Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Schwer erziehbar?

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Schwer erziehbar?

Sylvia_B

Lieber Herr Dr. Nohr, unser Sohn ist bald 14M alt und treibt uns sehr oft zur Verzweiflung. Er brüllt und windet sich beim wickeln, dass er fast runterfällt.das Anziehen dauert ewig weil man eigentlich 4 hände braucht um ihn "niederzustrecken". Beim Einschlafen brüllt er wie am Spieß. Beim essen schmeißt er die Brotstücke am Boden oder haut auf den Teller, dass alles durch die Wohnung fliegt. Wenn er kurz warten muss am boden, brüllt so, dass die lippen leicht blau werden. Bei einem"nein" auch. Meistens brüllt er sich so in Rage, dass er sich nicht beruhigen lässt durch worte und streicheln. Mittlerweile werde ich so richtig wütend und aggressiv, weil Kindergebrüll mein Nervenkostüm zum einstürzen bringen.. ich werde oft laut, wenn ruhiges reden nicht hilft, erkläre ihm, dass ich das nicht aushalte und ich nicht verstehe, warum mit ihm alles so anstrengend ist. Er schläft nur mit meinem körperkontakt ein und weiter, ich habe keinen raum für mich!!! Ich sage, dass ich ihn sehr lieb habe, aber es mich zur Verzweiflung bringt wie er sich verhält und schon das stündliche Aufwachen im 1. jahr meine grenzen überschritten haben und mir nicht gut geht damit. Ich mir das alles anders vorgestellt habe und ich mir wünsche,... usw.was halt kommt aus der emotion Ist das verwerflich, falsch?was tun?wie reagieren? Danke!! Lg Sylvia


Liebe Sylvia, Vieles habe ich schon in der vorigen Frage angesprochen. Hier möchte ich ein bißchen darauf eingehen, was Sie vielleicht so sehr belastet nämlich, dass es gar nicht so ist, wie Sie erwartet und gewünscht haben.Das ist eine schwierige Situation und man wechselt zwischen Schuldgefühlen auf der einen Seite ("was mache ich nur falsch") und Zorn auf dieses Kind, das alles so ganz anders macht. Auf der einen Seite möchten Sie eine innige und nahe Beziehung, aber es soll auch nicht so einengend sein. Es ist also gar nicht einfach, füreinander passend zu sein. Und das Kind erlaubt Ihnen nicht die Mutter zu sein, die Sie am liebsten wären. Ich beschreibe das deshalb so ausführlich, weil diese Enttäuschung aneinander Beziehungen auch länger belasten kann. Deshalb sind zwei Sachen nötig und wichtig. Zum einen sollten Sie innerfamiliär über Entlastungen sprechen, Freiräume schaffen. Wichtiger aber scheint mir zu sein, dass Sie einen Weg aus dieser Ambivalenz finden und dann wieder besser zugewandt sein können, ohne sich dauernd zu überfordern oder enttäuscht zu werden. Deshalb sprach Winnicott immer von der "hinreichend guten Mutter" (nicht der idealen M.). Es gilt also die Ansprüche an das Kind und die Situation und an sich selbst neu zu justieren, mit dem umgehen zu können/dürfen was ist und nicht, was man erwünscht/erträumt. Dann können Sie Ihr Kind leichter sehen und erleben wie es ist (mal kuschelig aber auch oft laut, ärgerlich, unzufrieden), ohne das immer an (eigenen oder fremden) Ansprüchen zu messen. Ich kann in einer solchen Antwort das Thema nur anreissen, vielleicht liege ich auch völlig falsch und Ihre Situation ist ganz anders.Ich kann hier auch nicht alle Einflussmöglichkeiten benennen, die je nach Heftigkeit des Erlebens hilfreich sein können. Da ich aber diesen Konflikt immer wieder erlebt habe, wollte ich es zumindest ansprechen. Und vielleicht ist ja auch etwas dabei was Sie nutzen können und Ihnen deutlich macht, dass Sie mit dieser Problematik keineswegs allein sind. Ich wünsche Ihnen alles Gute und genügend Freude miteinander. Dr.Ludger Nohr


cube

Für mich hört sich das vor allem nach einem an: dass du auch mal eine Auszeit brauchst. Kann der Papa dir nicht innerhalb der Woche mal echte Auszeiten verschaffen? Damit du mal alleine spazieren gehen kannst, einen Kaffee trinken oder dich mal einfach ne Stunde hinlegen kannst? Evt. solltest du auch eine Mutter-Kind-Kur mal in Betracht ziehen. Für mich spricht aus deinem Post einfach die Überforderung - und wenn du mal auch wieder etwas Zeit zum Ausspannen bekommen könntest, würde sich die Situation vermutlich schon deutlich entspannen.


Sylvia_B

Vielen Dank Herr Dr. Nohr für Ihre Worte. Sie schreiben mir aus der Seele und sie liegen völlig richtig. Auch "beruhigt" es mich, dass ich nicht alleine bin, denn MamaNov2019 hat lt ihrem Post ähnliche Probleme wie wir... Ich werde mir die Zeilen zu Herzen nehmen und lernen bzw wachsen daran! :) Liebe Grüße und vielen Dank nochmal.


Tija89

Ich habe auch zwei solcher Exemplare. Der kleine ist jetzt 16 Monate und die große bald 4. Und der Schlafmangel macht schon viel aus. Seid mein kleiner besser schläft und auch hin und wieder mal durchschläft, bin ich ruhiger und weniger angespannt. Ich weiß, dass meine beiden eben sehr genau wissen was sie wollen und wenn das nicht so läuft, dann kann es laut werden. Ich atme, dann immer mit den beiden tief - zum einen beruhigt es mich und ich zeige, wie man mit Frust, Wut etc um gehen kann, ohne laut zu werden. Wichtig ist auch, dass du deine Gefühle aussprichst und nicht in dich hinein frisst, allein wenn du es aussprichst, geht es besser, weil du dich auch mal um deine Gefühle kümmerst und nicht nur um dein Kind. Hoffe du kommst gut durch diese Phase.


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