Frage im Expertenforum Kinderernährung - Gastroenterologie an Prof. Dr. med. Michael Radke:

Ursache für B12-Mangel bei Säugling, Probleme mit Familienkost

Prof. Dr. med. Michael Radke

Prof. Dr. med. Michael Radke
Kindergastroenterologe an der Universitätskinderklinik Rostock

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Frage: Ursache für B12-Mangel bei Säugling, Probleme mit Familienkost

Anonym1224

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Sehr geehrter Herr Professor Radke, meine Frage knüpft an bereits thematisierte Fälle in diesem Forum an. Aufgrund eines mit neun Monaten bei unserem Kind festgestellten Vitamin B12-Mangels und Eisenmangels wollten wir unseren Fall dennoch gerne ausführlich darstellen. Da unser Kind (wird gestillt) mit 8 Monaten immer noch wenig Appetit auf Beikost zeigte und auch etwas blass und nicht ganz so aktiv im Vergleich zu anderen wirkte, setzte wir uns bei meinem Kinderarzt für eine Blutuntersuchung ein. Dieser wollte zunächst erst die Gewichtsentwicklung in den folgenden vier Wochen abwarten… Mit 9 Monaten wurden dann bei der Blutuntersuchung zunächst die Eisenwerte und dann auch Vitamin B12 bei unserem Kind überprüft. Es ergab sich sowohl ein Eisenmangel als auch ein Vitamin-B12-Mangel. Insbesondere der Holotranscobalaminwert lag bei unserem Kind bei 22.1 pmol/l, Vitamin B12 alleine lag noch im Normbereich: 346 pg/ml (Referenzbereich: 187 – 883), Ferritin bei 11.3 ng/ml, HB 10.4, Hämatokrit 31 (Referenzbereich: 31.5-40.5), MCV 67 fl, MCH 22pg, Hämoglobin Reti 25.3 pg). Eine Untersuchung meines mütterlichen Blutes ergab, dass sich meine VitB12- und Eisenwerte jedoch im Normbereich befanden (Serum bei 513, HoloTC bei 98 pmol/l), weshalb unser Kind eigentlich über die Muttermilch genug Vitamin B12 bekommen haben müsste. Der Vitamin-B12-Mangel wurde daraufhin schnell ausgeglichen (mit pure encapsulations b12 liquid) und wir substituieren seitdem auch Eisen (Ferrum Hausmann). Der HB-Wert liegt nun Stand November bei 11.1 g/dl, Hämoglobin Reti bei 29.2 pg, MCV 71 fl., Ferritin bei nur 27.9 ng/ml. Nun mit einem Jahr hat unser Kind noch immer wenig Interesse an der Familienkost, obschon es physisch dazu in der Lage ist und auch sonst normal entwickelt ist (Laugenstangen oder ähnliches isst er ohne Probleme und hat auch, wenn auch nur kurz Interesse am Essen, wenn er uns essen sieht). Da uns ein weiterer möglicher Nährstoffmangel beschäftigt, versuchen wir gerade zunächst nachts abzustillen und unser Kind so zur Familienkost zu motivieren. Bisher leider noch mit wenig Erfolg... Folgende Fragen haben wir: Unser Kind ist mit einem Jahr gut entwickelt, dennoch haben wir Angst, dass der B12-Mangel Spuren hinterlassen haben könnte. Wir wissen leider nicht, wann der Mangel genau eingetreten ist. Könnten Sie uns eventuell anhand der Blutwerte eine Einschätzung geben wie wir den Mangel einordnen müssen? Haben Sie eventuell eine Erklärung für uns, wie der B12-Mangel trotz normaler mütterlicher Blutwerte zustande gekommen sein könnte? Ich habe mich nie vegan oder rein vegetarisch ernährt. Sollten wir zusätzlich den Zink-Status unseres Kindes überprüfen lassen aufgrund des wenigen Interesses an Familienkost? Aktuell geben wir 2x täglich je 8 Tropfen Ferrum Hausmann. Sollten wir die Dosis erhöhen? Vielen Dank!


Prof. Dr. med. Michael Radke

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Es ist gut, daß Sie sich um die Vitamin B 12-Versorgung Ihres Kindes kümmern. Leider werden entsprechende Mängel bei Säuglingen oft (zu) spät erkannt. Da Sie sich nicht vegan oder streng vegetarisch ernährt haben und Ihr Kind jetzt mit einem Jahr nach Ihren Aussagen normal entwickelt ist, sollte kein schwerer, sondern eher ein moderater B 12-Mangel vorgelegen haben. Dieser hat offensichtlich - gemeinsam mit einer zu geringen Eisenzuführt - für die Anämie (Blutarmut) gesorgt, die neurologische Entwicklung aber nicht beinträchtigt. Das B 12-Problem ist derart relevant, daß zur Zeit über die Einführung eines B 12-Screenings bei Neugeborenen entschieden wird. In Ihrem Fall ist anzunehmen, daß Ihre Milch trotz jetzt normaler Blutspiegel möglicherweise nicht genug B 12 enthalten hat (ggf. haben Sie wenig tierische Produkte aus Fleisch oder/und Fisch verzehrt?). Das wird man retrospektiv kaum mehr feststellen können. Jedenfalls ist das die häufigste Ursache vom B 12-Mangel bei Säuglingen, insbesondere wenn tierische Beikost mit Anteilen von Fisch oder/und Fleisch nicht verzehrt werden. Meine Tips: - Ihr Kind ist mit einem Jahr ein Kleinkind, kein Säugling mehr. Beenden Sie möglichst zügig das Stillen, damit Ihr Kind zügig an eine normale Kleinkindernährung mit Anteilen von tierischer Kost (Fleisch, Fisch) herangeführt wird. Den zu erwartetenden "Protest" müßten Sie aushalten. - Setzen Sie die Gabe von B 12 und Eisen in gleicher Dosis fort. Ihr Kinderarzt sollte in ca. monatliche Abständen die Werte kontrollieren. - Zink: Wenn Ihr Kind eine ausgewogene Kleinkindernährung erreicht hat, wird sich das Zinkproblem automatisch lösen. Good luck und frohes Fest!


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