Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Tochter hängt an mir

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Tochter hängt an mir

Lalii

Lieber Herr Dr. Nohr, meine Tochter ist jetzt 22 Monate, ein aufgewecktes Mädchen. Seit dem 14. Monat geht sie täglich für 6 ½ Stunden in die Krippe, was sehr gut klappt. Nachmittags unternehme ich immer etwas mit ihr und abends kommt dann auch der Papa/mein Mann dazu. Seit einigen Monaten hängt meine Tochter aber komplett an mir. Den Papa lehnt sie in vielen Situationen ab, vor allem wenn ich in der Nähe bin. Morgens machen sich die beiden zusammen fertig und er bringt sie in die Krippe, das klappt prima. Dafür freut sie sich abends, wenn er von der Arbeit kommt, fast gar nicht. Sie lächelt ihn kurz an, aber umarmt ihn nicht o. ä. Wenn ich hingegen nur mal eine halbe Stunde weg bin, rennt sie mich fast über den Haufen und wirft sich in meine Arme. Abends darf auch nur ich sie ins Bett bringen. Es ist allerdings auch so, dass ich eigentlich immer – außer in der Zeit in der sie in der Krippe ist – bei ihr bin. Sie ist es also gar nicht gewöhnt, dass ich nicht da bin. Sollte ich dies evtl. ändern und mich öfter mal komplett rausnehmen? Auch wenn sie weint und nach mir ruft? Sie ist ja aber noch „klein“, aber manchmal kann ich nicht mehr. Fremdbetreuung“ durch Oma und Opa hatten wir bisher nur selten, früher hat es gut geklappt. Aktuell möchte sie nicht mal nachmittags mit Oma und Opa spazieren gehen wenn ich nicht auch mitkomme. Besten Dank für Ihre Antwort Lalii


Hallo, die Beziehungen und Bindungen der Kinder zu den primären Bezugspersonen sind keineswegs immer konstant. Sie sind u.a. von den Erfahrungen, der Zeit miteinander, dem Entwicklungsstand abhängig und drücken einen phasenbezogenen Stand aus. Wichtig ist, dass die Bezugspersonen nicht beleidigt oder enttäuscht reagieren, sondern die jeweilige Situation der Nähe und Distanz akzeptieren und sich trotzdem immer wieder anbieten. Das Kind braucht die Sicherheit und auf dieser testet es und probiert die Beziehungen aus. Und dann ändert sich die Phase auch wieder, ohne dass man äußere Gründe finden muß. Die Erwachsenen sollten in der Lage sein, mit dieser Entwicklung positiv und zugewandt umzugehen und es nicht als grundlegende Zu- oder Abwendung begreifen. Dr.Ludger Nohr


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