Frage im Expertenforum Hebamme an M. Sc. Martina Höfel:

wie fange ich an?

M. Sc. Martina Höfel

M. Sc. Martina Höfel
Master of Science in Midwifery, Hebamme im DHV - Deutscher HebammenVerband e.V.

zur Vita

Frage: wie fange ich an?

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Guten Tag Frau Höfel, ich warne lieber gleich vor; die Nachricht wird ein bißchen lang. Mein Kleiner wird am 10.07.2005 4 Monate alt. zu dieser Zeit befinden wir uns in Schweden für 5 bis 6 Wochen um Freunde und Verwandte zu besuchen. Da mein Sohn jetzt schon ein sehr guter Nahrungsvertilger ist, werde ich in dieser Zeit auch mit Beikost anfangen. Er ist bisher ein Flaschenkind mit Nestle Beba 1. Wann merke ich durch sein Verhalten, daß er Beikost braucht? Soll ich schonmal 2er Milchnahrung einkaufen und ihn erst an diese gewöhnen und dann ein paar Tage später mit oder Beikost anfangen? Wie sieht das mit den Gemüsesorten aus? Man sagt doch immer, Erbsen und Kohl machen Blähungen. Meine Kleine hat damals wahnsinnige Blähungen und Verstopfung von den Frühkarotten bekommen, so daß ich bei meinem Sohn anders einsteigen will. Aber sind Blumenkohl un Co wirklich die Alternativen und blähen nicht? Genauso Getreidebrei aus Reisflocken oder Reisschleim: Getreide bläht nicht? Dann noch eine Frage: Mein Sohn hat die letzte Nacht schreiend verbracht. Wir hatten nie Probleme mit Koliken oder Blähungen. Seine Milch machen wir mit Fencheltee und er bekommt Sab Simplex in seine Flaschen. Als er letzte Nacht so schrie, habe ich ihm 2mal Kümmelzäpfchen gegeben. Die haben bewirkt, das er ordentlich was in die Windel gemacht hat. Aber geschrien hat er trotzdem, sobald ich ihn auf den Rücken gelegt habe, den Bauch nicht massiert habe oder Fliegerstellung gemacht habe. Zeitweise ist er auf meinem Bauch mal eingeschlafen für ein paar Minuten. Ich denke, er hatte Blähungen. Kann dies im Alter von 13 Wochen denn auftauchen so ohne Vorwarnung und ohne bisherige Probeme in der Richtung? Der Tag heute war wie immer mit ihm, sein Rhytmus, sein Mittagsschlaf und sein Gesamtbild. Danke schonmal im Voraus für Ihre Lesegeduld und Ihre Antwort. Ich mache mir echt einen Kopf wegen der Beikost und wir sind noch nichtmal zu Hause zu diesem Zeitpunkt.


Martina Höfel

Martina Höfel

Beitrag melden

Liebe Corinna, "Dein Baby ist bereit für Beikost, wenn es die folgenden Anzeichen zu erkennen gibt: o es ist in der Lage alleine aufrecht zu sitzen, o der Zungenstoßreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, o es zeigt Bereitschaft zum Kauen, o es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken, o es zeigt ein gesteigertes Trinkbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt. In den meisten Fällen ist dies etwa mit einem halben Jahr der Fall, manche Babys (eher wenige) sind schon früher so weit, andere (eher mehr) brauchen noch etwas länger. Pre-Nahrung reicht in fast allen Fällen als alleinige Nahrung für das gesamte erste Jahr. Die zu frühe Einführung der Beikost hat keine Vorteile, aber viele Nachteile. Die zu frühe Einführung der Beikost belastet das Verdauungssystem und die Nieren des Babys und fördert das Allergierisiko. Deshalb sollten die oben genannten Punkte wirklich erfüllt sein, ehe mit Beikost begonnen wird. Die Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen. Es ist am günstigsten mit einem Nahrungsmittel zu beginnen, zunächst nur eine geringe Menge anzubieten (jeweils nur mit ein paar Löffeln beginnen) und diese dann langsam zu steigern. Am Anfang sollte nur eine neue Nahrung, ein oder zweimal am Tag gegeben werden und etwa eine Woche gewartet werden, bevor wieder etwas Neues angeboten wird. (Also nur Karotte, nur Kartoffel, nur Banane, nur geriebener Apfel usw.). Der Sinn dieser Vorgehensweise ist folgender: Falls sich eine allergische Reaktion zeigt, kann man auf diese Art leichter feststellen, was sie verursacht hat. Auch wenn das Risiko einer allergischen Reaktion nach dem ersten halben Jahr nicht mehr so groß ist, besteht die Möglichkeit dass eine Speise eine allergische Reaktion auslöst (Ausschlag, Durchfall, Erbrechen). Wurde immer nur ein neues Nahrungsmittel eingeführt, dann lässt sich leichter feststellen, welches Nahrungsmittel nicht vertragen wurde. Die betreffende Speise sollte dann aus dem Speiseplan gestrichen und erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder angeboten werden. Bereits eingeführte Nahrungsmittel, die gut vertragen werden, können miteinander gemischt werden. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Milch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Trinkmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf trinken. Ohnehin sollte der Begriff BEI Kost wörtlich verstanden werden, es ist ergänzende Kost, die die Milch nicht ersetzen, sondern ergänzen soll. Sollte die Milch durch die Beikost ersetzt werden, würde es Anstatt Kost heißen. Im ersten Lebensjahr braucht ein Baby noch keine reichhaltige Speisekarte mit viel Abwechslung, weniger ist hier mehr, insbesondere, wenn das Kind allergiegefährdet ist. Soweit die Fakten. Jetzt ist die Frage, warum soll das Kind unbedingt im Urlaub Beikost bekommen? Weil der Zeitpunkt da ist (leider der viel zu frühe von 4 Monaten)? Weil es alle so machen (das ist der schlechteste Grund!)? Ein Urlaub ist für ein Kind schon aufregend genug, da sollten Sie über die Einführung von Beikost nochmal nachdenken. Zumal Ihr Sohn ja anscheinend ab und an immernoch an Blähungen leidet. Andrea hat es auch kurz und knapp auf den Punkt gebracht. Liebe Grüße Martina Höfel


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Die einfachste Methode ist doch, erstmal die empfohlenen 6 Monate zu warten, bevor mit der Beikost begonnen wird! Gerade ein Kind mit Bauchproblemen sollte möglichst lange nur Milch bekommen. Da 2er-Nahrung völlig überflüssig ist brauchst Du auch nicht umzustellen - weder jetzt noch später. Und wenn er dann in Schweden tatsächlich Euch das Essen aus der Hand reißt kann er ja was bekommmen - auch die Schweden haben kleine Kinder und die entsprechende Nahrung. Viel Spaß im Urlaub!


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo, falls du Hilfe brauchst wegen schwedischer Babynahrung, sag Bescheid. Ich wohne in Schweden, mein Sohn ist bald 6 Monate alt, kenne mich also relativ gut aus mit dem, was es hier so gibt. Schöne Ferien und vor allem gutes Wetter, Jennifer


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.