Frage im Expertenforum Frühgeburt an Prof. Dr. Eva Rieck:

Ursache für Neugeborenensepsis ein Enzymdefekt?

Prof. Dr. Eva Rieck

Prof. Dr. Eva Rieck
Kinderärztin und Neonatologin

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Frage: Ursache für Neugeborenensepsis ein Enzymdefekt?

Majoran576

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Liebes Expertenteam, es handelt sich zwar nicht um eine Frage zu Frühgeburten, aber Herr Dr. Busse hat mich an dieses Forum verwiesen. Ich würde mich über eine Antwort freuen. Sehr geehrter Herr Busse, Ich bin aktuell mit unserem dritten Kind schwanger. Meine beiden Kinder mussten nach der Geburt jeweils mit einer Neugeborenensepsis auf der Intensivstation behandelt werden. Ich bin Streptokokken B positiv und habe bei beiden Spontangeburten die obgligatorischen Antibiotikagaben erhalten. Beim ersten Kind war der Verlauf relativ schwer und erst nach ein paar Tagen in den Griff zu kriegen. Beim zweiten Kind war es ein nur leichter Verlauf und wir konnten das Krankenhaus bereits nach 10 Tagen verlassen. Der Kinderarzt im Krankenhaus sagte damals, dass ein drittes Kind sich wahrscheinlich auch infizieren würde. Nun habe ich gelesen, dass es die Annahme gibt, dass der positive Streptokokken Test gar nicht viel mit der Infektion meiner Kinder zu tun hat, sondern es sich vielleicht eher um einen Enzymdefekt der Kinder handelt. Haben Sie genauere bzw. neuere Informationen dazu? Muss ich wirklich wieder mit einer Sepsis rechnen? Würde ein Kaiserschnitt hier etwas verbessern? Macht es dann noch Sinn dass Antibiotika während der Geburt zu nehmen? (Ich bin bei beiden Kindern eingeleitet worden und habe über Tage alle 8h den Tropf bekommen). Kann ich im Vorfeld irgendetwas tun, um einen schweren Verlauf zu verhindern? (In der zweiten Schwangerschaft habe ich Milchsäurekuren gemacht etc. um die Streptokokken Besiedelung möglichst gering zu halten, es hat aber nicht merklich etwas verändert). Falls es wirklich ein Enzymdefekt ist, könnte das weitere Folgen für die Gesundheit meiner Kinder haben? Über eine Antwort würde ich mich freuen. Vielen Dank für Ihre Arbeit.


Prof. Dr. med. Eva Rieck

Prof. Dr. med. Eva Rieck

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Recht herzlichen Dank für Ihre Frage. Die Beantwortung ist allerdings nicht so ganz leicht. Die Neugeborenen-Sepsis ist eines der großen Probleme der Neonatologie. Die beta-hämolysierenden Streptokokken spielen eine sehr große Rolle. Über viele Jahre haben Geburtshelfer und Neonatologen daran gearbeitet, die Häufigkeit und Schwere der durch diese Keime ausgelösten Infektion zu senken. Die Schlussfolgerungen , die in einer Leitlinie für das ärztliche Handeln zusammen gefasst wurden, haben Sie ja selbst erlebt. In den vergangenen Jahren ist durch neue Erkenntnisse ein Umdenken im Verständnis der Infektion erfolgt. wir haben gelernt, dass der Körper ein großes Mikrobiom bildet- d.h. es ein Zusammenleben sich ergänzender und bekämpfender Keime gibt. Wenn dieses Biom gestört wird, kann es zum Überwiegen eines, vielleicht sehr schädlichen Keimes kommen. Das Kind kann und soll sich mit dem Mikrobiom der Mutter bekannt machen. Auch deshalb streben wir nach Möglichkeit die natürliche Geburt als Vorteil gegenüber der Sectio-Geburt an. Möglicherweise- und das sind tatsächlich noch neue Erkenntnisse bzw. auch Hypothesen (also noch nicht durch umfangreiche Studien gefestigte Daten) können Enzymdefekte dieses Auseinandersetzen mit einzelnen Keimen verhindern. diese Kinder wären dann stärker infektionsgefährdet. Momentan muss sich unser Vorgehen aber nach dem Bekannten und letztlich auch Bewährtem richten. und das sind bisher die Leitlinien, die auch eine Antibiotika-Gabe unter der Geburt empfehlen. Wichtig ist vor allem die Überwachung der gefährdeten Kinder und ein frühzeitiger Behandlungsbeginn- sowie auch ein Absetzen der Antibiotika, wenn die Infektion behandelt ist und es dem Kind gut geht. Stillen und sogenannte "gute" Keime helfen dem Kind sein eigenes Mikrobiom und die Abwehr aufzubauen. Ich hoffe, Ihnen ein wenig geholfen zu haben und wünsche Ihnen und der Familie alles Gute


Majoran576

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Das bringt schon sehr viel Licht ins Dunkle. Danke für die ausführliche Antwort.


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