LM85
Hallo Frau Höfel, ich habe eine Frage. Ich bin in der 29.SSW und gestern bekam mein Sohn bei den Großeltern Mettwurst (frische rote Wurst!!!) aufgeschnitten. Diese aß er mit den Fingern. Danach vergaßen sie ihm aber leider die Hände zu waschen und er spielte weiter... nach einer halben Std. kam ich dazu, er kam zu mir und patschte mir leider mit 3 oder 4 seiner Finger an in den Mund an die Innenlippe ziemlich unten. Ich mache mir nun solche Sorgen dass ich mich über diesen Kontakt mit Toxoplasmose oder Listeriose angesteckt haben könnte... Wie schätzen Sie das Risiko ein? Bin sofort nach oben ins Bad und habe versucht den Mund auszuwaschen... Ich dachte es darf nicht wahr sein, da ich mich sehr sehr vorsehe was die Ernährung betrifft, ich solche Angst eh schon habe vor diesen Erkrankungen und dann das... Es lag zwar eine halbe Std. dazwischen, aber würde dieser Schmierkontakt ausreichen? Er nahm ja vorher Scheibe für Scheibe von der Mettwurst in die Finger und steckte sie sich in den Mund ... verstehe nicht warum keine Hände gewaschen wurden. Mache mir sehr sehr große Vorwürfe. Würde so ein Berühren der Mundschleimhaut ausreichen oder müsste ich dafür schon richtig etwas von der Wurst gegessen haben? Es war ja auch nur ein kurzer Kontakt mit den Fingern, kein ablecken oder so.... und die Spielsachen (Playmobil und Stifte) hatte er dazwischen ja auch in den Händen und Plätzchen aß er wohl auch noch.. Bin ich nun ein großes Risiko ungewollt eingegangen? Muss am Do zum Arzt, vielleicht frage ich nach einem Toxoplasmosetest. Aber er wird sicherlich nur lachen... so Sachen nimmt er gar nicht ernst. Und ich habe wirklich Sorge um mein Ungeborenes. Wie soll ich in dieser Ungewissheit noch bis März leben... Bitte geben Sie mir ein paar Informationen. Danke.
Liebe LM85, Vorsicht ist gut - Hysterie nicht angebracht! Sie schreiben selbst, dass die Wurst frisch war! Die größste Gefahr geht von rohem verzehrtenFleisch und dem Katzenklo aus! Wir reden von etwa 30 bis 40 Infektionen unter der Geburt pro Jahr - bei über 600.000 Geburten! Von 2004–2011 wurden 188 Fälle einer schwangerschaftsassoziierten Listeriose gemeldet. Das Robert-Koch-Institut (RKI) gibt für diese Infektion für das Jahr 2005 etwa eine Inzidenz von 5 pro 100.000 an. Etwa 85% der Erkrankten sind nicht schwangere Personen. Bei Verdacht oder der Diagnose eine Listeriose kann mit einer antibiotischen Behandlung Schaden abgewendet werden. Es sollte aber immer der behandelnde Arzt entscheiden, ob er in einem solchen Fall wirklich die Abklärung einer Listerioseinfektion für geboten hält. Das The American College of Obstetricians and Gynecologists spricht sich im Fall des vermeintlichen Kontaktes zu Listerien (das bedeutet, das verzehrte Lebensmittel war erwiesenermaßen mit Listerien infiziert gewesen!!!!!!!!!) zu folgendem Vorgehen aus: Keine Symptome: keine Maßnahmen Patient ist symptomatisch und hat kein Fieber: zuwarten, beobachten. Blutkulturen können in Erwägung gezogen werden. Patient ist symptomatisch (grippeähnliche Symptome, wie Muskelschmerzen, Beschwerden im Bauch oder Rücken, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall) und hat Fieber: Diagnostik mit Blutkulturen und Antibiotikatherapie Es wird also nur bei begründbarem klinischen Verdacht auf eine Listerieninfektion bei der Schwangeren eine Diagnostik veranlasst werden. Dieses ist in aller Regel dann nicht der Fall, wenn die Schwangere versehentlich rohes Fleisch, Rohmilchkäse oder ähnliches verzehrt hat. Und das war bei Ihnen noch nicht einmal der Fall! Ein Antikörpernachweis ist überholt, da es sehr viele falsch negative (Antikörper werden erst spät, bei Immunsuppression gar nicht gebildet) und falsch positive Ergebnisse (Kreuzreaktivität mit vielen anderen Bakterien durch Antigengemeinschaft) gibt. Liebe GRüße Martina Höfel
LM85
Vielen Dank. Sie meinen also, ich hätte wenn dann eine Listeriose mir eingefangen? Auch wenn das Risiko sehr gering ist, weil ich es ja nicht verzehrt habe. Dachte wenn, wäre das Risiko für Toxoplasmose erhöht... Blicke da gar nicht richtig durch. Weil das ist ja per Schmierinfektion übertragbar,, oder nicht? Listeriose auch?
Liebe LM85, den Zahlen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) aus dem Jahr 2009 zufolge ist das Risiko noch geringer. Es werden in Deutschland jährlich etwa 20 im Mutterleib erworbene Infektionen mit Toxoplasmen gemeldet. Das bedeutet: bei 675.000 Geburten in 2008 lag die die Wahrscheinlichkeit bei etwa 1:33.700! Liebe Grüße Martina Höfel
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