Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Rüdiger Posth:

Trotz und Verhalten bei Mama und Papa

Dr. med. Rüdiger Posth

Dr. med. Rüdiger Posth
Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

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Frage: Trotz und Verhalten bei Mama und Papa

sabrina3001

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Guten Morgen Dr. Posth, ich habe zwei Fragen zu unserem Sohn 1,5 Jahre. Er wurde forumsgerecht erzogen. War als Baby total fröhlich und unkompliziert, aber schnell von 0 auf 100 und wurde dann immer sofort getröstet, gefüttert usw. 1.Wenn er seinen Willen nicht bekommt, haut er sich selbst vor den Kopf. Warum macht er das und wie reagiert man da am besten? Bisher tröste ich sofort und lenke ab, ziehe aber z.B. trotzdem weiter an. Wäre ignorieren besser? Er haut sich auch so manchmal und sagt dann "Aua". 2. Papa darf alles, hat sich aber auch vom 1. Tag voll eingebracht (Füttern, ins Bett bringen etc.). Bei Papa ist er oft "genügsamer", spielt mehr alleine. Bei mir will er öfter auf den Arm ("Mama Arm") oder seinen Schnuller. Ich nehme ihn dann auch immer hoch. Warum ist das so und soll ich ihn weiterhin immer hochnehmen? Vielen Dank, dass Sie bei Ihrem Rat - im Gegensatz zu vielen anderen - immer auf der Seite der Kinder sind. Sabrina


Dr. med. Rüdiger Posth

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Liebe Sabrina, zwei Dinge leiten Ihren Sohn in der Frage der Autoaggression. Erstens seine offenbar angeborene Impulsivität, die Sie ja beschreiben, und zweitens sein aufkommender Trotz. Der Trotz hat etwas mit dem Erkämpfen des eigenen Selbst zu tun, als mit der Durchsetzung des eigenen Willens. Gelingt das den Kindern in diesem Alter nicht, üben Sie Widerstand und werden bis zum 2. Geburtstag und darüber hinaus immer trotziger. Dabei spüren sie erste aggressive Impulse in sich, die sie, wenn sie zu stark werden, auch an sich selbst ablassen (vor allem die impulsiven). Aber auch die Eltern trifft so mancher Schlag oder Tritt (zumeist nur unbeabsichtigt). Also diese Dynamik ist unvermeidlich und dient der Selbstfindung. Das Kind will eine Person werden. Seine Mittel sind aber einstweilen etwas schwierig in der sozialen Verhaltensregulation. Es ist richtig, Kinder bei solchen aggressiven Ausbrüchen vor sich selbst zu schützen und sie geschickt abzulenken, zu beschwichtigen und zu trösten. Zur 2. Frage: Der Vater steht für das Loslösungsprinzip, die Mutter für die Bindung. Zwischen diesen beiden starken inneren Kräften schwanken die Kind in diesem Alter hin und her. Je nachdem, wie sie sich gerade innerlich befinden, verhalten sie sich bei ihren Eltern unterschiedlich und streben bei der Mutter Zuwendung und "Bemutterung" an, beim Vater hingegen größere Selbstständigkeit, Erforschung der Umwelt und Spielfreude. Das wird zwar nicht ganz konsequent immer aufrecht erhalten, erscheint aber ziemlich stabil. Es ist völlig richtig, sich dafür bereit zu halten. Viele Grüße und danke für Ihr Lob.


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