Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Ernährung Baby 9 Monate

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Ernährung Baby 9 Monate

Stef3

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Liebe Frau Neumann, ich habe mit unserem Baby mit Beikost angefangen, als es 6 Monate alt war. Es gab Kürbisbrei und meine Tochter hat auch ein paar Löffelchen gegessen und es hat ihr Spaß gemacht. Dann bekam sie recht bald Verstopfung und wollte nichts mehr essen. Der Kinderarzt riet uns zu Milchzucker und meinte, dass es völlig normal sei, dass Kinder dann erstmal nicht mehr essen wollen. Ich habe dann immer wieder mehrere Tage Pause gemacht und auch immer wieder verschiedene Gemüsebrei und auch Obstbreie angeboten. Es wurde aber nichts angenommen. Vom Tisch gebe ich ihr immer mal wieder ein Stück gedünstetes ungesalzenes Gemüse. Sie spielt damit, „nagt“ auch etwas daran herum, würgt dann aber alles, das im Mund gelandet ist, wieder hervor. Vor Getreidebreien schrecke ich noch etwas zurück aus Angst vor erneuter Verstopfung. Jetzt habe ich also ein Baby zu Hause, das mittlerweile 9 1/2 Monate alt ist und voll gestillt wird. Haben Sie eine Idee, was ich noch machen kann?


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Stef3 wegen der Verdauung kannst du vielleicht und möglicherweise völlig unbesorgt sein. Dass der Stuhl fester wird, ist u.a. ein Zeichen für die Beikostreife. In der Zeit um den 6. Lm herum (evtl früher oder später) verändert sich einiges, auch die Stuhlbeschaffenheit sowie die Stuhlfrequenz. Auch die Beikost selbst kann sich auf die Beschaffenheit und die Häufigkeit des Stuhles auswirken. Solange ein Baby nicht sichtlich darunter leidet, sind dies alles völlig normale und mitunter durchaus wünschenswerte oder erwartbare Entwicklungs-und Reifeprozesse. Wenn ein Baby selten Stuhlgang hat, dabei starke Schmerzen empfindet, der Stuhl über einen längeren Zeitraum sehr fest ist, etc, dann sollte dies der KiA einmal genauer ansehen bzw untersuchen. Soweit ich dich jetzt richtig verstehe, stillst du dein Baby hauptsächlich noch und viel. Beikost ist sehr rar. Breie mag dein Baby eher nicht, nagt aber durchaus an breifreier Kost. Dein Kind hat inzwischen das Alter für die Familienkost erreicht und zeigt Interesse am Essen und isst, wenn auch sehr wenig bis gar nichts. Dein gesundes Kind trinkt hauptsächlich Muttermilch, wächst und gedeiht aber gut, ist normal und altersentsprechend entwickelt? Wenn ja, dann kannst und solltest du jetzt vermutlich wohl mit Beikost einfach weiter machen und dein Kind einen bunten Mix an Beikost bzw Familienkost kennen lernen lassen. Eines ist auf jeden Fall wichtig: egal ob Brei oder breifrei : deine Tochter muss hungrig sein, wenn sie essen soll. Wenn sie zu viel und zu häufig gestillt wird, kann sie keinen Hunger haben, wenn es etwas zum Essen und Entdecken gibt. Etabliere jetzt feste Mahlzeiten, mit ungefähr verlässlichen Uhrzeiten. Plant darum herum die Stillmahlzeiten und schau, dass deine Tochter nicht zu satt ist, wenn es zu Tisch geht. Nur mit etwas Hunger und Bedarf, kann sie tatsächlich essen. Optimiere vielleicht noch ihren Sitzplatz bei Tisch. Deine Tochter sollte sicher und stabil, wackelfrei und bequem in ihrem Sitz sitzen können. Sie sollte ihre beiden Arme bewegen können, ohne herumzuwackeln. Idelaerweise haben die Füße eine Stütze. Deine Tochter sollte euch Eltern gut sehen können. So kann sie imitieren. Sie sollte auch sehen können was ihr esst. Gib ihr einen eigenen Teller und Trinkbecher und esst einfach gemeinsam. Gib deinem Baby jetzt die Möglichkeit, passendes und geeignetes Essen mit den Händen selbständig zu greifen. So kann dein Baby das Essen zum, an, in den Mund führen. Sie wird darauf herum beißen, daran saugen, lutschen und die Dinge im Mundraum erspüren. Wenn es ihr gefällt, wird sie es essen. Der Mund ist quasi eine Eintrittspforte fürs Essen. Im Mund wird das Essen geprüft. Geprüft hinsichtlich ihrer subjektiven Empfindungen und objektiven Eigenschaften: Geschmack, Mundgefühl, Temperatur,. Und zwar mit den Geschmacksknospen und dem Tastsinn im Mundraum - was gefällt, das wird auch geschluckt (zumindest wenn etwas hungrig). Alle Kinder mögen eine weiche, samtige Textur. Sie mögen lauwarm und süß. Diese Speisen wie bspw ein Grießbrei oder Haferbrei sind darum eine ideale Kost für Essanfänger. Damit dein Kind aber auch lernt andere Konsistenzen und Aromen, andere Temperaturen, anderen Geschmack zu mögen und zu akzeptieren, sollte sie andere Speisen mit vielen weiteren Eigenschaften (fester, knuspriger, kalt, rauh) in den Mund nehmen und bewerten. Bei Nichtgefallen wird die Speise ausgespuckt. Aber: beim nächsten Mal gefällt die Speise häufig schon viel besser - es sind sogar bis zu 10 dieser Kontakte nötig, bis sich die Kleinsten an etwas Neues gewöhnen. Bereits kleine Mengen von neuen Speisen sind darum für den Anfang aber schon ganz prima. Gewöhne deine Tochter jetzt an eure Familienkost und lass sie einfach mitessen. Überdenke nochmal eure Stillhäufigkeit und versuche neue Rhythmen und Gewohnheiten oder Rituale rund um die Mahlzeiten einzuführen. Gib deiner Tochter die Chance, Beikost und Familienkost kennen- und mögen zu lernen. Auch Getreidebreie und Brot. Wenn die Stuhlbeschaffenheit zum echten oder großen Problem wird, dann lass das bitte den KiA genauer ansehen oder hole dir ggf eine Zweitmeinung*. Also dann viel Spaß beim gemeinsamen Essen Grüße Birgit N. *schau auch mal auf die Seite "knopfimbauch". sieh auch mal hier rein: https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Ernaehrung-9-Monate_51639.htm https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Keinen-Brei-mehr-Phase-oder-endgueltig_50163.htm


Stef3

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Hallo Frau Neumann, vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort! Ja unser Baby ist gesund, wächst und gedeiht, wird aber überwiegend gestillt. Dann versuche ich mal, keine „Angst“ vor Verstopfung zu haben, sondern probiere einfach weiter aus. Zunächst werden wir Getreidebrei versuchen, falls auch diese Breie abgelehnt werden, dann in Form von Schnitten. Milch im Brei darf ich mit 9 1/2 Monaten auch geben, oder? Den Übergang zur Familienkost finde ich sehr schwierig! Sie nimmt zwar alles in den Mund und versucht auch abzubeißen, würgt dann aber das meiste wieder raus. Da mache ich mir natürlich sorgen, dass sie sich verschluckt…und es ist ja auch nicht alles vom Familientisch weich genug… Und wie sieht es mit Salz aus? Ich würze zwar nicht übermäßig, aber wahrscheinlich schon zu viel für ein Baby… Und darf sie auch schon rohe Sachen bekommen, wie bspw geraspelten Apfel oder Birne? Die Anregung mit dem Sitzplatz werden wir auf jeden Fall schnell umsetzen. Bisher war sie auf meinem Schoß, aber mittlerweile sitzt sie recht sicher frei und kann somit auch in den Hochstuhl, was die Teilnahme am familienessen sicher attraktiver macht. Ich werde auch versuchen, genügend Abstand zur letzten Stillmahlzeit einzuhalten. Vielen Dank für die vielen Ratschläge!


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Stef3 ja, ein eigener Sitzplatz ist ab diesem Alter auf jeden Fall zu empfehlen. Beherrscht dein Kind schon den Pinzettengriff? Dann könntest du es mit einfachen Brotstückchen einmal versuchen. Schau dir mal das angehängte Foto* an. Es zeigt eine Möglichkeit für bspw Frühstück. Achte insbesondere auf die richtige Stückgröße - mit einem Happs im Mund, wenn dein Kind den Pinzettengriff beherrscht. Oder lass sie ihren Finger in Brei dippen und ablecken. Auch so kann dein Kind die Beikost und Geschmack kennen lernen, wenn das Schlucken oder Kauen/Zerkleinern noch nicht ganz wünschenswert klappt. Biete deiner Tochter weiches, mit den Kauleisten zerdrückbares und/oder entsprechend aufbereitetes und zubereitetes Fingerfood und Familienkost an. Du darfst alles kleinschneiden oder pürieren oder zerdrücken... Erweitere das Speisenangebot bei allen Mahlzeiten mit neuen und selbständig zu entdeckenden Speisen. Speisen dürfen jetzt auch etwas Salz enthalten, insbesondere die Familienkost. Biete deinem Kind eine altersentsprechende, ungefährliche, vollwertige Kost. Esst gemeinsam und biete deinem Kind beim Essen eine liebevolle Begleitung und Unterstützung. Die angebotene Nahrung sollte noch weich genug sein, um im Mund gefahrenfrei zerkleinert werden zu können, um anschließend gut geschluckt werden zu können. Da kann es sein, dass deine Tochter noch ein bisschen Zeit benötigt. Alternative zu Brot: Grießschnitten: 200g Kuhmilch/Halbmilch oder Wasser 40g Grieß (Weizen oder Dinkel) Grieß in der Milch gut 3 min aufkochen, Grieß ausquellen lassen, auf einen Teller streichen, stehen lassen, handliche Stücke schneiden, dazu etwas flüssige Butter plus Obst - fertig ist ein Abendbrei in fester Form. Reicht für 2-3 Mahlzeiten. Ofenpommes aus Süßkartoffeln: Süßkartoffel schälen, waschen, trockentupfen, in Pommesstücke schneiden, in Öl wenden. Auf 1 mittelgroße Süßkartoffel benötigst du etwa 1/2 EL Öl. Geölte Stäbchen auf ein Backblech mit Backpapier legen und im Ofen (200°) ca 15-20 min backen. Immer mal nachschauen und ggf wenden, dass sie nicht verbrennen. Garzeit ist abhängig vom Durchmesser Nussmus-Bananenkekse: 1 reife Banane bzw püriertes Obst ca 75g Haferflocken 1 EL Nussmus (= 100 % Mus, ganz fein, ohne Zusätze oder Stückchen, Erdnuss, Haselnuss, Mandelmus, was gefällt) Banane zerdrücken und mit den übrigen Zutaten vermischen, kleine Kekse formen, flach drücken und aufs Backblech geben, bei Umluft 180° C ca 15 min backen bis fertig. Bananenpfannkuchen: 1/2 Banane mit 1 Ei verquirlen. In einer beschichteten Pfanne in etwas Öl ca 3-4 kleine Pancakes backen. dies sind Inspirationen für geeignete, weiche Obstangebote: fein geriebener roher (wie Brei) oder gekochter Apfel in Stückchen Banane in Scheiben oder am Stück, auch zerdrückt wunderbar geeignet. Birne, wenn weich, ist ideales Fingerfood. Trauben geviertelt und ohne Kerne sind möglich. Melone ggf auch Papaya oder (Bio-)Mango, sowie zerdrückte Heidelbeeren, Avocado oder Kiwi ist möglich. frisch gepresster Mandarinen oder Orangensaft, Orangefilets oder Scheiben (ohne weiße Haut) zum Aussaugen. Die unbehandelte Orange schälen und dann Scheiben schneiden (quer, so dass das Loch in der Mitte ist), dann die Scheiben ringsum mit einem scharfen Messer bearbeiten und die weiße Haut großzügig weg schneiden. Jetzt im Frühjahr sind auch Erdbeeren super! Schau dir eure Tochter einmal an und schau, was sie schon alles kann und will. Will sie (gerne) gefüttert werden? (Manche Babys mögen es weniger gerne). Oder möchte sie viel lieber selbständig essen? Kaut sie auf den Speisen herum oder zerpflückt sie die Speisen ausgiebig mit ihren Händen? Zeigt sie, dass sie etwas will? Greift sie freudig zu, wenn sie von euch Speisenangebote in einem eigenen Teller/Schüssel/Essmatte angeboten bekommt? Nutze das und biete ihr einen bunten Mix an Möglichkeiten. Also dann Grüße Birgit N. * Foto mit Brotstückchen (Butter und Mandelmus, weiß), Traubenstückchen, Nektarinenstückchen (vorerst bitte noch schälen), kleiner Trinkbecher mit Milch. Die Trinkmilch braucht dein Kind noch nicht, da du noch viel stillst. Du könntest zum Kennenlernen hier Tee einfüllen, einfach zum Trinken üben aus einem offenen Trinkgefäß. Das muss aber noch nicht sein. Sieh das Bild als Inspiration für die Stückgröße und Angebotsmenge

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