Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Silverster-Schreck?

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Silverster-Schreck?

Iris_

Hallo lieber Herr Dr. Nohr, unsere Tochter (19 Mon) ist bis auf ein paar Phasen eine gute Schläferin: schläft schnell und alleine ein, schläft 11-13 Std durch und wenn sie wach wird, liegt sie gerne noch eine Zeit lang für sich im Bett. Vor allem die Wochen vor Silvester hat sie mal so tief geschlafen, dass wir in der Wohnung nicht alles auf Zehenspitzen machen mussten. Seit Silvester sieht es leider anders aus. Nach ca. einer Std Böllerei ist sie panisch weinend wach geworden. Seitdem muss ich zum Einschlafen in ihrem Zimmer liegen und sie fragt bis zum Einschlafen ständig, ob man noch da. Außerdem wird sie panisch, wenn sie nachts oder am Morgen wach wird und niemand da ist. Leider hilft es wenig, wenn ich mich dann nachts zu ihr ins Zimmer lege. Ihr Vertrauen reicht dann nicht um wieder einzuschlafen. Sie liegt dann 2 bis 3 Std wach und fragt nach mir. Wenn ich mich zu meiner Schlafenszeit in ihr Zimmer lege, scheint sie das zu merken, denn sie schläft seelenruhig bis zum nächsten Morgen. Glauben Sie, dass sie einen Silvester- Schrecken hat? Das alles macht mich sehr traurig, weil ich nicht möchte, dass sie so in Angst lebt. Mittags schläft sie zwar alleine ein, aber sie weint fürchterlich, wenn sie wach wird. Oder ist es wieder eine Phase, die zufällig mit Silvester zusammen fiel? Wir hatten schon mal eine ähnliche Phase - allerdings nicht geprägt durch so viel Angst. Was sagen Sie?


Liebe Iris, das kann sowohl als auch sein, aber ein Zusammenhang mit Silvester liegt nahe. Diese Böllerei ist ja für ein Kind nicht zu verstehen und beunruhigt. Aber auch wenn es eine Phase der Verunsicherung aus anderen Gründen ist, gibt es die gleiche Notwendigkeit, stabilisierend damit umzugehen. Die Angst vor dem Alleinsein, dem Ungeschütztsein, kann vom Kind in dieser Zeit nicht alleine bewältigt werden. Deshalb könnte es helfen, ihr im Moment die Gewissheit zu geben, dass Sie da sind, bis sie eingeschlafen ist und das auch so einplanen. Auch ein Beistellbett kann für diese Zeit helfen, bis sie wieder mehr Eigensicherheit erlebt. Das ist kein Rückschritt, sondern eine (wiederkehrende) Zeit der Verunsicherung, die unterschiedliche Auslöser haben kann. Aber der Umgang damit ist ähnlich. Dr.Ludger Nohr


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