Frage im Expertenforum Frühgeburt an Prof. Dr. med. Gerhard Jorch:

Können wir uns nicht auch mit dem MRSA Keim infizieren?

Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

Prof. Dr. med. Gerhard Jorch
Kinderarzt und Neonatologe

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Frage: Können wir uns nicht auch mit dem MRSA Keim infizieren?

km2004

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Sehr geehrter Herr Prof. Jorch, unser Sohn wurde in der 25. SSW geboren mit einem Gewicht von 760g und 33cm Länge. Er wurde ca. 6 Wochen beatmet, da er lt. Chefarzt Probleme mit der Lunge hatte. Eine Ursache wurde nicht gefunden. Obwohl ich vorher eine Lungenreifespritze bekommen hatte und er nach der Geburt auch 3mal geschriehen hat, konnte er angeblich nicht alleine atmen. Nach der Beatmung hatte er einige Tage CPAP, konnte aber relativ schnell auf eine Flow-Brille umgestellt werden. Vor ca. 1 Monat konnte er alles alleine (atmen+essen). Wir gingen davon aus, dass er bald nach Hause entlassen wird. Er bekam die 6-fach Impfung, die er gut vertragen hat und schon eine Woche später (ohne unser Wissen) die Synagis-Impfung. Seitdem entwickelt sich sein Zustand eher zurück. Er musste wieder eine Flow-Brille bekommen und hat auch zeitweise wieder Sauerstoffbedarf. Weiterhin hatte er auch immer ein verklebtes Auge. Der erste Abstrich wurde auf der Intensivstation gemacht und brachte keinen Befund. Jetzt liegt er auf der Frühgeborenenstation und es wurde der MRSA-Keim im Auge festgestellt. Hier scheint der Keim auch ausgebrochen zu sein. Weitere Abstriche (Nase, Achseln, Leiste) waren ebenfalls positiv. Man sagte uns, dass das alles nicht so schlimm wäre und das Auge behandelt wird. Wir (mein Mann und ich) müssen keinerlei Vorsichtsmaßnahmen einhalten, ausser Händedesinfektion. Die Schwestern haben Kittel- und Handschuhpflege sowie Mundschutz. Können wir uns nicht auch mit dem Keim infizieren? Ausserdem wurde unser Sohn nicht isoliert gelegt, sondern liegt mit 2 jüngeren Zwillingen im Zimmer. Wird bei einem Frühgeborenen auch schon eine Sanierung durchgeführt? Ich mache mir dahingehend Sorgen, da bei uns noch eine Leisten-OP ansteht und wenn der Keim dann noch nachweisbar ist, könnte es evtl. Probleme geben. Momentan wirkt er nicht krank und ist auch mit einem Gewicht von 3600g recht robust. Laut Aussage der Ärzte wird nur etwas unternommen, wenn er krank ist. Ich mache mir auch Sorgen, dass der Keim evtl. noch einmal die Lunge befallen könnte und dies zu ernsthaften Problemen führt. Man hat in der Presse schon soviel gelesen (kürzlich in Freiburg), dass auf Frühgeborenenstationen mit diesen Keimen auch das Personal und die Besucher gescreent werden und die kranken von den gesunden Kindern isoliert werden. Bei uns ist das leider nicht der Fall. Könnten Sie uns einen Ratschlag geben, wie wir mit der Situation umgehen sollen. Vielen Dank. Mit freundlichen Grüßen Katja


Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Für die Gabe von genauen Hygieneempfehlungen reichen Ihre Daten als Grundlage nicht aus. Ich denke, dass Ihr Krankenhaus mindestens einen Hygienbeauftragten hat und sich professionell um die Situation kümmert. Das Problem bei MRSA-Keimen (und anderen Krankenhauskeimen) ist in der Tat nicht so sehr, dass diese aggressiv sind, sondern, dass kaum wirksame Antibiotika zur Verfügung stehen, wenn es dann doch einmal zu einer echten Infektion (bisher liegt ja abgesehen von der Konjunktivitis nur eine Besiedlung vor) mit ihnen kommt. Das erklärt auch, warum das Personal und die Besucher zwar besiedelt sein können, aber praktisch nie erkranken. Bei Berichten in der Presse über Hygienprobleme findet manchmal auch ein "Schaulaufen" statt, weil bei Berichterstattung in den Medien natürlich Handlungsstärke gezeigt werden muß. Eine Trennung von MRSA-besiedelten und nicht besiedelten Patienten , d.h. Behandlung in verschieden Räumen, würde ich allerdings schon empfehlen, wenn man verhindern will, dass sich der Keim weiter ausbreitet. Mit Handschuh- und Kittelpflege allein dass erreichen zu wollen, ist schwierig.


christine1974

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wie alt ist denn dein kind jetzt? 2 meiner drillinge hatten auch eine augeninfektion-machte keine komplikationen-uns wurde gesagt dass das sehr häufig vorkommt auf den stationen.-nach einer woche war es wieder abgeheilt alles gute


km2004

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hallo Prof. Jorch, vielen Dank für ihre schnelle und ausführliche Antwort. Wir haben noch einmal mit einem Arzt gesprochen und unser Sohn ist als einziges Kind besiedelt. Allerdings hat er jetzt eine Lungenentzündung bekommen. Man kann nicht sagen woher. Er wird mit Linezolid behandelt. Ich hoffe das Antibiotikum schlägt an, da ja seine Lunge nicht die beste war. Mit freundlichen Grüßen Katja


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