Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Pubertät

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

zur Vita

Frage: Pubertät

Irina81

Beitrag melden

Hallo, mein Sohn ist fast 14 Jahre alt. Seit ein paar Tagen gehen ihm abends viele Gedanken durch den Kopf. Er denkt über den Tod nach und hat große Angst,dass uns Eltern etwas zustoßen könnte, zB Autounfall.Es fließen dann auch Tränen.Er kann seine Ängste relativ gut in Worte fassen und sagt, er wird sehr traurig, wenn er diese Gedanken hat, weil er sich ein Leben ohne uns nicht vorstellen kann. Mir tut es unheimlich leid, dass er sich mit solchen Gedanken belastet und ich rede natürlich ausführlich mit ihm darüber. Sind diese Gedanken /Ängste in der Pubertät normal und wie kann ich ihm noch helfen? Tagsüber ist er ganz normal und ich kann auch keine Beeinträchtigungen im Alltag feststellen. Die Gedanken kommen laut meinem Sohn immer abends hoch oder kurz tagsüber, wenn ihm langweilig ist. Tagsüber kann er sich aber gut davon ablenken, sagt er. Ich würde mich über eine Einschätzung von Ihnen sehr freuen.


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Beitrag melden

Guten Tag, tatsächlich sind diese Ängste in der Adoleszenz völlig normal. In dieser Entwicklungsphase auf dem Weg zum Erwachsenwerden stellen Jugendliche oft alles und jedes in Frage, um für sich eine neue Orientierung zu finden. Dazu kommt auch eine zunehmend realistischere Wahrnehmung der Wirklichkeit. Der Straßenverkehr birgt heutzutage viele Gefahren, die Sie aber durch möglichst besonnenes Verhalten meistern. Bei Ihrem Sohn geht es vermutlich mehr um die unbewussten inneren Ängste, die Jugendliche in der Adoleszenz plagen. Die Angst vor dem Tod der Eltern bedeutet nicht nur die Angst vor Liebesverlust sondern vor allem die Angst davor, selbständig die Verantwortung für sich übernehmen zu müssen, weil Sie als Eltern ja plötzlich weg wären. Es ist gut, dass Sie mit Ihrem Sohn über seine Ängste sprechen. Dabei geht es weniger darum, ihm die Angst auszureden, als vielmehr darum, ihm zuzuhören und zu zeigen, dass Sie Verständnis für diese Ängste haben. Vielleicht kennen Sie solche Ängste auch aus der eigenen Jugend. Lösungen brauchen Sie Ihrem Sohn nicht anzubieten. Sie können diese höchstens anregen, indem Sie ihn fragen, was er machen würde, wenn er plötzlich auf sich selbst gestellt wäre. Solche Gedankenspiele können in diesem Alter das Selbstwertgefühl stärken, wenn dem Jugendlichen bewusst wird, dass er eine Menge tun könnte, um sich selbst im Notfall zu helfen. Die Angst vor dem Verlust der Elternliebe reguliert sich in der Adoleszenz häufig mit der ersten Verliebtheit. Dann spürt der Jugendliche deutlicher, dass sich seine Liebeswünsche auch auf andere Objekte richten können als die Eltern. Das gehört zu dieser Entwicklungsphase dazu und kann von den Eltern als schmerzhaft erlebt werden, weil sie nicht mehr die wichtigsten Menschen im Leben ihrer Kinder bleiben. So muss es aber sein, damit die Kinder ihr Erwachsenenleben angemessen bewältigen können. Möglicherweise wäre es auch hilfreich, wenn Ihr Sohn über seine Ängste mit dem Vater sprechen könnte. Die männliche Identifizierung festigt sich in der Adoleszenz, so dass Gespräche mit dem Vater hier einen Beitrag leisten könnten. Falls Ihr Sohn Interesse daran hat, findet er bestimmt auch Anregungen in der Jugendliteratur oder in Filmen. Dort gibt es häufig die Figur des jugendlichen Helden, der sich allein bewähren muss. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Unsere Tochter ist 5 1/2 Jahre alt und derzeit ein bisschen anstrengend. Sie kommandiert gerne mal herum, lässt nicht ab wenn man sagt ich will das nicht oder es tut mir weh. Bei vermeintlichen Nichtigkeiten brüllt sie und wird uns gegenüber auch handgreiflich (passiert nie im Kindergarten). Ab und an ist es so heftig, dass wir ihr die Arme festgeh ...

Guten Morgen Frau Henkes, unsere Tochter wird im nächsten Monat 13 Jahre alt. Dafür, dass sie sich in der Pubertät befindet, ist sie ansich recht friedlich. ABER Unser Hauptproblem... , mal abgesehen von den üblichen Stimmungsschwankungen und den dazugehörenden "netten" Antworten auf normale Fragen der Alltags, was mich manchmal auch a ...

Hallo Frau Henkes, bei meiner 11jährigen Tochter beginnt langsam die Pubertät mit ihren körperlichen Veränderungen. Sie wurde schon vor längerer Zeit darüber aufgeklärt, was passiert und warum. Nun tut sie sich sehr schwer diese körperlichen Veränderungen zu akzeptieren. Sie weint öfters, weil die Brust anfängt zu wachsen und äußert deutlich, d ...

Guten Abend, meine Freundin hat sie mir empfohlen. Mein Sohn ist zwar schon 12 Jahre und demzufolge in der Pubertät. Aber vielleicht haben sie dennoch einen Rat für mich. Er hat heute auf einer Internetplattform ein Video weiter geteilt wo es um "Suizidgedanken" geht. Ich habe ihn darauf angesprochen und er hat abgestritten es geteilt zu haben, wa ...