Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Unglücklich oder Ruf nach Bestätigung?

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Unglücklich oder Ruf nach Bestätigung?

shla

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Guten Morgen, mein 4-jähriger Sohn wird v.a. abends, wenn er müde ist, sehr emotional. Neuerdings sagt er Sachen wie: "Wenn ich groß bin, will ich nicht heiraten, sondern alleine sein." oder er fängt an zu weinen und wenn ich ihn frage, was los ist, sagt er "Ich kann das nicht sagen." und auf mein Nachfragen: "Manchmal glaube ich ich bin dumm." Oder neulich: "Ich bin nie fröhlich, sondern immer traurig." Mein Herz zerreißt, wenn er sowas sagt. Er lacht viel, ist im Kopf ganz fix und spielt gerne mit Freunden im Kindergarten (auch hier hat er schon erzählt er spiele immer allein und bekomme beim Essen nie was ab, wobei die Erzieher das Gegenteil behaupten).    Hat er wirklich das Gefühl, dass er so schlecht behandelt wird und dumm und unglücklich sei oder ist das eher ein Ruf nach Zuwendung und Bestätigung?    Ich habe in letzter Zeit öfters geschimpft, weil er sehr trödelt und wir ständig beim Kinderarzt und im Krankenhaus sind, da er einen Unfall nach dem anderen baut, weil er nicht auf mich hört. Auch normal bei Jungs?? Ich möchte auf jeden Fall, dass er glücklich ist und keine Depression oder so bekommt. Bin da sehr ängstlich veranlagt.    Wie schätzen Sie das mit Ihrer Erfahrung und Ihtem Wissen ein? Danke im Voraus.


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Kinder im Alter Ihres Sohnes beginnen über sich nachzudenken oder verschiedene Situationen durchzuspielen. Gerade in sensiblen Momenten -wie abends beim Zu-Bett-bringen - gehen Kindern dann auch selbstkritische oder verunsichernde Gedanken durch den Kopf. Dazu muss Ihr Sohn sich nicht wirklich schlecht behandelt fühlen. Sein noch unsicheres Selbst spielt einfach verschiedene Möglichkeiten durch und wird dabei von unbewussten Motiven beeinflusst. Um Ihrem Sohn bei diesen Fragen Orientierung zu bieten, ist es wichtig, dass Sie ihm die Gedanken nicht versuchen auszureden. Sie müssen ihn auch nicht bedauern. Nehmen Sie seine Gedanken ernst und sprechen Sie darüber. Sie können ihm versichern, dass er sich das mit dem Heiraten ja noch lange überlegen kann und das auch nicht machen müsse. Das Alleinesein könnte ihm aber langweilig werden. Sagen Sie ihm, dass es für ihn sehr schade ist, wenn er denkt, er sei dumm, wo doch für Sie einwandfrei klar sei, dass er das nicht ist. Auch bei Vierjährigen helfen bereits Fragen weiter. Fragen Sie ihn, was denn passieren müsse, damit er nicht mehr traurig sei. Solche behutsamen Gespräche, gerne im Konjunktiv, helfen Kindern bei der Selbsteinschätzung. Gleichzeitig sichert sich Ihr Sohn so Ihre liebevolle, bestätigende Zuwendung. Da das Schimpfen offenbar nichts nutzt, um Unfälle zu verhindern, können Sie es auch einstellen. Möglicherweise hilft es, wenn Sie den Mut Ihres Sohnes offenbar waghalsige Dinge zu unternehmen, bewundern und loben. Wenn er sich von Ihnen genügend gesehen und bestätigt fühlt, muss er vielleicht nicht mehr so draufgängerisch sein und kann auch mehr auf sicheres Ausprobieren achten. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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