Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Altersgerechtes Essen Kleinkind

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Altersgerechtes Essen Kleinkind

AnniLi42

Hallo Birgit, nach langer Zeit habe ich mal wieder ein paar Fragen :-) mein Sohnemann ist inzwischen 2 Jahre (25 Monate) alt und seit 7 Wochen stolzer großer Bruder. Wir haben mit ihm eigentlich Glück mit dem Essen, er hat nur ganz selten mal seine "Nudeln ohne alles"-Tage und isst sonst schön vielfältig. Aber insbesondere seit der kleine Bruder da ist, wird er manchmal seeeehr bestimmt in seinen Essenswünschen (sonst Wutanfall - Trotzphase vom feinsten) - und zwar leider vor allem bei Sachen, wo ich mir etwas unsicher bin, inwiefern ich sie ihm geben sollte bzw in welcher Menge. 1.) Schokolade. Liebt er, insbesondere dunkle Schokolade. Wie viel ist in seinem Alter vertretbar? Im Adventskalender gab es z.b. mal ein Stück Marzipan mit Schokoüberzug, einen Mini-Nikolaus oder so ein Mini-Täfelchen Ritter Sport. Nicht jeden Tag, aber so etwa jedem dritten Tag war was schokoladiges im Kalender. Er hat aber im Advent natürlich beispielsweise auch mal einen Lebkuchen mit Schokolade von der Tante oder eine kleine Schoko-Kugel von einer Kassiererin im Supermarkt zusätzlich bekommen. Das will ich dann auch nicht direkt verbieten, nur weil er an dem Tag schon zufällig ein Stück Schokolade hatte. Mir fällt es generell richtig schwer einzuschätzen, welche Mengen an Süßigkeiten pro Tag im Schnitt für einen Zweijährigen okay sind... 2) Thema Wurst. Ich selbst esse die meisten Wurstwaren nicht sooo gern, abgesehen von luftgetrocknetem Schinken und Pfefferbeißern etc., also hauptsächlich Rohwurst. Nachdem ich in der Schwangerschaft natürlich drauf verzichtet habe, habe ich da jetzt offenbar einen gewissen "Nachholbedarf", zumindest bekomme ich nach dem Stillen regelmäßig Heißhungerattacken darauf. Kleinkindern soll man Rohwurst ja eigentlich nicht geben, ich habe allerdings blöderweise schon mehrfach ganz gedankenlos meinen Junior von meinem Brot abbeißen lassen (er darf in der Regel alles für ihn ungefährliche probieren, wenn er das möchte, er soll ja möglichst viele Geschmäcker kennen lernen) und er steht nun leider total auf diese Sachen :-/ ich habe nun also die Wahl zwischen nur noch "heimlich" essen (schwierig, da er beim Einkaufen in der Regel dabei ist und sich auch an die gekauften Sachen erinnert/nach ihnen verlangt), die nächsten Jahre ganz darauf verzichten (gefällt mir ehrlich gesagt nicht so ganz...) oder ihn halt doch selten mal einen Happen probieren lassen. Ganz abgesehen davon, dass er natürlich auch beim Frühstück oder Abendessen bei anderen Leuten oder auswärts immer mal wieder die geliebten Würste vor der Nase hat und ein "Nein" dann nicht akzeptieren will, sondern einen Tobsuchtsanfall bekommt. Geht es bei dem Verbot "nur" um das Toxoplasmose-Risiko? Ist da der Umgang mit den Katzen der Großeltern nicht deutlich riskanter? Dass ein zahnendes Kleinkind sich nach jedem Mal Katze anfassen die Hände wäscht, bevor diese in den Mund wandern, ist ja schon eher Utopie... Oder gibt es noch weitere Risiken neben der Toxoplasmose? 3) Nüsse. Ein leidiges Streitthema. Als Mus und gemahlen kennt er sie quasi seit Beikosteinführung und mag sie sehr. Natürlich bekommt er keine ganzen Haselnüsse, Erdnüsse oder ähnliches. Haben wir auch normalerweise nicht im Haus, damit er sie gar nicht erst sieht und danach verlangt. Ich muss aber zugeben, dass ich ihm neulich, als das Baby und er gleichzeitig gebrüllt haben, ein paar Cashews gegeben habe, die ich in Studentenfutter (Snack für mich beim Stillen) drin hatte. Nicht an Stück, sondern sozusagen geviertelt (Hälften der flachen Cashew-Hälften) und immer nur ein Stückchen. Er hat sie auch ganz anständig gekaut und war super happy. Cashews sind ja verhältnismäßig weich, er schien mir damit keine Probleme zu haben. Ich habe an sich extreme Angst, dass ihm etwas in die Atemwege geraten könnte (war für mich beispielsweise der Horror, als er im Restaurant das erste Mal eine ganze Heidelbeere auf dem Obstsalat gefunden und gegessen hat), komischerweise hatte ich hier aber kein schlechtes Gefühl. Täuscht mich das, oder könnte er eventuell tatsächlich schon damit umgehen? 4) Brei. Er würde nach wie vor täglich Getreide-Obst-Brei oder Grießbrei essen, wenn wir ihn lassen würden. Grießbrei mit Obstmus gibt es etwa einmal die Woche als Abendessen. Ist das altersgerecht? Bei uns gab es den in meiner Kindheit und Jugend auch regelmäßig abends, von anderen Müttern habe ich aber diesbezüglich schon negative Rückmeldung bekommen. Und manchmal gibt's eine kleine Portion Getreide-Obst-Brei als Nachtisch, wenn ich z.b. das Gefühl hatte, er hatte die letzten Tage genug Süßigkeiten. Obst am Stück akzeptiert er nicht als Ersatz, wenn er Süßigkeiten wünscht, den Brei schon. Wir versuchen das natürlich zunehmend seltener zu geben. Jetzt startet aber in wenigen Monaten die Beikost des kleinen Bruders, wo er mit solchen Sachen wieder täglich konfrontiert ist. Wie gehe ich damit dann um, also wenn er wieder vermehrt Brei möchte? Einfach akzeptieren und hoffen, dass er es bald leid ist und lieber seine Zähne benutzt? Viele Grüße und einen guten Rutsch!


Birgit Neumann

Birgit Neumann

Hallo AnniLi42 ich gehe deine Fragen einfach mal der Reihe nach durch: 1.Gemäß der allgemeinen Definition und Empfehlung gelten etwa 10% Süßigkeiten/Snacks vom Gesamtanteil der zugeführten Tagesenergiemenge (in Kalorien) als tolerabel. Der Energiebedarf (kcal/ Tag) für 2-jährige Kinder liegt etwa grob bei ca 1000-1100 kcal (+/-) pro Tag, d.h. bis zu ca 100 kcal für Süßigkeiten wären davon tolerabel. Es handelt sich hier allerdings nur wirklich um ganz grobe Angaben. 100 kcal entsprächen in etwa 1 Kugel Eiscreme / 45 g Obstkuchen /4 Butterkekse /4 EL Flakes /4 TL Zucker /2 EL Marmelade / 30 g Fruchtgummi oder 20 g Schokolade/ 10 Stck. Chips / 1 Glas (200 ml) Limonade oder Fruchsaftgetränk Nimm diese Zahlen aber bitte nicht als absolutes Maß. Konkreter ausgedrückt sagt man, dass 1 Portion okay sei, 1 Portion entspricht der Füllmenge einer Kinderhand. Wenn es mal einen Tag mehr wird, dann ist das nicht tragisch. Es geht um das Große und Ganze. Klassische Süßigkeiten wie Gummibärchen, Schokoriegel und Co sollten idealerweise nur einen kleinen Anteil bei der Gesamtkalorienmenge haben - das kannst du ruhig auf eine Woche hochrechnen und pi mal Daumen überschlagen. Es sollte einfach nicht zu viel sein und bspw besser Wasser als Limonade oder Fruchtsaft(getränk) zum Durstlöschen geben. Und auch bspw bei Ausflügen wäre es ratsamer als Zwischensnack eine Banane o.ä. anzubieten als direkt 5 Gummibärchen oder einen Schokoriegel. Es geht bei den Empfehlungen auch durchaus um sowas. Achte beim Speisenangebot einfach insgesamt auf einen guten Mix. Dann haben Süßigkeiten und Zucker hierin einen Platz, aber einen Kleinen. Süßigkeiten werden in den allgemeinen Ernährungsempfehlungen toleriert, da Verbote langfristig die Neugier und das Verlangen eher verstärken würden. Was du bezüglich des Süßigkeitenverzehrsverhaltens oben beschreibst, klingt völlig okay. 2) Wurst. hauptsächlich Rohwurst. ja, du hast absolut recht mit dem Thema Toxoplasmose und Katze. Dein Kind sollte sich auf jeden Fall von der Katzentoilette fernhalten. Vorsicht ist diesbezüglich übrigens auch immer bei Rohkost angeraten! Gemüse-Rohkost vor der Verarbeitung darum immer super gut waschen, waschen, waschen! Was Rohwurst betrifft, diese Sorten gelten nicht wirklich als geeignet für Kleinkinder. Man sollte jedoch ein wenig differenzieren. Hartwurst/Dauerwurst wie Salami und Co wären weniger kritisch zu sehen als bspw Mett o.ä. Trotzdem ist auch hier Vorsicht besser. Bei Wurst geht es generell auch um das Fett und teilweise den Salzgehalt bzw Nitritpökelsalze und eben um mögliche, gesundheitsgefährdende Inhaltsstoffe wie Listerien und Co. Sie könnten möglicherweise enthalten sein. Darum wird zur Vorsicht geraten. schau auch noch hier rein: https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Rohe-tierische-Produkte_51231.htm Ich kann dir leider nur diese allgemeinen Infos geben und du müsstest selbst entscheiden, wie du das künftig handhaben möchtest. Inzwischen werden Rohwurst und Co für Kinder offiziell sogar erst ab etwa 5 Jahren empfohlen - aus Vorsicht. Ich schreibe dir die weiteren Antworten noch in ein nachfolgendes Posting. Bis dann viele Grüße und ein happy new year Birgit N.


Birgit Neumann

Birgit Neumann

Hallo AnniLi42 so, jetzt geht es weiter: 3) Nüsse. Nüsse, außer ganz fein gemahlene Nüsse bzw Nussmuse sollten Kinder erst bekommen, wenn sie im Schulalter sind. Ich weiß, dass das nahezu utopisch klingt. Und trotzdem hat diese Vorsichtsmaßnahme einen wirklich ernsten Hintergrund. Dass dein Kind einzelne, vorzerkleinerte Cashewnüsse einmal gut gegessen hat, das ist natürlich wunderbar und eigentlich im Sinne der Geschmackserfahrung und Vielfalt in Ordnung. Insofern war und ist das schon okay gewesen. Dein Kind konnte die Nüsse gut kauen und schlucken und verdauen. Im Rahmen meiner Arbeit kann ich dir leider nur trotzdem nicht dazu raten, das zu wiederholen. Ganze Nüsse oder Nussstückchen gelten für Kinder als definitiv nicht geeignet. Kleinkinder verfügen noch nicht über Mahlzähne mit denen man härtere und festere Stückchen fein kauen oder fein zermahlen/zermalmen kann. Ihnen bleiben nur die Vorderzähnchen, zum Abbeissen. Gekaut wird mit den (zahnlosen) Zahnleisten, sie kauen mit dem Zahnfleisch. Leider verschlucken sich Kleinkinder doch öfter hin und und wieder mal versehentlich, was auch i.d.R. harmlos ist - der Schrecken meist größer als die tatsächliche Gefahr, sofern es sich um entsprechend kleinkindgeeignete Speisen handelt, wozu Nüsse und Co jedoch nicht hinzuzählen Grob gehackte Nüsse oder nicht ausreichend gut gekaute Nüsse (Nusstückchen) können für Babys und Kleinkinder leider wirklich gefährlich werden - denn verschluckte Nusspartikel - wenn sie in die Luftröhre bzw in die Lunge gelangen - können vom Körper aufgrund ihrer Härte bzw Konsistenz nicht aufgelöst werden, wie das normalerweise bei Brotkrümeln oder Obst etc der Fall wäre. Aus diesem Grund wird hier wirklich explizit davor gewarnt, wegen möglicher Komplikationen oder Konsequenzen. 4) Brei. Da dein Sohn ja durchaus neugierig is(s)t und querbeet verschiedenste Speisen und Konsistenzen probiert, akzeptiert und mag, kannst du das mit den Breien sicherlich sehr locker handhaben. Mit 2 Jahren ist ein klassischer GOB nach Beikostrezeptur natürlich nicht mehr ganz altersgerecht, der Flüssigkeitsanteil recht hoch, der Brei eher geschmacksarm und weniger kalorienreich - aber wenn es deinem Kind mundet und dieser Brei nur ab und zu mal auf den Tisch kommt - so what. Vielleicht mag dein Kind auch andere Breie essen, welche aus handelsüblichen Zutaten zubereitet wurden, somit mehr Geschmack haben und kindgerechter sind. Vielleicht so: Grießbrei: 200 ml Kuhmilch oder Pflanzendrink 20-30 g Weichweizengrieß 20g Butter Obst Grießbrei-Fingerfood 200 ml Kuhmilch ca 35-40g (+/-) g Weichweizengrieß Grieß in der Milch gut aufkochen, rühren, rühren, rühren :-) Die Masse auf einen Teller streichen, stehen lassen, d.h. den Grieß kurz quellen lassen. Danach kannst du den mehr oder weniger festen Brei in Stücke schneiden. Dazu etwas flüssige Butter dazugeben, dazu weiche Obststückchen - fertig ist das Fingerfood. Müsli 2 EL feine Vollkorn-Haferflocken (ggf zerkleinert) 1 TL fein geriebener Apfel 4 Stückchen, klein geschnittene Banane dazu: Milch oder Pflanzendrink oder Orangensaft oder Wasser mit Sahne, .... optional: gemahlene Cornflakes (ungezuckert), Amaranthpoppies, klein geschnittene und in heißem Wasser gequollene Dattelstückchen, Erdbeeren, Naturjoghurt, Nussmus, ggf ganz fein gemahlene Nüsse oder Kokosflocken, eine Prise Zimt und Vanille,.... HIRSEBREI 20g Hirseflocken 15 g Weichweizengrieß 250 ml Milch (oder Pflanzendrink) 1 Dattel Vermische die Hirseflocken mit dem Grieß. Schneide die Dattel klein. Gib die Milch zusammen mit deiner Hirse-Grießmischung und der Dattel, sowie einer Prise Salz in ein kleines Töpfchen.. Koche alles zusammen, unter Rühren, in deinem Töpfchen auf. Lass das Ganze etwa 3 min köcheln. Rühre mit dem Schneebesen herum. Fülle den Brei in ein Gefäß um: Lass den Brei anschließend nochmals mindestens für etwa 10 min quellen. Streue eine Prise Zimt darüber. Grüße Birgit N.


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