Mitglied inaktiv
Hallo, ich habe ein Problem und traue mich nicht, mit jemandem darüber zu sprechen... Ich bin zur Zeit mit meinem dritten Kind schwanger, in der 33. Woche (32+1). Ich habe zwei tollt kleine Töchter, 4 und 2 Jahre alt. Alle Kinder sind Wunschkinder...auch dieses. In allen Schwangerschaften gab es leichte Probleme: immer hatte ich ein Oligohydramnion und musste sehr engmaschig überwacht werden...das war zwar anstrengend, ging aber irgendwie- meist habe ich mich durch die Überwachung sogar eher sicher gefühlt, weil ich immer ganz schön Angst um meine Kinder hatte- bis zum Schluss habe ich eine Totgeburt befürchtet. Bei meiner ältesten Tochter habe ich zum Schluss kaum noch geschlafen und gegessen, auch deshalb (und wegen einer leichten Wachstumsverzögerung bei Oligohydramnion) wurde die Geburt bei 38+0 eingeleitet. Bei der zweiten Schwangerschaft war ich etwas entspannter, und meine jüngere Tochter kam bei 38+5 spontan zur Welt. Dazu kommt, dass ich seit meiner Jugend unter einem Borderline-Syndrom leide, maßgeblich ausgelöst durch einen sexuellen Missbrauch in der Kindheit. Ich war bis zu meiner ersten Schwangerschaft in Therapie und bin seitdem weitgehend stabil...es kamen keine Selbstverletzungen mehr vor (habe mich früher sehr oft in die Arme geschnitten), meine Kinder haben mich sehr stabilisiert. In dieser Schwangerschaft geht nun alles schief: Ich habe einen Gestationsdiabetes, der zwar durch Ernährung sehr gut eingestellt werden konnte, aber seit etwa zwei Wochen ist jeder Spaß am Essen weg...ich muss es mir regelrecht reinquälen, habe einen totalen Ekel davor. Infolge des wenigen Essens habe ich massenhaft Keton im Urin und nehme natürlich ab. Zudem besteht auch in dieser Schwangerschaft ein Olgohydramnion, ich muss einmal pro Woche zum Ultraschall in die Klinik und zweimal wöchentlich zum CTG...das beruhigt mich zwar eher als das es mich stört, dennoch merke ich, dass ich zunehmend nicht mehr kann...ständig Angst, Kontrolle, Entwarnung, ich habe machmal das Gefühl, alles entgleist mir...es ist alles immer besorgniserregend, aber nicht katastrophal, letzten Endes hilft nur Abwarten, und dieses Warten treibt mich in den Wahnsinn...nun habe ich seit zwei Wochen Probleme mit einem Harnwegsinfekt- erst hatte ich sichtbar Blut im Urin, dann stellte meine Hausärztin den Infekt fest...ich bekomme Cephalosporine. Heute stellte sich heraus, dass der HWI durch Enterokokken und Staphylokokken ausgelöst wurde...gegen die Enterokokken wirken die Cephalosporine nicht, aber ein anderes AB kann die Ärztin nicht verschreiben wegen einer Penicillinallergie. Ich mache mir massiv Sorgen, habe Angst vor einer Scheideninfektion, einem Blasensprung, einer Totgeburt...und zudem massive Schmerzen in der Blase. Ich fühle mich vom Pech verfolgt,habe das Gefühl, alles geht schief, schlafe schlecht und esse kaum noch...und so langsam versagen meine Sicherungssysteme: es gibt Momente, in denen ich mich selbst verletzen möchte, ich sehne mich heftig danach, dass die Schwangerschaft zu Ende geht...ich habe das Gefühl, meinem Sohn geht es draußen besser als bei mir, manchmal hoffe ich fast auf vorzeitige Wehen... Gleichzeitig habe ich ein schlechtes Gewissen- ich weiß, er wiegt erst knapp über 2000 gr., wäre ein totales Frühchen...aber ich habe das Gefühl, ich kann einfach nicht mehr. Mein Mann macht Examen und hat soviel zu tun, ich möchte ihn mit meinen Problemen nicht noch zusätzlich belasten...meinen Ärzten und meiner hebamme wage ich nicht, etwas von den Problemen zu erzählen, weil ich solche Angst habe, sie könnten mich für verrückt halten. ich habe auch immer Panik, meine Kinder zu verlieren, und spreche die psychischen Probleme darum lieber nicht an.. Meine frühere Therapeutin arbeitet nicht mehr in meiner Heimatstadt, mir jetzt eine neue zu suchen, ist zu spät...bis die Therapie "anschlagen" würde, hätte ich die 40. Woche längst vollendet. ich weiß nicht, was ich tun soll und habe Angst, dass alles noch schlimmer wird, dass noch mehr Krankheiten dazukommen und dass ich irgendwann zusammenbreche...aber was kann ich dann machen? ich darf auch auf gar keinen Fall ins Krankenhaus kommen, weil ich für meine kleinen Mädchen niemanden habe, der aufpasst...zudem hängt die Kleine zur Zeit extrem an mir, ich hätte totale Angst, dass sie eine Trennung nicht verkraftet...ich bin völlig verzweifelt... Haben Sie einen Rat, was ich in der Situation tun kann? Bitte entschuldigen Sie das lange Posting! Ganz liebe Grüße Bienchen
Liebe Bienchen, bitte, bitte, ganz schnell die Hebamme ins Vertrauen ziehen! Sie wird dafür sorgen, dass Sie eine Haushaltshilfe bekommen! So haben Sie Zeit die Sicherungssysteme wieder zu stabilisieren! Da Ihr Mann sicher um die frühere Problematik weiss, bitte auch ihn ansprechen. Er soll deshalb weder weniger lernen, aber er muss um die Situation wissen, damit er sie versteht und vielleicht doch unterstützen kann. Sie brauchen für ein paar Wochen (max. acht!) ein stabiles Netz und da m,uß jede Hilfe ran, die zu kriegen ist! Und eine neue Therapeutin sollte her! Nur zur Sicherheit! Sie haben den 1. Schritt getan - Sie haben sich hier gemeldet. Jetzt ist der zweite Schritt dran! Liebe Grüße Martina Höfel
Mitglied inaktiv
Bitte such Dir trotz allem gaaaaaanz schnell eine neue Therapeutin. Auch wenn das erst in ein paar Wochen helfen kann: Nach der Geburt kommen die Heultage, und wenn es Dir jetzt schon so schlecht geht, kannst Du da ganz schnell in ein ganz, ganz tiefes Loch fallen. Da wäre es gut, wenn dann schon jemand da ist, zu dem Du Vertrauen hast. Auch Hebammen sind geschult, nicht nur medizinische, sondern auch psychologische SS-Betreuung zu machen. Daher kannst du Dich durchaus an Deine Hebamme wenden. GGF. kann sie Dir auch helfen, jemand zu finden. Und wenn es ganz akut zu schlimm wird: Die Telefonseelsorge hat immer ein freies Ohr für Dich und weiß auch, wer in einer solchen Situation Dich (unter)stützen kann. Martina A.
Mitglied inaktiv
... würde Dich aber am liebsten einmal fest in die Arme nehmen und ganz fest drücken. Dein Posting hat mich tief berührt, vermutlich weil es mich an mein eigenes Schicksal erinnert. Ich habe - auch wegen Missbrauch in der Kindheit - ebenfalls eine Therapie hinter mit. Bei mir war es nicht Borderline, aber Dissoziationstendenzen und massive Essstörungen. Habe eine Therapie erfolgreich abgeschlossen und war super stabil... ...und dann eine Schwangerschaft mit etlichen Problemen. Ich denke Du kannst Dir vorstellen, was alleine die Diagnose Gestationsdiabetes bei Essstörungen bedeutet! Gerade Schwangerschaft und Geburt sind ja Grenzerfahrungen, die so manches aufwühlen und hochkommen lassen können! Aber Du weisst bestimmt noch aus Deiner Therapie heraus, dass man wenn man im Loch steckt, vor lauter Wald die einzelnen Bäume nicht mehr sieht. Ich will jetzt nicht mit irgendwelchen psychologischen Tips kommen, "mach es doch so oder so" - das braucht länger als nur ein Posting, das braucht eine aufgebaute Beziehung zu einer Therapeutin, ich weiss das sehr wohl. Aber zwei praktische Fragen: kannst Du Deine alte Therapeutin noch irgendwie erreichen? Vielleicht kann Sie Die einen vertrauten Kollegen nennen? Manchmal fiel es mir leichter, zu einer Person Vertrauen zu schöpfen, die mir von einer anderen vertrauten Person empfohlen wurde und dadurch nicht ganz "wildfremd" war. Was Du - ohne viel erzählen zu müssen - auf jeden Fall versuchen kannst, ist Dir eine Haushalthilfe (wird von Deinem Frauenarzt verschrieben, mit zwei weiteren kleinen Kindern hats Du ein Recht darauf) verschreiben zu lassen. Vielleicht ist dann der Schrecken vorm Krankenhaus (Kinder alleine zuhause) nicht mehr ganz so groß. Denn wenn Du das möglichst bald machst, hast Du noch die Chance, dass Deine Kinder eine Beziehung zu der Haushaltshilfe aufbauen können während Du noch dabei bist, BEVOR Du ins Krankenhaus musst. Und vielleicht hast Du ja auch Glück, und kommst bald an einen "passenden" Therapeuten. Bei mir hat es erst beim zweiten Versuch geklappt, aber dann war die Vertrauensbasis so schnell da, dass ich "in Rekordzeit" das notwendige Vertrauen aufbauen konnte und wir ganz bald richtig anfangen konnten "zu arbeiten". Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute! Joshi