Nephi1
Hallo, Mein Sohn wird nächste Woche 5 Monate alt und ich mache mir ein wenig Gedanken um unsere Bindung - wird hatten mit Kaiserschnitt, großen Stillproblemen inkl frühem Abstillen und recht langem Baby Blues einen etwas holprigen Start und ich versuche es so gut wie möglich wieder gut zu machen. 1. Wenn ich für ein paar Stunden weg war (zB Arzt) und dann wieder komme, kommt es vor, dass mich der Kleine kaum beachtet. Er sieht mich zwar kurz an, zeigt aber keinerlei Gefühlsregung wie Freude oder ähnliches, sondern weicht meinem Blick dann eher aus. Ist das schon ein Anzeichen einer unsicheren Bindung? 2. Da mein Freund unter der Woche viel arbeitet, kümmert er sich am Wochenende vermehrt um unseren Sohn. Auf der einen Seite genieße ich die "Pause" und finde es auch wichtig, dass die beiden eine gute Bindung aufbauen. Anderseits habe ich die Befürchtung, dass der Kleine verunsichert wird, wenn ich 2 Tage über weniger für ihn da bin (er wird nicht gestillt, mein Freund übernimmt dann also auch das Füttern). Kann es sein, dass ihn der Wechsel der Bezugsperson irritiert und dadurch unsere Bindung belastet wird? Ansonsten beschäftige ich mich viel mit ihm, tagsüber schläft er auf mir, er lacht mich an und sucht mich im Raum, wenn er bspw. bei Papa oder Oma auf dem Arm ist und ich gerade koche. Fremdeln tut er kaum, ist er bei mir oder seinem Papa auf dem Arm lacht er jeden zur Begrüßung gerne und strahlend an. Vielen Dank für Ihre Einschätzung!
Dr. med. Ludger Nohr
Hallo, Ihr Sohn bezieht in der beschriebenen Situation seine Bindungsvalenzen auf zwei Personen, was kein Nachteil sein muß. Der "holprige Start" wird aber sicher auch seine Auswirkungen haben, was aber mit der Zeit kompensiert werden kann (s.a. den Text zu Bindung auf dieser Seite). Nicht ganz verstehe ich die Wochenendsituation, bei der Sie eine recht strikte Trennung beschreiben. Wenn Ihr Sohn Sie wahrnimmt und zu Ihnen will, sollte das möglich sein. Und wenn das möglich ist, werden diese Zeiten die Bindung auch nicht schwächen. Die Reaktionen auf Ihre Rückkehr können verschiedene Gründe haben. U.a. sind die Kinder innerlich oft eingebunden in das, was sie gerade tun, und die Freude kommt etwas verzögert. Daraus lässt sich also nicht direkt auf die Bindung schliessen. Sie beschreiben ja auch Momente, in denen sie sehr bezogen und froh miteinander sind und die man ruhig auch als Bindungsbeschreibung werten darf. Hilfreich finde ich, wenn man sich immer mal wieder innerlich in die Situation des Kindes versetzt um zu verstehen, wie das Kind diese Situation erleben könnte, wie man es selbst erleben würde. Das ist eine gute Ergänzung zu den "Sachzwängen", die unseren Alltag stark bestimmen. Dr.Ludger Nohr
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