Frage im Expertenforum Hebamme an M. Sc. Martina Höfel:

Stillabstände bei einem 7-Wochen altem Baby

M. Sc. Martina Höfel

M. Sc. Martina Höfel
Master of Science in Midwifery, Hebamme im DHV - Deutscher HebammenVerband e.V.

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Frage: Stillabstände bei einem 7-Wochen altem Baby

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Guten Tag Frau Höfel, vielen Dank für die schnelle Beantwortung meiner letzten Frage. Meine Tochter wird morgen 7 Wochen alt. Ich führe seit ungefähr 3 Wochen ein Schlaf-Trink-Protokoll. Die Kleine trinkt innerhalb von 24 Std. 13- 16 mal, das sieht so aus, dass ich sie ab ca. 11 uhr bis 21 uhr stündlich an der Brust habe, sie schläft max. 20 Minuten am Stück. Jeder Versuch ihr die Flasche zu geben endet in einem hysterischen Schreianfall. Ich bin mittlerweile ziemlich am Ende weil sie auch keinen Schnuller nimmt, nur die Brust. In der Nacht kommt sie nur 2 mal schläft also min. 3 ab und zu sogar 5 Std. am Stück was mich annehmen lässt, dass sie meine Milch satt macht. Aber dieser Trinkmarathon am Tag bringt mich an meine Grenzen. Wissen Sie einen Rat für mich? Vielen Dank und beste Grüße Renite


Martina Höfel

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Liebe renite, nicht verzweifeln, sondern den Fress-Flash, auch Clusterfeeding genannt, in Ruhe abwarten! "So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht." (Text Biggi Welter) Außerdem: Ihr KInd verarbeitet seinen Tag, auch wenn dieser anscheinend ganz ruhig verlief. (Ruhig für uns: für ein Kind in diesem Alter ist der Rasenmäher, die laute Stimme des Nachbarn, das Müllauto usw. jedesmal eine neue Erfahrung- und zwar aus dem Nichts!). Und das ist okay so! Wichtig ist , dass Sie diese Unruhe akzeptieren lernen! Es ist die Sprache Ihres Kindes! Es kann nicht anders ausdrücken, was Ihm auf der Seele liegt! Und da ist es egal, ob es sagen will: "Mir ist warm" oder "Ich habe Dich lieb und will hier nie mehr weg!" Diese Unruhe ist für Eltern sehr schwer auszuhalten und sie tun (fast) alles für Ihr KInd! Und da liegt manchmal die Crux! Denn jede Intervention (Schnuller rein, mal auf dem Arm, mal in die Wiege oder Wippe, hier ein Spielzeug und da eine Rassel, zwischendurch Wickeln ) stört es in seiner Mitteilung: es will erzählen und darf nicht! An Ihnen ist es, DAS auszuhalten und DA zu sein! Diese Stunden heißen auch "Großmutter-Stunden", da Großmütter einfach die Ruhe haben, damit umzugehen. Kind in Wiegehaltung auf dem Arm, leise erzählend und auf-und-ab gehend. Diese Ruhe hat frau als frisch gebackene Mutter einfach noch oder als Mehrfach-Mutti manchmal aus Zeitgründen nicht, da immer im Hintergrund das Bild des seelig lächelnden Säuglings (aus Werbung und Literatur) im Hinterkopf spukt. Und natürlich macht frau sich auch Sorgen, ob das Kind etwa krank ist. Und ob frau gar eine schlechte Mutter ist, da sie das Kind nicht zur Ruhe kriegt! Wie gesagt, Ihr Kind ist okay - halten Sie es, geben Sie ihm Sicherheit. Läßt Ihr Baby die Brust von selber los - oder wechseln Sie nach der Uhr? Wichtig ist, dass Sie während einer Mahlzeit eine Seite gut leertrinken lassen, bevor Sie wechseln oder am besten eh nur eine Seite anbieten. Und zwar aus folgendem Grund: die Brust spendet zuerst Vordermilch (nicht mit Vormilch zu verwechseln), die dient dem Durstlöschen. Erst nach 3-7 Minuten wird die sattmachende Hintermilch produziert. Bekommt ein Kind z.B. immer beide Brüste 5 Minuten, dann bekommt es fast nur durstlöschende Milch!!! Also: eine Seite pro Mahlzeit. An dieser Seite kann es während der Mahlzeit natürlich mehrmals angelegt werden. Aber wem erzähle ich das! Der Artikel heißt übrigens "Tränenreiche Babyzeit" und ist hier in der Suchmaschine. Haben Sie schon einmal ein Tragetuch probiert? Hilft oft bei sehr unruhigen Kindern, da diese häufig Körperkontakt suchen. Bewegt Ihr Kind Arme und Beine gegengleich? Hat Ihr Kind eine Lieblingsseite? Biegt es sich beim Schreien nach hinten durch (wie ein C)? Liebe Grüße Martina Höfel


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Guten Abend bzw. Guten Morgen liebe Frau Höfel, ich finde das so super, dass Sie wieder so schnell geantwortet haben. Und vor allem endlich mal jemand der mich versteht der mir nicht dumme Ratschläge wie:" deine milch ist zu dünn das kind wird nicht satt", gibt. Mein Baby war sehr klein (47 cm) und leicht (2670 g) bei der Geburt obwohl in der 39.SSW per Sectio geboren.Ich hatte auch Schwangerschaftsdiabetes und bin 39 Jahre alt, dies ist mein drittes Kind. Nun zu Ihren Fragen: Manchmal spuckt sie die Brust aus wird danach schnell wach und will hektisch wieder ran. Ich lasse sie immer eine halbe Std. an die Brust. Schläft sie ein lege ich sie ins Bett manchmal schafft 20 Minuten zu schlafen, dann bekommt sie die andere Seite wieder eine halbe Stunde. Und so geht das Tag für Tag. Meinen Sie mit gegengleich, dass der linke Arm das gleiche macht wie das linke Bein und rechts genauso? Würde ich aus der Erinnerung heraus jein sagen ist mir noch nicht so sehr aufgefallen nur manchmal tut sie das. Lieblingsseite weiß ich nicht sie trinkt an beiden gut. Rechts läuft die Milch besser. Das mit dem Durchbiegen ist mir auch aufgefallen vor allem aus heiterem Himmel fängt sie panisch an zu Schreien und biegt sich nach hinten. Durch mein Schlaf-Trink-Protokoll sehe ich auch, dass sie nur auf 10 Std. Schlaf kommt.Was bestimmt zu wenig ist. Ausserdem hat sie noch mit Blähungen zu kämpfen, ich gebe ihr Carum Carvi 3Stck. am Tag und seit 2 Tagen Bigaia. Seit sie die Zäpfchen bekommt geht es etwas besser mit den Blähungen sie schläft in der Nacht besser. Jetzt kann ich beruhigt schlafen gehen ich weiß endlich was mit ihr los ist Vielen Dank dafür. Habe mein Kind wie immer an der Brust. Gute Nacht liebe Grüße renite


Martina Höfel

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Liebe renite, das Durchbiegen (nach hinten) zum C kann mehrere Ursachen haben. Die häufigsten sind Überforderung (weg aus der Situation) oder eine Blockade/ ein KISS-Syndrom. Deshalb meine Fragen nach dem gegengleichen/abwechselnden (nicht gleichseitigen! ) Bewegen der Extremitäten (der Beine z.B.) Beobachten Sie Ihr Kind auf dem Wickeltisch oder im Liegen. Wird eine Seite mehr bewegt? Rollt das Kind immer auf die gleiche Seite? Schaut es vermehrt in eine Lieblingsrichtung? Übrigens: 5 Stunden Schlaf in der Nacht sind für so eine kleine Maus absolut als Durchschlafen einzustufen! Gibt es etwas Entlastung für Sie? Mal Zeit für ein ausgiebiges Wannenbad, einen Spaziergang, eine Tasse Kaffee mit der Freundin ohne Kind bzw. ohne ständiges Aufspringen müssen? Auch ganz wichtig!!! Ein häufiger Fehler von Mehrfachmüttern - und nachher wundern sich alle, dass frau irgendwann mit einem Milchstau (Hilferuf) flach liegt. Liebe Grüße Martina Höfel


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Liebe Frau Höfel, danke für Ihre Antwort. Ich werde meine Kleine beobachten, denke nicht dass sie das Kiss-Syndrom hat. Ich habe sie heute massiert und speziell den Nackenbereich ihr Verhalten war unauffällig, aber werde weiterhin darauf achten. Der Tipp mit dem Tragetuch war super ich hab sie den ganzen Nachmittag und Abend drin gehabt sie hat getrunken, geschlafen, getrunken, geschlafen, wie das so mustergültige Babys tun (lach). Morgen werde ich auch mal wieder raus gehen mit dem Tuch wird es klappen. Entlastung habe ich auch, meine zwei Großen (11 und 14 Jahre) sowie mein Mann helfen mir viel, ohne die drei wär ich schon verhungert (lach). Also vielen Dank noch einmal mir geht es viel besser und dem Kind auch ich werde durchhalten und diese intensive Zeit genießen, denn es ist mein letztes Kind. Mit bestem Gruß und guten Wünschen renite


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