Liebe Birgit!
Ich habe mir schon des öfteren einen Rat von dir geholt - vielen Dank dafür.
Jetzt muss ich mich wieder an dich wenden:
Seit Wochen diskutiere ich immer wieder mit meinem Mann über das Thema Bio oder nicht. Ich kaufe viel (vor allem Obst und Gemüse) im Bioladen. Unser Sohn ist 15 Monate alt und ich möchte ihn gesund ernähren. Mein Mann sieht es nicht ein dass ich so viel Geld für die Nahrungsmittel ausgebe, schließlich weiß man ja nicht ob es wirklich bio ist (meint er). Kann ihn nicht überzeugen...
Vor kurzem waren wir im Urlaub, ich hatte für unseren Sohn Hipp Gläschen dabei. Die wollte er aber patou nicht essen. Also aß er alles was wir essen - natürlich nicht bio und auch gewürzt... Ich habe heute noch ein schlechtes Gewissen aber ich konnte ihn ja nicht hungern lassen... Was hältst du davon? Essen gehen muss ja auch mal drin sein, oder? Ist es übertrieben wenn ich so sehr auf Bio achte? Hast du noch gute Argumente für mich wie ich meinen Mann überzeugen kann?
Darf mein sohn jetzt schon alles vom Familientisch mitessen? Auch gewürztes? Wir würzen sehr wenig, meist nur Gemüsebrühe, Paprika oder frische Kräuter (Petersilie oder Basilikum). Wenn wir essen gehen (1-2x im Monat) ist es zwar mehr gewürzt aber mein Sohn mag es. Ist das okay? Oder zu viel?
Vielen Dank für deine Antworten!
Liebe Grüße
von
SannyW30
am 20.09.2012, 13:17
Antwort auf:
Bio oder nicht????
Hallo SannyW30
wie wichtig ist dir "bio" generell, also auch für dich persönlich? Besprich das mit deinem Mann und findet Kompromisse.
Übertreibe nicht, und lass dein Kind auch Sachen essen, die nicht aus Bioproduktion stammen, geht essen und kaufe die Sachen im Bioladen, die dir persönlich sehr wichtig sind.
Du kannst eurem Kind auch "normales" Obst und Gemüse geben. Bio ist zwar der Vorzug zu geben, wenn es aber nicht möglich ist, dann passt das auch. Gerade weil die Kleinen auch einfach mitessen wollen, was man selber so verspeist. Da kann man nicht immer exakt Rücksicht darauf nehmen, das ist schon klar. Den Pfirsich kannst du gut abschrubben beim Waschen und ggf sogar schälen. Das gilt insbesondere für Äpfel oder Birnen mit nicht Bioherkunft. Schale weg. Erdbeeren, Paprika und Trauben solltest du dagegen aus Bioproduktion für dein Kind bevorzugen.
Kaufe einfach die Dinge, die du regelmäßig in größerer Menge für dein Kind besorgst, weil es die regelmäßig isst, in Bioqualität.
Was du im Naturkostladen als Bioware kaufst, stammt meist aus Betrieben die strengen Kontrollen unterliegen.
Auch in Discountern zählen Bioprodukte mittlerweile zum steten Sortiment. Damit man als Verbraucher Bioprodukte klar erkennen kann, wurde 2001 das Biosiegel eingeführt. Zuvor war es manchmal schwierig solche Produkte eindeutig zu identifizieren, weil Bioware jeweils unterschiedlich gekennzeichnet wurde. Einzelne Anbauverbände hatten eigene Logos und unterschiedliche Kriterien, die es einzuhalten galt, wenn Ware als Bioprodukt auf den Markt kommen sollte. Auch andere Bezeichnungen wie "Öko" oder "Natur" waren möglich. Andererseits war es schwierig diese echten Bioprodukte von Pseudoprodukten mit Aufdruck wie bspw "Naturprodukt", "aus kontrolliertem Anbau" zu unterscheiden
Die Nutzung des Bio-Siegels richtet sich nach den Kriterien der EG-Öko-Verordnung. In ihr ist unter anderem Folgendes festgeschrieben:
Verbote:
Verbot der Bestrahlung von Öko-Lebensmitteln
Verbot gentechnisch veränderter Organismen
Verzicht auf Pflanzenschutz mit chemisch-synthetischen Mitteln
Verzicht auf leicht lösliche, mineralische Dünger
Anforderungen:
Abwechslungsreiche, weite Fruchtfolgen
Flächengebundene, artgerechte Tierhaltung
Fütterung mit ökologisch produzierten Futtermitteln ohne Zusatz von Antibiotika und Leistungsförderern
http://www.bio-siegel.de/index.php?id=6
Im Naturkostladen/Reformhaus werden Produkte von Firmen angeboten, die teilweise strengere Richtlinien haben. Namentlich sind das z.B. Bioland oder Demeter, und Anbauorganisationen. Bestimmte Firmen/Hersteller produzieren mit diesen Rohstoffen weiter. Da herrschen strengere Reglements.
Biomilch ist von der Schadstoffmenge ungefähr gleich wie herkömmliche Milch auch. Aber es gibt weitere Qualitätskriterien.
Biomilch unterscheidet sich in der Nährstoffzsammensetzung von konventionell erzeugter Kuhmilch:
Sie enthalte mehr Omega-3-Fettsäuren und Vitamin E, Beta Carotin und konjugierte Linolsäure (CLA).
Manche Firmen verzichten auf eine Homogenisierung oder mischen die h. mit einer nicht -h. Milch. Auch wird diskutiert ob die Homogenisierung von Kuhmilch eher Allergien gegen diese hervorruft. Lies dazu hier:
http://www.naturkost.de/schrotundkorn/2002/sk0202e5.htm
Nicht nur die von aussen anhaftenden Schadstoffe, die durch Spritzmittel oder Autoabgase auf die Lebensmittel gelangen, sondern auch Düngemittel etc zählen zu den problematischen Substanzen.
Obst und Gemüse wäre ratsam. Auch Fleisch wäre gut. Ansonsten kaufst du eben das in Bioqualität, was du explizit fürs Baby nimmst.
Bedenke auch, dass man sein Baby nicht 100% vor Schadstoffen schützen kann. Bei Lebensmitteln hast du aber ein bisschen mehr Kontrolle. Bio-Lebensmittel sind heutzutage gar nicht mehr so teuer. Viele Supermarktketten haben ihr Sortiment mit Bioprodukten erweitert und diese haben meist einen fast ebenso geringen Preis wie herkömmlich erzeugte Ware.
Manche LM sind mehr belastet als andere. Paprika und Erdbeeren (beonders aus Spanien) gerieten schon öfter in die Schlagzeilen
Lies mal hier:
http://www.rund-ums-baby.de/ernaehrung/greenpeace_studie.htm
http://www.was-wir-essen.de/verbraucher/2004_1171.cfm
http://www.was-wir-essen.de/verbraucher/2004_1173.cfm
http://www.carechannel.de/cgi/ot/otgs.cgi?suchtext=paprika&doc=35602#
http://www.carechannel.de/cgi/ot/otgs.cgi?suchtext=erdbeeren&doc=32125
Manche Produkte die nicht aus ökologischer Erzeugung stammen, tragen das Ökotestsiegel "sehr gut". Auch diese Produkte sind wunderbar. Da gibt es Bratwürstchen, Salami, Milch...
Dein Kleiner kann in seinem Alter wirklich eigentlich inzwischen fast alles mitessen, wenn es ihm schmeckt. Ist es zu würzig oder salzig, sind die Essmengen evtl kleiner.
Grüße
B.Neumann
von
Birgit Neumann
am 21.09.2012