Frage im Expertenforum Kinderernährung - Gastroenterologie an Prof. Dr. med. Michael Radke:

Baby 5 Monate: Clostridien --> muttermilchinduzierte Kolitis ?

Prof. Dr. med. Michael Radke

Prof. Dr. med. Michael Radke
Kindergastroenterologe an der Universitätskinderklinik Rostock

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Frage: Baby 5 Monate: Clostridien --> muttermilchinduzierte Kolitis ?

Gebi

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Sehr geehrter Herr Prof. Wirth, sehr geehrter Herr Prof. Radke, unsere Tochter ist nun 5,5 Monate alt. Sie wird voll gestillt. Sie entwickelt sich körperlich völlig normal (Gewicht auf 50% Perzentil, Größe auf 70% Perzentil), ist sehr neugierig, extrem aufmerksam, lacht sehr viel und ist fröhlich. Sie wirkt immer mal wieder sehr nervös (zappelt viel) und findet oftmals schwer in den Schlaf. Mit 6 Wochen hatte sie das erste Mal Blut im Stuhl (hellrot, fadenartig, verteilt, auflagernd). Es war dann immer mal mehr und mal weniger Blut in der Windel. Der Stuhl war zudem meist grün, schleimig und hat streng gerochen. Nach langem hin und her und vielen Arztbesuchen sind wir schließlich in die Kinderklinik. Dort wurde festgestellt, dass unsere Tochter mit Clostridien infiziert ist und dies das Blut im Stuhl verursacht (eine solche Infektion ist bei Kindern < 1 Jahr wohl äußerst selten!). Nach stationärem Aufenthalt und einer 10-tägigen Antibiotika-Kur konnten die Clostridien in den Stuhlproben nicht mehr nachgewiesen werden, die Entzündungswerte waren aber noch erhöht. Auch in einer nochmaligen Stuhlprobe konnten keine Clostridien mehr nachgewiesen werden (Entzündungswert aber immer noch etwas erhöht). Für ca. 2 Wochen sah der Stuhl unserer Tochter dann richtig gut aus (kein Blut, kein strenger Geruch, nicht schleimig, gelblich). Nach 2 Wochen waren jedoch wieder sehr kleine Blutpunkte in der Windel sichtbar. Seitdem ist fast in jeder Windel Blut – mal mehr und mal weniger (immer hellrot, verteilt, auflagernd – Geruch, Farbe und Konsistenz sind weiterhin unauffällig). Wir waren deswegen natürlich erneut in der Kinderklinik. Die Entzündungswerte sind nach wie vor erhöht. Es wird nun vermutet, dass eine muttermilchinduzierte Unverträglichkeit vorliegt, die sich infolge der Antibiotikaeinnahme entwickelt hat und die die Beschwerden immer wieder verursacht. Als erstes hat meine Frau konsequent auf sämtlich Milcheiweiße und Soja verzichtet – ohne signifikante Besserung. Als nächstes ist Ei dran – das können wir aber eigentlich ausschließen (da sie kaum bis keine Eiprodukte gegessen hat). Weizen könnte unserer Meinung nach ggf. noch die Ursache sein. Wir würden zu den folgenden Fragen gerne Ihre Meinung hören: • Wie würde Ihre Diagnose lauten aufgrund der oben geschilderten Beschwerden? • Könnte es auch etwas anderes sein als eine muttermilchinduzierte Kolitis? • Halten Sie es für plausibel, dass sich die Unverträglichkeit bei unserer Tochter infolge der Antibiotikaeinnahme entwickelt hat? • Meine Vermutung aufgrund Beobachtung der Symptome ist, dass die Schleimhäute infolge der langen Clostridien-Infektion stark gereizt sind und ggf. Stress die Beschwerden triggert; kann so etwas vorkommen? • Sollte bei dem Ausschlussverfahren zur Allergie-Feststellung nichts rauskommen, halten Sie es dann für empfehlenswert eine Darmspiegelung in der Uni-Klinik zu machen oder ist das ihrer Meinung nach im vorliegenden Fall zu invasiv? • Was wären Ihrer Meinung nach die nächsten Diagnose- und Behandlungsschritte? • Empfehlen Sie die Einführung von Beikost, trotz der oben beschriebenen Beschwerden? Wir hatten während der gesamten Zeit nie das Gefühl, dass unsere Tochter Schmerzen o.ä. hat. Auch andere Symptome konnten wir nicht beobachten (außer vielleicht Nervosität). Vielen Dank für Ihre Antwort. Viele Grüße


Prof. Dr. med. Michael Radke

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Vorwerg: Ihre Schilderung/Anfrage sprengt leider die Kapazitäten des Forums. Wenn alle derart lange Fragen stellen würden, o Gott ... Kurz zu den Punkten: - eine Muttermilch-induzierte Enterokolitis ist sehr wahrscheinlich, insbesondere wenn es in der Familie Allergien (Asthma, Heuschnupfen etc.) gibt - die Suche nach einem fraglichen Nahrungsantigen verläuft in vielen Fällen frustrag - eine Clostridieninfektion ist unwahrscheinlich, solange sich der Allgemeinzustand des Kindes nicht verschlechtert (ob die Antibiotikatherapie nötig war, da habe ich meine Zweifel), daß dies allerdings nachhaltige Nebenwirkungen auslöst, ist unwahrscheinlich. Auch in diesem Fall gibt es heftige Verschlechterungen des Allgemeinzustandes, was ich bei Ihnen nicht ablesen kann - eine Darmspiegelung halte ich für überzogen. Die beste Methode zur Diagnosestellung ist die Gabe einer therapeutischen Hydrolysatnahrung von ca. 1 Woche. Sind dann die Blutungen weg, ist die Diagnose Muttermilch-induzierte Enterokolitis weitgehend gesichert - Milchfreie Beikost (am besten aus dem Gläschen) kann ohne Einschränkungen gegeben werden. Ihr letzter Satz ist entscheidend: Ihr Kind ist und war offenbar nicht krank. Es hatte lediglich etwas Blut im Stuhl, zu über 95 % auf dem Boden einer Muttermilch-induzierten Enterokolitis.


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