Hallo,
bei mir wurde eine beginnenende Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert. Ich kontrolliere nun dreimal tägl. den Blutzuckerwert und habe die Ernährung komplett umgestellt. Scheint, daß die hohen BLutzuckerwerte damit in den Griff zu bekommen sind, denn der 1-Stunden-Wert ist schon nach nur 5 Tagen drastisch nach unten gegangen. Diese Woche wird entschieden, ob ich Insulin spritzen muß oder nicht. Muß nun auch alle 2-3 Wochen einen genauen Ultraschall machen lassen, um das Wachstum des Kindes und seiner Organe überwachen zu lassen. Bis heute ist alles ideal laut Arzt. Allerdings deutete er an, daß es sich ja nun defintiv um eine Risikoschwangerschaft handele und daß man mal über einen Kaiserschnitt nachdenken solle.
Wer kennt sich mit dem Thema Diabetes aus? Muß es wirklich bedeuten, daß ich meine Kleine per Kaiserschnitt entbinden muß. Und wenn nicht, was wären die Voraussetzungen für eine natürliche Entbindung bei Diabetes ?
Ich bin ziemlich beunruhigt und für jede Information dankbar.
Viele Grüße
Susanne
Mitglied inaktiv - 22.03.2005, 14:51
Antwort auf:
Schwangerschaftsdiabetes
ich zäume das Pferd mal von hinten auf!
Früher gab es oft fetale Komplikationen und diabetische Schwangere waren arg gefährdet. Heute lassen sich durch eine exakte Einstellung des BZ-Spiegels zwischen 60 und 120 mg% (3,3-6,6 mmol/l)diese Komplikationen fast vollständig verhindern.
Die fetale Gefährdung unterscheidet sich damit nicht mehr wesentlich von einer SS ohne Gestationsdiabetes.
Wichtig ist, dass Sie lernen, BZ-Schwankungen selbst auszugleichen. In der Frühschwangerschaft nimmt der Insulinbedarf nämlich erst ab und später durch das rapide Wachstum des Feten zu. Aber da sind Sie sicher gut betreut. Fragen Sie in der Klinik nach einer Selbsthilfegruppe - Kinderkliniken haben so etwas bevorzugt!
Eine Hebamme zur Unterstützung wäre gut, denn außer den diabetischen wollen auch die "normalen" Probleme während der Schwangerschaft betreut sein.
Wichtig ist, dass Sie eine entsprechende Entbindungsklinik aufsuchen. Möglichst ein großes Zentrum, denn nur dieses hat ausreichend Erfahrung mit der Führung diabetischer Mütter.
Die Krux ist nämlich, dass nach der Entbindung der Insulinbedarf rasant sinkt. Da muß man gut auf Sie achten.
Ich arbeite an einem solchen Zentrum und kann aus Erfahrung sagen: wenn Sie gut eingestellt werden (evtl. später in einer Diabetes-Klinik), dann wird auch diese SS ein gutes Ende nehmen!
Da Ihr Kind im U-Schall unauffällig ist, kann es eigentlich nach der Geburt nur ein Problem geben, nämlich, dass Ihr Kind evtl. unterzuckert. Das kommt daher, dass während der SS 75% des mütterlichen Blutzuckerangebotes auch dem Kind zur Verfügung stehen. Dementsprechend reguliert das Kind seinen Insulinhaushalt.
D.h., bei einem schlecht eingestellten BZ wird Ihr Kind gemästet, wird also groß, aber seine Reife hinkt hinterher!Bei einem normal eingestelltem Diabetes ist alles normal.
Ist der Diabetes schlecht eingestellt, fällt nach der Geburt Ihr hohes Blutzuckerangebot weg, aber das Kind produziert erstmal noch Insulin für diese große Menge. D.h., es verbraucht sehr schnell seinen eigenen Blutzucker. Sinkt dieser zu tief, spricht man von einer Unterzuckerung. Dieses äußert sich durch Zittern und Blasswerden.
Wie gesagt, wenn Sie Ihren Diabetes gut im Griff haben, dann unterscheidet sich diese Schwangerschaft kaum von einer nicht diabetischen.
Während der Entbindungsphase sinkt der Insulinbedarf deutlich ab, um dann ca. 3 Wochen nach Entbindung wieder den üblichen Ausgangswert vor der Schwangerschaft zu erreichen. Eine unter Umständen drastische Dosisreduktion des Insulins nach Entbindung muss durchgeführt werden, um häufige Unterzuckerungen zu vermeiden, teilweise ist in den ersten Tagen nach Entbindung überhaupt kein Insulin nötig. Deshalb gehen Sie bitte an ein Haus, welches sich mit Diabetes-Patientinnen auskennt. In der Regel sind das größere Zentren mit Kinderklinik!
Bei gut eingestellten Diabetikerinnen ohne zusätzliche Risiken ist in der Regel eine Spontanentbindung möglich. Ist das Kind jedoch zu groß oder ist zuviel Fruchtwasser vorhanden, ist eine vorzeitige Geburtseinleitung sinnvoll.
Liebe Grüße
Martina Höfel
PS: Noch eine super Seite http://www.einsteiger.diabetesinfo.de/arzt/labor2.php
von
Martina Höfel
am 24.03.2005