Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Sehr geringe Frustrationstoleranz

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Sehr geringe Frustrationstoleranz

lafatina79

unser 4-jähriger Sohn hat eine extrem niedrige Frustrationstoleranz.sobald sich abzeichnet, dass ihm etwas nicht gelingt, er etwas nicht bekommt was er gerne haben möchte, er etwas tun soll,was er gerade nicht will, ist er sofort entweder bitterlich am heulen, oder redet nur noch im Jammerton oder er wütet dann. er eckt dadurch auch in der kita immer wieder an. neulich hat er wieder zwei kinder gebissen, weil sie dort saßen,wo er eigentlich hinwollte. ich erkläre ihm danach immer, was er hätte sagen oder tun können. er hat eigtl sprachlich keine probleme, aber er scheint probleme mit den emotionen zu haben. ich muss sagen, dass ich selbt auch ein kleiner vulkan mit viel temperament bin und wahrscheinlich nicht immer ein gutes beispiel diesbezüglich.ich versuche ihn auch nicht zu bestrafen (bin kein großer freund von strafe, ich versuche mit verständnis und vor allem mit spiegeln an das ganze ranzugehen,da ich gemerkt habe,dass er da viel zugänglicher ist). aber um ehrlich zu sein scheint das mit dem bestrafen tief in den menschen verwurzelt zu sein. oft sagt man ganz automatisch und vor lauter verzweiflung dinge wie "wenn du xy nicht tust, dann darfst du nicht yx..." o.ä. die natürlich oft überhaupt nichts miteinander zu tun haben. aber grundsätzlich: wie können wir ihm helfen, dass er mehr aushält, größere frustrationstoleranz aufzubauen?


Hallo, die erste Frage wäre, was hat Ihnen geholfen, mit Ihrem inneren Vulkan klarzukommen? Eigene Erfahrungen sind viel überzeugender anzubieten als "Gelerntes". Wie Sie wissen, sind Temperamente gar nicht so leicht zu beeinflussen, also sollten Sie versuchen, die Situationen etwas gelassener zu nehmen. Grundsätzlich können Lösungswege helfen, wenn also dem Kind in der Situation ein Ausweg, eine Möglichkeit es doch zu schaffen, o.ä. geboten wird. Dann hat der Frust auch nicht so eine langfristige Wirkung, als wenn er mit der "Niederlage" verbunden bleibt. Wenn Sie also in solchen Situation die Erfahrung vermitteln (durch verbale oder kleine praktischen Hilfen), dass es oft doch Lösungen gibt, verringert sich die Zahl der Frustsituationen. Längerfristig ist das, wie Sie wissen, kein leichter Weg und gerade deshalb bedarf es Gelassenheit bei der Umgebung, denn Unmut und Abwertung verstärken das Problem nur. Sie haben natürlich Recht, dass wir alle in unserer Entwicklung das Strafsystem gelernt haben. Aber....... man lernt nie aus. Ich wünsche Sie finden hinreichend viel Geduld für sich und Ihren Sohn. Dr.Ludger Nohr


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