Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Tochter (2 J. 9 M.) plötzlich sehr ängstlich

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Tochter (2 J. 9 M.) plötzlich sehr ängstlich

Claudia F.

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Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, sehr geehrte Frau Henkes, ich habe eine Frage zu unserer Tochter, die sich seit ein paar Wochen sehr verändert verhält. Sie hat plötzlich vor vielen Dingen Angst (Geräusche in der Wohnung, die sie nicht zuordnen kann, Flugzeuglärm, Verkehrslärm...) und es werden täglich mehr, sodass sie sich mittlerweile alleine nicht mehr in einem Zimmer aufhalten kann, ohne panisch zu werden. Besonders schlimm ist es, wenn sie aufwacht und niemand neben ihr ist (schläft noch nicht alleine ein). Denken Sie, dass mit fortschreitender Autonomie (sie ist windelfrei, fährt Fahrrad...) auch mehr Ängste kommen? Könnte es mit einer Bindungsproblematik zu tun haben? Oder am Geschwisterkind (Mädchen, 2 Jahre jünger) liegen? Kurz zum Hintergrund: Sie ist das erste von zwei Kindern, temperamentvoll und eher eigenwillig, spielt nur sehr wenig allein/selbstständig, schnell beschämt, wenn ihr etwas nicht gelingt; bisher nur sehr niederschwellig fremdbetreut (3 Vormittage/Woche), mein Mann ist sehr viel daheim und bei der Kindererziehung präsent. Gute und gefestigte Beziehung zu beiden Elternteilen und auch Großeltern (lässt sich auch von der Oma ins Bett bringen); Wir nehmen die Ängste ernst, sind aber mittlerweile belastet, da man phasenweise keinen Schritt mehr machen kann, ohne das Gefühl zu haben, dass sie am Rockzipfel hängt. Über eine Einschätzung Ihrerseits würde ich mich freuen und verbleibe einstweilen mit psychotherapeutisch kollegialen Grüßen!


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Liebe Claudia F., warum auch immer ist Ihre Tochter in eine Situation gekommen, in der ihr die Welt mit ihren verschiedenen Erscheinungsformen Angst macht. Angst heißt auch, dass man sich ausgeliefert und nicht ausreichend selbstwirksam erlebt, um sich ausreichend gewappnet und sicher zu fühlen. Da es erst vor einigen Wochen aufgetreten ist, könnte es auch einen externen Anlass als Hintergrund und Auslöser geben. Es kann aber auch schon Bekanntes, je nach Phase neu verstanden, plötzlich ängstigen. Die Frage ist, wie man das herausfinden kann, weil das natürlich für das richtige Handeln wesentlich ist. Je nachdem, wie Ihre Tochter sprachlich entwickelt ist, könnten Sie versuchen (ich bevorzuge dafür die Einschlafzeit), mit ihr ins Gespräch zu kommen. ("Mir ist aufgefallen...., ich habe das Gefühl...." usw.). Verbalisieren bedeutet hier auch bewusster zu machen und das "Problem" in die Beziehung hineinzunehmen (also nicht von beiden Seiten zu "übergehen"). Andere Wege sind Informationen aus der spielerischen Darstellung , weil die Kinder im Spiel (sowohl spontan, als auch vorgeschlagen) unbewusstes Material sichtbar machen können, das auf den Hintergrund der Ängste hinweisen kann (das können übrigens auch aggressive Phantasien sein, die dann aktiv abgewehrt werden müssen). Ich würde mir also Zeit nehmen, nicht nur das Phänomen zu beachten, sondern besser verstehen zu können, was in Ihrer Tochter vorgeht. Solche Phänomene sind dafür ein guter Anlass und Möglichkeit, Ihrer Tochter ausreichend "exclusive" Zeit zu verschaffen. Alles Gute dabei. Dr.Ludger Nohr


Claudia F.

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Vielen Dank, Herr Dr. Nohr! Ihre Überlegungen und psychodynamischen Interpretationen helfen sehr weiter.


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