Frage im Expertenforum Hebamme an M. Sc. Martina Höfel:

Motilium

M. Sc. Martina Höfel

M. Sc. Martina Höfel
Master of Science in Midwifery, Hebamme im DHV - Deutscher HebammenVerband e.V.

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Frage: Motilium

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Hallo, da mein Sohn schon lange im Krankenhaus liegt und ich trotz abpumpen immer weniger Milch hatte, aber gerne weiter stillen möchte, wenn er wieder Muttermilch trinken darf (Morbus Hirschsprung, Avsd, Nec.....)habe ich mir vom hausarzt Motilium verschreiben lassen. Da er nun wieder kleine Mengen MUMI trinken darf, habe ich das Medikament vor einigen tagen abgesetzt. Nun habe ich wieder sehr wenig Milch und ich möchte wissen, in welcher Menge Motilium in die MuMi übergeht. Vielen Dank Steffi


Martina Höfel

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Liebe Steffi, wie viel Milch eine Frau abpumpen oder ausstreichen kann sagt NICHTS darüber aus, wie viel Milch sie tatsächlich bildet. Erstens gibt es ganz große Unterschiede in der Leistungsfähigkeit der Milchpumpen (und noch dazu arbeitet nicht jede Pumpe bei jeder Frau gleich wirkungsvoll). Zweitens ist das Abpumpen oder Ausstreichen eine Technik, die erlernt werden muss (die Frau muss auch lernen mit der Pumpe einen Milchspendereflex auslösen zu können) und drittens gibt es keine Pumpe, die so wirkungsvoll eine Brust entleeren kann wie ein Baby. Dazu kommt, dass der Milchspendereflex bei der Mutter um ein vielfaches besser durch ein Baby als durch eine Milchpumpe ausgelöst wird. Motilium und Metoclopramid sind Präparate, die als Nebenwirkung eine Erhöhung des Prolaktinspiegels erzielen können, aber sie sind kein Allheilmittel und ihre Indikation ist auf bestimmte Fälle beschränkt und außerdem gehört eine solche Behandlung unbedingt in die Hände einer damit erfahrenen Ärztin/Arzt (die Substanzen sind verschreibungspflichtig). Gerade wegen des Motiliums für die Indikation der Milchsteigerung gibt es in den USA zur Zeit heftigste Diskussionen. Ich zitiere Ihnen aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Schaefer, 6. Auflage 2001: „Auch Cisaprid und Domperidon wirken peristaltikanregend. Beide liegen offenbar in geringer Konzentration in der Milch vor. Von Cisaprid wurden bei einer Untersuchung an zehn Frauen gut 0,1 % einer gewichtsbezogenen Säuglingsdosis via Muttermilch errechnet (Hofmeyr 1986), bei Domperidon waren es durchschnittlich 0,1 % der mütterlichen gewichtsbezogenen Dosis (Hofmeyr 1985)- Empfehlung für die Praxis: Metoclopramid ist in der Stillzeit mittel der Wahl unter den peristaltikanregenden Anitemetika, Auch Cisaprid und Domperidon dürfen bei entsprechender Indikation verwendet werden." Ich denke, dass zunächst einmal die konventionellen Wege zur Steigerung der Milchmenge beschritten werden sollten. DEN idealen Zeitpunkt für das Abpumpen für jede Frau gibt es nicht. Sie müssen einfach ausprobieren, wann es bei Ihnen am besten geht. Manche Frauen pumpen unmittelbar nach dem Stillen noch etwas ab, andere etwa in der Mitte zwischen zwei Stillzeiten oder aber auch während des Stillens an der anderen Seite. Der Schlüssel zum erfolgreichen Abpumpen ist das Auslösen des Milchspendereflexes. Um den Milchspendereflex anzuregen hilft es, wenn die Frau sich in eine angenehme Umgebung zurückziehen kann, in der sie so wenig wie möglich gestört wird und sich entspannen kann. Das Einhalten eines Rituals beim Abpumpen und Konzentration auf das Baby (vor einem Foto des Babys oder neben dem Kind abpumpen) tragen dazu bei, den Milchspendereflex auszulösen. Wärmeanwendungen und Massage der Brust stimulieren den Milchspendereflex ebenfalls. Es hat sich bewährt, nach dem Schema 7 Minuten pumpen unterbrechen zum Massieren der Brust 5 Minuten pumpen massieren der Brust 3 Minuten pumpen, vorzugehen. Eine Brustmassage kann auch dazu beitragen den Fettgehalt der abgepumpten Milch erhöhen. Nach Möglichkeit sollten Sie keine zu großen Mengen auf einmal abpumpen, um nicht zu sehr in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage einzugreifen. Mengen zwischen 30 und 50 ml zwei oder drei Mal täglich ergeben recht rasch einen stattlichen Vorrat. Zusätzlich wäre es sinnvoll, wenn Sie sich an eine Stillberaterin vor Ort wenden könnten, die Ihnen im direkten Gespräch noch gezieltere Tipps geben kann. Wenn Sie Biggi Welter Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, sucht sie Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. Liebe Grüße Martina Höfel


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