Krümel21052017
Hallo Frau Höfel, ich hatte Sie vor einiger Zeit schon einmal etwas gefragt und ihre Antwort hat mir echt Mut gemacht. Deshalb wende ich mich heute nochmal an sie: Mein Sohn wird jetzt bald 7 Monate alt. Er kam per geplantem Kaiserschnitt zur Welt. Abgesehen von einer Bauchweh-Phase in den ersten Wochen und ab und an in den Entwicklungsschüben war er immer ein sehr liebes, glückliches Kind. Er hat immer viel gelacht und es war für ihn das Größte von Mama getragen zu werden und sich an mich zu kuscheln. Kurzum wir haben trotz Kaiserschnitt immer eine sehr gute Bindung gehabt. Seit vier Wochen verändert er sich aber von Tag zu Tag. Er ging vor vier Wochen das erste Mal auf die Knie und wollte krabbeln, nachdem er ein anderes Kind dabei beobachtet hatte. Seitdem ist er wie besessen davon, das auch zu lernen. Natürlich freut es mich, dass er ehrgeizig ist und ich habe mich immer mit ihm auf die Krabbeldecke gesetzt und mich über jeden kleinen Fortschritt mit ihm gefreut. Vor gut zwei Wochen hat er es dann schon geschafft, vorwärts zu robben. Er kommt jetzt schon richtig schnell voran und kann alle Spielzeuge, die er möchte erreichen. Aber das scheint ihm nicht zu genügen: Er robbt dann zwei bis drei Züge, geht dann auf die Knie und versucht zu krabbeln und fällt dann wieder um. Darüber regt er sich furchtbar auf und weint. Dann drehe ich ihn auf den Rücken und er beruhigt sich kurz und dann geht es direkt wieder auf den Bauch. Und das gleiche beginnt von vorne. Das geht dann bis zur völligen Erschöpfung sodass unsere Tage seit vier Wochen nur noch so aussehen: 1 Stunde robben/krabbeln üben, 1/2 Stunde motzen und weinen, 1/2 Schlafen und dann wieder von vorne. Nun zu meiner eigentlichen Frage: Seit er sich dafür entschieden hat, krabbeln zu lernen, möchte er eigentlich von keinem Erwachsenen mehr etwas wissen. Egal wer zur Tür hereinkommt, er wird kurz angeschaut und dann direkt weiter geübt. Er sitzt keine Minute still. Weder in seinem Hochstuhl wenn er isst, noch auf meinem Schoß noch sonst irgendwo. Im Autositz und dem Kinderwagen haben wir auch fast nur noch Geschrei. Sobald er ein paar Sekunden (und es sind wirklich nur Sekunden) sitzt, fängt er sofort an zu zappeln und zu meckern. Er überstreckt sich und will sich unter meinem Arm durchwinden um vom Schoß auf den Boden zu rutschen. Lege ich ihn alleine auf die Decke übt er und ist ruhig, bis er wieder frustriert weint. Tagsüber habe ich ihn früher auch mal auf meiner Brust schlafen lassen, da er schon sehr früh in sein eigenes Bett wollte (War bei uns im Bett und/oder BabyBay ständig unruhig und nachts wach. Unser Kinderarzt empfahl uns, ihn in sein Bett in seinem Zimmer zu legen. Das klappte auf Anhieb und bis auf ein paar Nächte mit Bauchweh/Schub schläft er nachts Minimum neun Stunden am Stück). Das mochte er immer gerne. Auch das ist Geschichte. Er zappelt nur auf mir herum und schläft nicht ein. Lege ich ihn alleine in sein Bett in seinem Zimmer schläft er in ein paar Minuten ein. Auch die Trage bzw. die Ring Sling hat er früher geliebt. Mittlerweile gefällt ihm das auch gar nicht mehr. Kurzum: Er lehnt einfach alles ab was mit körperlicher Nähe zu tun hat. Alle meine Freundinnen erzählen mir wie toll es ist mit seinen Kindern zu kuscheln usw. Wenn ich ihn mal auf den Arm nehmen möchte darf ich das nur, wenn er mir über die Schulter schaut und ich dabei in der Wohnung herumlaufe damit man etwas sehen kann. Ich habe mir die ganze Zeit gesagt, das ist bestimmt nur eine Phase und in ein paar Tagen ist das wieder vorbei. Aber jetzt ist es schon seit vier Wochen so und kein Ende in Sicht. Von allen Seiten werde ich angesprochen, ob man denn in dem Alter schon so hyperaktiv sein kann. Eine Grundschullehrerin und eine Erzieherin meinten schon, das könnte ein frühes Zeichen für Asperger sein. Andere meinen unsere Mutter-Kind-Bindung müsse gestört sein. Ein so kleines Baby braucht doch die Nähe der Mutter. Da stimmt etwas nicht wenn er nicht mit mir kuscheln und meine Nähe will. Die ganze Zeit habe ich weggehört. Aber mit jedem Tag wird es schlimmer habe ich das Gefühl. Er wird jeden Tag noch verbissener und noch zappeliger. Er lacht kaum noch. Nach dem Baden habe ich ihn immer eingecremt und massiert. Das will er seit gestern auch nicht mehr. Kaum hingelegt hat er sich auf den Rücken gedreht und ist weggerobbt. Ich bin langsam wirklich traurig. Mir fehlt die Nähe zu meinem Kind so sehr... Und ich mache mir auch langsam wirklich Sorgen, dass etwas nicht stimmt. Das einzige was mich "tröstet" ist, dass er bei meinem Mann genauso ist. David ist mein erstes Kind und ich bin langsam wirklich sehr verunsichert, was noch normal ist und was nicht ... PS. Beim Osteopathen waren wir vor zwei Wochen auch. Weil jemand uns angesprochen hatte, dass es ihm vielleicht weh tut, wenn man ihn hält/trägt falls etwas blockiert ist oder so. Aber sie hat nichts gefunden.
Liebe Krümel, darf ich es kurz machen? Ihr Kind hat im Moment schlicht und ergreifend keine Zeit für Sie! Es ist beschäftigt! Das hat nichts mit Asperger oder Bindungsstörung zu tun, sondern eher mit try and error. Machen Sie die Wohnung einigermaßen sicher, lesen Sie ein Buch oder machen Sie etwas Nettes während Ihr Kind sich abarbeitet. Ihr Kind verhält sich völlig normal. Es versucht etwas, schafft es nicht, ist frustig, versicht es wieder, ist sauer, heult, wird müde, heult noch mehr, sucht Trost, schläft - und wieder los! Und wenn etwas geschafft ist, sehen Sie sicher auch den Stolz in seinem Blick. Also entspannt bleiben und keine Probleme suchen wo keine sind! Liebe Grüße Martina Höfel
Anniquita83
Lass dir keinen Käse einreden von wegen Asperger! Autismus macht sich in ganz anderen Problemchen bemerkbar! Es ist völlig normal, dass Babys ab einem gewissen Punkt nach Autonomie streben. Dein Sohn hat es sich jetzt in den Kopf gesetzt, krabbeln zu lernen und sein Ehrgeiz lässt ihm wahrscheinlich auch keine Ruhe, bis es endlich klappt. Dass er da nicht auf Mamas Arm sein will, ist klar, denn da kann man das nicht üben. Das hat auch nichts mit einer schlechten Bindung zu tun, denn anscheinend habt ihr eine so gute Bindung, dass dein Kind dir vertraut, dass du immer für ihn da bist, wenn er dich braucht. Ich würde ihn auch nicht zu Nähe zwingen, denn damit bewirkst du nur das Gegenteil, nämlich Ablehnung. Unsere Kinder haben bereits früh einen eigenen Willen und den muss man, in angemessenem Maße, auch akzeptieren. Und dass unsere Kinder nicht ewig an unserem Rockzipfel hängen! Es kommen auch wieder Zeiten, in denen dein Sohn mehr Nähe suchen wird, wahrscheinlich dann, wenn er Nähe und Distanz zu dir selber bestimmen kann, also wenn er krabbelt. Alles Gute für euch und erfreue dich an deinem gut entwickelten Kind, ohne dich von lauter "Experten" verrückt machen zu lassen. Ps: meine Tochter ist auch 7 Monate und alles was sie derzeit interessiert, ist sich irgendwo hochzuziehen. Mamas Arm ist nur dann interessant, wenn die Kraft nachlässt oder sie wie eine Königin herumgetragen werden möchte. Auch Essen ist eher uninteressant, weil man da ja stillsitzen muss. Und laut meiner Hebamme ist das alles völlig normal.
Mitglied inaktiv
Unsere Kleine war ähnlich, nur mit dem Unterschied, dass sie sehr früh auch auf der Krabbeldecke oder im Kinderwagen mega zufrieden war und ich das Tragen meinem Mann üverlassen habe, was beide immernoch sehr genießen. Sie wird jetzt bald 10 Monate und macht grade ihre ersten freien Schritte, wieder ganz viel am Üben.... Das Kuscheln kommt wieder, bestimmt!! Unsere Maus kuschelt jetzt mehr als zuvor. An der Mama und dem Papa hochziehen und nen Drücker oder Küsschen abholen, ist nämlich doppelt effektiv... Baby kann gleichzeitig weiter üben. Auch nachts kuschelt sie viel mehr, mal auf der rechten Seite, mal auf der linken Seite vom Bett... das wechselt auch mehrmals in der Nacht. Spätestens wenn es ans Hochziehen und Hinstellen geht, bist du wieder mega interessant. Bis dahin, genieß die etwas entspanntere Zeit und lass dein Kind mal machen und vor allem, lass die snderen reden.