Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Schlaf im eigenen Zimmer

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Schlaf im eigenen Zimmer

EAA20

Sehr geehrte Frau Henkes, unsere Tochter ist fast 13 Monate alt und schläft seit ihrer Geburt bei uns im Schlafzimmer in einem Beistellbett. Egal ob tagsüber oder zum Nachtschlaf legt sich einer von uns mit ihr gemeinsam hin, halten ein Händchen oder singen leise. Dann schläft sie nach einiger Zeit ein und wir stehen auf. Es klappt im großen und ganzen gut. Nach einiger Zeit wacht sie weinend auf, wir können sie aber binnen weniger Minuten beruhigen. Nachts ist sie momentan auch recht unruhig, wälzt sich umher, stöhnt oder lacht auch mal. Wenn sie lauter wird, gebe ich ihr auch dann einen Schnuller und sie schläft weiter. Manchmal nachts, aber fast jeden Morgen kuschelt sich meine Tochter von sich aus in meinen Arm und wir schlafen kuschelnd weiter. Meine Frage ist nun: Kann ich erkennen, ob meine Tochter reif/bereit ist für ein eigenes Zimmer? Ich finde es momentan sehr angenehm so, damit ich nicht aufstehen muss und sie sich von selbst zu mir legt. Also möchte ich sie nicht "rausschmeißen /ausgrenzen". Andererseits will ich auch nicht meine Bedürfnisse in den Vordergrund stellen und ggf. sogar ihre Autonomie blockieren. Oft höre ich, sie ist schon langsam zu alt fürs Elternschlafzimmer. Ist es vielleicht sogar eher nachteilig, sie fast immer direkt zu beruhigen, wenn sie sich regt? Bezüglich der Fähigkeit, selbst wieder in den Schlaf zu finden? Ich bedanke mich recht herzlich für die Antwort!


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, Sie gehen aufmerksam auf die Bedürfnisse Ihrer Tochter ein. Das ist wichtig für deren Entwicklung, weil es ihr hilft, sich aufgehoben und in Ihrer Nähe geschützt zu fühlen. Auch Einjährige verarbeiten im Schlaf schon das Tagesgeschehen, auch wenn sie noch nicht träumen können. Das macht den Schlaf oft unruhig, weil bereits Ängste verarbeitet werden müssen. Da gibt die elterliche körperliche Nähe die größte Beruhigung und Sicherheit. Eine Einjährige hat kein Interesse am Schlaf im eigenen Zimmer. Wenn die Schlafphasen, in denen sie nicht wach wird, sich erhöhen, können Sie versuchen, Ihre Tochter an ein eigenes Zimmer zu gewöhnen. Mir erscheint Ihre Schlafregelung auch für Sie hilfreich, weil Sie nur jeweils kurz aufwachen müssen. Und möglichst viel Schlaf ist für Eltern junger Kinder ein hohes Gut, dass man sich möglichst erhalten sollte. Ich denke, Sie werden es merken, wenn Ihre Tochter mehr Möglichkeiten gefunden hat sich selbst zu beruhigen. In der Regel kommt immer eine Nacht, da werden Sie nicht sofort wach und Ihre Tochter wird sich selber den Schnuller suchen o.ä. Über solche Momente lernen Kinder sich selbst zu helfen. Sie gewinnen dadurch auch Stärke und Sicherheit, weil sie sich weniger auf die Eltern angewiesen fühlen. Dann fängt eine neue Phase an. Sie schlafen wieder fester, weil Sie wissen, dass Ihre Tochter den Schnuller alleine findet. Ich höre oft, dass es für junge Eltern recht schwierig ist, sich gegen die "wohlgemeinten" erzieherischen Ratschläge aus dem Umfeld abzugrenzen. Dabei ist es so notwendig, dass Sie Ihren Weg gehen. Sie haben für sich eine Möglichkeit gefunden, wie Sie alle am besten zum Schlafen kommen. Für Sie passt es derzeit, so wie es ist. Und nur für Sie muss es passen. Ich wünsche Ihnen alles Gute und noch viele Nächte mit erholsamem Schlaf. Ingrid Henkes


Curcuma

Hallo, wie Frau Henkes schon schrieb, kann auch ich Dir nur raten: Lass Dir nichts von anderen aufschwatzen! Das sind meist alte "Erziehungstipps", die aber häufig konträr zu den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen stehen und eher das Kind als "Tyrannen" sehen, das man in die Schranken weisen muss, weil es sonst zu sehr verwöhnt würde. (Unsinn.) Ihr geht Euren Weg, das Bauchgefühl weist die Richtung. :) Bezüglich dieses speziellen Themas kann ich Dich beruhigen: Was Dein Umfeld erzählt, ist Quatsch. Kinder wollen mit der Zeit selbstständiger werden, und dazu gehört auch irgendwann mal das Schlafen im eigenen Zimmer. Aber nicht in dem Alter! Eigentlich nicht, bevor sie 2 Jahre alt sind, meistens eher zwischen 3 und 4 Jahren. Dr. Nohr hatte mal vor einiger Zeit so schön prägnant auf eine ähnliche Frage geantwortet: "Kinder müssen nicht alleine schlafen wollen und es gibt kein Alter, an dem sie das können müssen (das ist bei uns aus praktischen, nicht inhaltlichen Gründen so früh gewünscht)." Also, genießt Eure Zeit und beruhige sie schnell, wenn sie weint; dadurch fühlt sie sich sicher und geborgen (als Eltern dann nichts tun hat in dem Alter nichts mit Unterstützung irgendwelcher Autonomiebestrebungen zu tun, da das Kind noch nicht zu genügend Selbstregulation fähig ist). Eure Tochter wird Euch schon zeigen, wenn ihr das Schlafen bei Euch überdrüssig wird. Viele Grüße!


EAA20

Hallo Curcuma, vielen Dank auch dir für deine Antwort und deinen Zuspruch. Das ist schon hilfreich, wenn man manchmal etwas ins Grübeln kommt. Ich werde definitiv auf mein Bauchgefühl hören und diese Kuschelzeit genießen. Aber es ist richtig, viele Erziehungstipps von vor 30-40 Jahren sind nicht immer mehr umsetzbar heute, bzw. für meinen Mann und mich persönlich. Auch, dass unsere Tochter nur in unserem Beisein einschlafen kann und wir sie nicht einfach ablegen, Spieluhr an, Küsschen geben und raus aus dem Schlafzimmer, ist für einige in unserem Umfeld nicht nachvollziehbar. Wir bekommen keine bösen Kommentare oder dergleichen. Es scheint einfach vor einigen Jahrzehnten anders gelaufen zu sein :/ Ich wünsche ein schönes restliches Wochenende :)


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