Mitglied inaktiv
Hallo Hr. Dr, mein Sohn MIke ist nun 7 monate alt und es ist nicht möglich, dass ich ihn für eine kurze Zeit (ca. 1 Stunde) beim Vater (ist auch wg.Selbständigkeit viel zuhause) oder sonstigen Mike vertrauten Personen zu lassen. ER schreit wie am Spiess , bis ich wieder zurück bin.. Was kann man tun? Ich kann doch nicht immer zuhause bleiben oder ihn mitnehmen? Haben Sie einen Rat? Danke und Gruss Dorthe +Mike
Liebe Dorthe, Mike befindet sich jetzt in der Fremdelphase, die offenbar stark ausgeprägt ist. Fremdeln bedeutet, daß die Erkenntnisleistung des Säuglings einen großen Sprung macht, und zwar dahingehend, daß vertraut, bzw. beruhigend und fremd, bzw. beängstigend genau auseinandergehalten werden können. Da der Säugling eine Art Personalunion mit seiner primären Bezugsperson, die bei Ihnen wohl Sie sind, eingeht, irritiert es ihn stark, wenn Sie ihn unvertrauten Personen "anvertrauen". Die Fremdelangst kann sich auch schon mal bis auf den Vater ausdehnen. Das aber in der Regel nur kurz, wenn sich der Vater nämlich liebevoll um die Rückgewinnung des Vertrauens seines Kindes bemüht. Damit entlastet er dann die Mutter. Säuglinge, die so stark fremdeln, werden häufig auch stark anhänglich mit ca. 1 Jahr sein. Dies umso mehr, je stärker man sie fremden Personen aussetzt, also ganz anders, als viele Leute behaupten. D.h. Vertrauen zu fremden Menschen ist eigentlich keine Gewöhnungssache. Erst, wenn das Gefühl der Fremde und der Bedrohung aufgelöst ist, kann die Gewöhnung beginnen. Das ist die Grundlage für alle Antworten auf Babysitterfragen. Sie müssen also die wenigen Monate des starken Fremdelns mit Ihrem Sohn aushalten, um ihm die Gewöhnung an Ersatzbezugspersonen zu ermöglichen (vielleicht eine Großmutter oder Freundin) und um eine allzu große, von (Verlust-)Angst geprägte Anhänglichkeit zu vermeiden. An diesem "Balanceakt" in der frühen Mutter-Kind-Bindung entzünden sich entscheidende Verhaltensweisen des Säuglings in der späteren Kindheit (und darüber hinaus). Viele Grüße
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