Frage im Expertenforum Hebamme an M. Sc. Martina Höfel:

Eigene Bedürfnisse ?

M. Sc. Martina Höfel

M. Sc. Martina Höfel
Master of Science in Midwifery, Hebamme im DHV - Deutscher HebammenVerband e.V.

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Frage: Eigene Bedürfnisse ?

Fleur85

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Hallo Frau Höfel, Meine Tochter ist 6.5 Monate alt und hat eine diagnostizierte Regulationsstörung, außerdem hatte sie von Geburt an wohl das Kiss Syndrom, welches aber chiropraktisch und durch Physiotherapie nach Bobath behoben wurde. Nun zu meiner Frage, Ich begleite mein Baby sehr Bedürfnisorientiert, trage sie viel, auch im Tragetuch, sie schläft im Familienbett, wir haben sie noch nie schreien lassen, noch nie alleine gelassen, was auch ganz natürlich ist. Sie findet trotz alledem einfach nicht in den Schlaf. Mir geht es nicht darum, dass sie alleine schlafen soll, das möchten wir sowieso nicht, aber sie schläft auch unter all diesen Methoden zusammenhängend nur 20 bis 30 Minuten. Sie schreit dann und rupft sich Haare raus, schlägt den Kopf nach hinten, kratzt sich. Ich stille nachts 10 bis 12 mal. Tagsüber schläft sie so gut wie gar nicht. Wach möchte sie auch sofort aus dem Tragetuch raus. Jetzt ist es so, dass ich mich abends mit ihr ins Bett lege, das heißt, Ich trinke keinen Schluck Wasser mehr, gehe nicht zur Toilette, sodass ich am nächsten Morgen so starke Kopf und Halsschmerzen habe, tagsüber esse ich oft nur 1 Brot und kekse, manchmal auch gar nichts. Essen im Tragetuch habe ich versucht, sie wird durch das kauen sofort wach. Haben Sie ein paar Ideen, wie ich diese Situationen im Alltag meistern kann, mit dieser wenigen Nahrung und Flüssigkeit komme ich schlecht zurecht. Ich war schon vor Schwangerschaft und Geburt sehr schlank. Vielen Dank für Ihre Einschätzung.


Martina Höfel

Martina Höfel

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Liebe Fleur, bedürfnisorientiert gilt für beide! Ein Kind bedürfnisorientiert aufziehen, heißt nicht, dass die Eltern (oder in diesem Fall Sie) danach am Stock geht. Ja, es bedeutet, dass die Bedürfnisse des Kindes geachtet werden. Es bedeutet aber nicht, dass sich das gesamte Leben auf das Kind einschießt. D.h., wenn das Kind Hunger hat, soll es Nahrung bekommen. Es heißt nicht, dass dies innerhalb von dreißig Sekunden geschehen muss und der Rest der Familie (in diesem Fall Sie) nicht zum Essen kommt. Es bedeutet viel mehr, dass das Kind zwei Minuten oder auf dem Arm eines anderen durchaus ein paar Minuten warten kann, bis Mutter zuende gegessen hat! Und nein, es bedeutet auch nicht, dass Sie die Nacht in unbequemer Position ohne Trinken verbringen müssen. Nehmen Sie das Kind abends mit auf die Couch. Trinken Sie, essen Sie! Liebe Grüße Martina Höfel


Kasi88

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Hilft es vielleicht, wenn du dann eben im Bett isst und eine Flasche Wasser steht bei uns auch immer auf dem Nachttisch... Es ist wichtig, dass du isst und trinkst, auch wegen dem stillen und ich denke, wenn die kleine ohnehin wach ist, dann nimm dir etwas zu essen... setz dich eventuell zu ihr auf eine Krabbeldecke oder sowas... Ansonsten würde ich auch mal auf Familie und Freunde zurückgreifen um in dieser Zeit die eigenen Bedürfnisse zu stillen... Sobald der Partner zuhause ist kann er ja auch mal übernehmen...


Rotkehlchen

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Liebe Fleur, So einige Situationen, die du beschreibst, kenne ich auch (zum Glück nicht in der geballten Häufung). Als meine Kinder so klein waren wie deine Tochter jetzt, bin ich auch oft nachts liegen geblieben, obwohl ich eigentlich auf Toilette gemusst hätte, um das schlafende Baby neben mir nicht zu wecken. Aber ganz ehrlich: auf die Dauer tut es keinem gut, wenn du deine Bedürfnisse so völlig denen deiner Tochter unterordnest! Weder dir, noch ihr, noch euren Umfeld (in erster Linie deinem Mann/dem Papa). Toilette, duschen, essen, trinken sind Grundbedürfnisse, bei denen du auch mal zuerst an dich denken solltest! Es wird deiner Tochter nicht schaden, wenn sie dann einmal häufiger schreit als eh schon, aber langfristig hat sie auch viel mehr von einer gesunden, fitten und (halbwegs) ausgeglichenen Mutter als von einer genervten, geschwächten und evtl. sogar kranken Mutter! Seid ihr denn wegen der Schlaf-/Schreithematik generell in einer Schreibaby-Ambulanz o.ä. in „Behandlung“? Und hast du mal Entlastung im Alltag durch Familie/Freunde/Familienhebamme oder sonst jemanden? Ich könnte mir vorstellen, du brauchst auf jeden Fall Zeiten, wo du mal Kraft tanken kannst! Und wenn das nicht während der Schlafenszeiten deiner Tochter geht, weil die so kurz und unterbrochen sind, brauchst du Menschen, die dir/euch helfen.


Kekskopf

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Liebe Fleur, mir ging es wie dir und ich habe genauso darauf reagiert. Heute habe ich drei Kinder und würde es nicht mehr so machen. Bedürfnisorientiert leben wir immer noch, aber: Kind 2 und 3 mussten und müssen öfter mal ein paar Minuten warten, auch schreien als Babys, weil da eben noch andere Kinder mit Bedürfnissen waren/sind. Und während K1 absolut keine Geduld hat, sehr schnell ausflippt und sich nicht zurücknehmen kann, können K2 und 3 auch mal warten und andere vorlassen. Heute sage ich, es hat meiner Großen nicht gut getan, niemals warten zu müssen, niemals kennenlernen zu dürfen, dass auch Mama Bedürfnisse hat. Und: Ich bin am Ende meiner Kraft, denn die damalige Zeit zehrt noch immer an mir. Bitte schaue auf dich. Vernachlässige dich nicht zu sehr. Versuch dir Freiräume zu schaffen, wo es nur geht. Auch dein Baby darf zwei, drei Minuten weinen, während Mama isst oder trinkt. Es nützt niemandem, wenn du irgendwann zusammenbrichst.


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