Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Baby 10 Monate braucht Ablenkung beim Essen

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Baby 10 Monate braucht Ablenkung beim Essen

Mitglied inaktiv

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Liebe Frau Neumann, die Mahlzeiten mit meinem Sohn sind meist sehr schwierig. Die ersten paar Happen/Löffel nimmt er meist noch freiwillig, aber dann hat er schnell genug, dreht den Kopf weg, verzieht das Gesicht und zappelt unruhig auf seinem Stühlchen herum. Da er sehr zierlich ist (7,5 kg, 70cm, Geburtsgewicht 2,4 kg), habe ich immer Angst, dass er nicht genug bekommt, vor allem weil zwischen dem 6. und 9. Monat seine Gewichtskurve ganz allmählich von der 10. Perzentile in Richtung 3. Perzentile absank. Dabei ist er jedoch motorisch weit entwickelt, steht seit 2 Monaten und läuft an Möbeln entlang. Ich stille noch abends, nachts und morgens, aber auch tagsüber biete ich ihm die Brust 1-2 mal an, da er nur wenig Wasser/Tee nimmt. Meist trinkt er jedoch nur kurz an der Brust, also keine vollen Mahlzeiten. Seit etwa 1 Monat füttern wir ihn nun, indem wir ihn ablenken, ihm etwas zum Spielen in die Hand drücken, ihn vors Aquarium setzen oder ihm Bilderbücher zeigen. So kann man ihm nebenbei noch viele Häppchen füttern. Wir füttern ihn momentan auch überwiegend mit den Fingern (kleine Essenbällchen), weil das einfach am besten funktioniert und nicht soviel daneben geht. Dank dieser sehr anstrengenden Technik hat er nun im letzten Monat 500 g zugenommen, was ja sehr gut ist. Nur langsam wird mir dieses Gezappel und unruhige Essverhalten zuwider, ich möchte so gern gemütlich mit ihm am Tisch sitzen, während er sich auf den nächsten Löffel freut. Ich befürchte auch, dass es immer schlimmer wird und er gar nicht mehr ohne Ablenkung essen kann. Finden Sie sein und unser Verhalten normal? Ist es wichtiger, dass er genügend isst und gut zunimmt? Oder müssen wir wirklich akzeptieren, dass er nach 3 Bissen schon satt ist, wie es im Buch "Mein Kind will nicht essen" steht? "Darf" man ein Kind während des Spielens füttern oder sollte man in dem Alter schon konsequent nur am Tisch füttern?


Birgit Neumann

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Hallo novecento Essen und Spielen gehört für die Kleinen zusammen. Selber essen zu dürfen, kommt dem sehr entgegen. Ausserdem ist die Zeit des größten und schnellen Wachstums mit 10 Lm allmählich abgeschlossen, was bedeutet, dass künftig kleinere Mengen zur Sättigung ausreichen. Biete vermehrt Fingerfood an, das erspart das Füttern und dein Baby darf selbständig werden. Neben Brot können das Kartoffelstückchen oder Bananenscheiben u.v.m. sein. Da du auch noch recht viel stillst, kann sich dein Kleiner ohnehin holen, was und wie viel er benötigt. Mehr dazu erfährst du von Biggi Welter, Stillen ist auch weitaus mehr als Nahrungsaufnahme, so dass die gemeinsame Zeit auch dem Ruhiger werden bzw Krafttanken dient. Probier doch mal aus, ob Stillen vor der Mahlzeit eine Veränderung bringt. Längeres Stillsitzen fällt manchen Babys in diesem Alter tatsächlich schwer. Aber dein Kind isst, nur nicht die Menge, die du erwarten würdest, oder die Menge die du gewohnt warst. Dass dein Baby nun nicht mehr so schnell an Gewicht zulegt, ist völlig normal. Auch das Längenwachstum stagniert allmählich und geht meist schubweise vonstatten. Das merkst du bald auch an den Kleidergrößen. Die Größen passen jetzt jeweils über einen längeren Zeitraum. Hast du sicher schon bemerkt, oder? Und weil dein Kind jetzt nicht mehr so schnell wächst und dadurch weniger Kalorien benötigt, ist auch der Appetit evtl vermindert und evtl Nahrungsdefizite machen sich nicht so schnell bemerkbar. Möglich dass an manchen Tagen aber der Hunger scheinbar nicht so stillen geht :-) Auch essen Kinder besonders viel, wenn es ihnen schmeckt. Inwieweit die Gewichtsentwicklung kritisch ist, muss der KiA entscheiden und entsprechend agieren. Die nächste U steht ja an :-) Ich würde dir vorschlagen, dass du dein Kind bei Tisch fütterst und vor allem auch selbst essen lässt. Um genügend Ruhe bei Tisch zu haben, kannst du die Mahlzeiten mit einem Ritual einleiten. Essen dient nicht nur der Ernährung, sondern auch als Spiel zum Sammeln von Sinneseindrücken. Insgesamt kannst du dein Kind nämlich so spielerisch ans Essen heranführen. dein Kleiner befindet sich vermutlich gerade in der Phase, in der alles spannender für ihn ist, als Essen. Die Kleinen unterscheiden auch noch nicht wirklich zwischen Spiel und Mahlzeit. Für sie ist alles spannend. Sie beobachten ihre Mitwelt und imitieren gerne. Deshalb sind die Speisen besonders begehrt, die andere Familienmitglieder essen, Dinge die sie immer und immer wieder sehen. Dinge die einfach interessant sind. Ein Brötchen kann zerlegt werden. Die Kruste bröckelt ab. Das Innere ist weich und lässt sich formen, wie Knete. Es kann gut geschluckt werden. Die Kleinen begutachten die Speisen, die auf dem Tisch stehen sehr genau. Kontinuität ist deshalb wichtig. Sie untersuchen die Dinge zuerst mit den Händen, dann mit dem Mund und manches wird dabei geschluckt und manches aber wieder ausgespuckt. Butter ist oft ein interessantes Untersuchungsobjekt. Da werden die Finger versenkt, oder Nudeln werden auf den Boden geworfen, der Belag vom Brot heruntergeholt und gekostet, der Belag nur abgeleckt, Hände im Kartoffelbrei gebadet.... Als Mama ist man sehr gefordert :-) Nicht alles sofort wegräumen oder schimpfen, aber natürlich nicht zur Dauereinrichtung werden lassen. Diese Experimentierphase gehört dazu und vergeht auch wieder. ( Erziehungstipps hierzu gibt aber gerne Frau Schuster :-) Kinder wollen alles BE-GREIFEN. Es heisst, dass möglichst viele Sinne beteiligt sein sollten, damit etwas nachhaltig prägt. Da zählt auch der Geruchssinn dazu. Essen ist für die Kleinen nicht nur Nahrungsaufnahme, sondern ein Erlebnis für alle Sinne. Sie unterscheiden gar nicht so stark zwischen Spiel und Essen. Beides gehört für sie zusammen. Das heisst, du kannst dem am Anfang etwas entgegenkommen, in dem du die Zutaten bspw als Bild auf einen Teller legst. Dann können zuerst die Augen von einem "Gesicht" gepickt werden Schneide Butterbrot in kleine Stückchen, die dein Kind selber essen kann. Grüße B.Neumann


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In dem Alter kann kein Baby längere Zeit still sitzen, um zu essen. Wir haben auch ca. bis 12 Monate mit Ablenkung gearbeitet, sonst war das Gezappel zu groß. Und das mit den ruhigen, gemütlichen Mahlzeiten... naja, ich weiß nicht, ob mein Sohn da eine Ausnahme ist, aber DAS funktioniert bei uns selbst mit 3,5 Jahren praktisch NIE. Es gibt immer Gehampel, Geschimpfe unsererseits, Rumspielen etc. LG, Mari


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Ist bei meinem leider auch so. Er ist 26 Monate. Vorallem mittags gehts oft nur mit "Ablenkung"... Das süsse danach ist er dann so. LG Tanja


Mitglied inaktiv

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Hallo Birgit, heute waren wir bei der U6. Mein Sohn ist nun 11,5 Monate, misst 71cm und wiegt nur 7.700 g. Er hat seit etwa 5 Wochen nicht mehr zugenommen, wahrscheinlich weil er längere Zeit erkältet war und dadurch noch weniger als üblich gegessen hat. Sonst ist er altersgemäss entwickelt. Ich habe ihn bis jetzt noch abends, nachts und morgens gestillt. Momentan ist er wieder krank (Husten) und nachts weckt er 5-6 Mal auf und ich stille ihn wieder in den Schlaf, weil das am einfachsten geht. Wenn er nicht krank ist, trinkt er noch 1 bis 2mal pro Nacht. Der Kinderarzt hat mir nun wiederholt empfohlen abzustillen. Möglicherweise habe ich nicht mehr genug Milch. Er sagt, es gibt Kinder, die sich auch mit sehr wenig Muttermilch zufrieden geben, weil für sie allein das Schmusen an der Brust so angenehm ist, und somit nicht genügend Kalorien aufnehmen. Sie würden unbewusst auf die Muttermilch vertrauen und deshalb wenig feste Kost essen. Er meint, mein Sohn würde tagsüber mit mehr Appetit essen und auch endlich durchschlafen, wenn ich ihm das nächtliche Stillen abgewöhne. Er würde sich dann besser auf feste Kost "einlassen", weil er weiss, dass es nichts anderes mehr gibt. Gibt es wirklich solche Kinder, die sich eben nicht "holen, was sie brauchen", wie man immer so schön sagt? Ich weiss, dass Sie für langes Stillen sind und ich bin es im Prinzip auch, aber wenn es meinem Sohn helfen würde, mehr an Gewicht zuzunehmen, würde ich sofort abstillen! Vielen Dank schon mal.


Mitglied inaktiv

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Ups, der Beitrag war eigentlich für die Stillberatung gedacht. Tut mir leid!


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