 Jahre und sein Eßverhalten ist ein Problem. Er ißt kein Fleisch,Gemüse, Salat. Er ißt so wenig, daß ich mir wirklich gedanken mache. Er ißt vielleicht zwanzig Pommes mit Ketchup. Beim Kartoffelbrei sind es 2 kleine Eßlöffel voll. Keine Bratwürste oder Wiener! Nur ein Brötchen! U.s.w.!!! Er ißt auch nicht mit Appetitt. Für ihn ist es nichts schönes. Das war immer schon so. Wir haben das Buch "Jedes Kind kann essen lernen" Haben uns auch daran gehalten. Er hat trotzdem kein Interesse, mal Fleisch zu probieren. Wir kochen umfangreich und sind gute Vorbilder. Die Schwester (5) hat keinerlei Probleme. Mit Getränken ist es änlich.Er trinkt nur Apfelsaft. Kein Getränk mit Kohlensäure! Er hat kein Interesse an Limo, Cola...... Ist zwar nicht schlimm. Gibts bei uns auch eigentlich nicht, aber ich würde mich einfach freuen, wenn er da mal Lust drauf hätte. Für mich ist es ein großes Problem. Wie soll das laufen, wenn er mit der Schule mal wegfährt? Ich bin mir sicher, daß er dann nichts trinkt, wenn es Getränke mit Kohlensäure gibt. Ich würde es ja drauf ankommen lassen, aber was wenn man ihm Unrecht tut und es ist eine Störung und nicht nur Bock! Ich hoffe Sie haben einen Rat für mich. Danke! Junikind


Birgit Neumann

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Hallo Junikind ist dein Kind vom KiA schon durchgecheckt worden? Besteht denn Handlungsbedarf? Dass Essen oder Getränke probiert werden müssen, kann durch klar formulierte Regeln geändert werden. Im Alter deines Kindes ist das gut machbar. Frag doch mal Frau Schuster dazu. Abneigungen gegen bestimmte Speisen können normal sein. Wird dann aber immer wieder der Focus auf diese Eigenheiten gelegt und/oder oft zum Thema gemacht dann können "Machtkämpfe" entstehen. So bekommt ein Kind besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Das kann schon auch zu Extremsituationen führen - so wie du die Sorge formulierst, dass dein Kind auf Klassenfahrt lieber nichts trinken würde, als ein Getränk mit Kohlensäure. Ob das bei deinem Kind der Fall ist, kannst nur du beurteilen. Ich schreibe diese Möglichkeit der Erklärung für dieses Verhalten einfach mal dazu. Ganz klar ist natürlich auch, dass Getränke mit Kohlensäure tatsächlich nicht jedermanns Geschmack sind. Eine Vorliebe für besonders sehr sprudelige Getränke ist auch eine besondere Eigenheit von uns Deutschen. In Frankreich trinkt man das so nur sehr selten. Da würde deinem Kind gar nicht auffallen, dass er es nicht mag. Ob etwas schmeckt ,ist sehr stark abhängig davon, wie es dem Körper bekommt, welchen Nutzen die Speise für den Organismus hat. Das geht oft über die reine Nährstoffanalytik hinaus, in Richtung stimmungsverändernder Substanzen. Diese gibt es in unserer Nahrung zuhauf. Sogar die Muttermilch ist schon voll davon. Ein gutes Beispiel ist hier der Kaffee. Schmeckt Kindern nicht, weil sie ihn wegen des Koffeins auch gar nicht trinken dürfen. Vermutlich mochtest du Kaffee beim ersten Mal auch nicht so gerne. Durch den Lerneffekt deines Körpers aber, dass Kaffee trotz bitterem Geschmack die Stimmung aufhellt etc, hast du dich daran gewöhnt und er wird plötzlich, morgens morgens, fast unentbehrlich. Und bei den Mengen und der Zubereitungsart hat jeder seinen Favoriten. Die, die ihm persönlich am besten bekommt. Da gibt es so unterschiedliche Zubereitunsgtechniken und Sorten, Zutaten wie Zucker, Milch oder Sahne oder oder... Dies kann euch verdeutlichen, dass mehrmaliges Probieren eines Produktes Sinn macht. Dass verschiedene Zubereitungsmethoden sinnvoll sein können. Ermutige deine Tochter also ruhig immer wieder dazu neue Dinge zu probieren. Die Zubereitungsart kann sehr entscheidend sein. Sogar die Qualität der Produkte kann sich sehr im Geschmack niederschlagen. Eine lange gekochte Tomatensosse ist viel bekömmlicher als eine nur kurz Aufgekochte. Das war der Siegeszug für Tetrapack und Co. Erst so entwickeln sich bestimmte Stoffe, die die Sosse zu wahrer Gaumenfreude werden lassen. Mit den gesamten Esseindrücken (Geschmack, Hungerzustand, Atmosphäre bei Tisch, Verdaulichkeit etc) werden Informationen gespeichert, die später unbewusst darüber entscheiden ob etwas gemocht wird oder nicht. Atmosphäre bei Tisch, Behaglichkeit bei Tisch, geliebte Personen bei Tisch, Freude am Tisch etc...Deswegen schmeckt´s den meisten Ehemännern "bei Muttern" doch am besten :-) Du siehst, so pauschal kann man auf diese Frage gar nicht so leicht antworten. Îhr habt ja schon einige Versuche unternommen, das Essen eurem Sohn schmackhaft zu machen. Ist dein Kind eine insgesamt sensible Persönlichkeit? Hat dein Kind auch einen feinen Geruchssinn? War dein Sohn schon immer zurückhaltend, auch als Baby, wenn es ums Essen und im Besonderen um neue und unbekannte Speisen ging? Was charakterisiert die Speisen, die euer Sohnr besonders gerne mag? Manche Kinder, die scheinbar eher wenig essen, haben an anderen Tagen regelrechte Fresstage. Da wird viel aufgeholt. Der Appetit kommt durch verschiedene Einflüsse. Braucht dein Kind Ruhe zum Essen? Bekommt dein Sohn diese benötigte Ruhe? Wann ist dein Kind besonders bereit dazu, Neues zu testen? Grüsse Birgit Neumann


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