Sehr geehrter Dr. Posth,
unser Sohn, nun 23 Monate (korrigiert 20) alt, ist ein Extrem-Frühchen, 27+3 mit 650g.
Er wurde im KH 3 Monate betreut und auch im Nachhinein bis heute ist er in therapeutischer Behandlung (Physio und Frühförderung)
Seine Entwicklung verlief bis jetzt gut, konnte mit 18 M laufen, ist aber sprachlich verzögert (ca. 8 unklare Worte).
Leider hatten wir immer das Gefühl, dass seine Bindung zu uns nicht sehr stark ist, er hat scheinbar nie gefremdelt. Elterliche Abwesenheit auch in fremder Umgebung hat ihn selten gestört.
Das eigentliche Problem: absolut rastlos, sehr aktiv, kann sich nicht konzentrieren, verliert sofort die Geduld, schmeißt mit Dingen in der Gegend rum, fällt ständig hin, sitzt nicht still. Er kann nicht spielen, interessiert sich nach einer halben Minute für das nächste, äußerst impulsiv!
Manchmal haben wir das Gefühl, er nimmt uns gar nicht wahr oder versteht nicht, was wir sagen.
Gehör aber ok!
Was können wir tun?
Danke + LG
Mitglied inaktiv - 08.11.2010, 10:12
Antwort auf:
Mit den Nerven am Ende - Wahrnehmungsstörung?
Hallo, die Schwierigkeiten in der psychosozialen Entwicklung bei extremen Frühgeburten sind bekannt. Seit einiger Zeit versucht man durch die Känguru-Methode das Bindungsproblem dieser Kinder gleich von Anfang an aufzuhalten und in den Griff zu bekommen. Mich würde interessieren, ob Sie diese Methode in der Frühgeborenen-Klinik anwenden konnten.
Die statomotorischen Entwicklungsverzögerungen bekommt man in der Regel ganz gut weg mit den physiotherapeutischen Übungen und der Psychomotorik. Was bleibt, sind die emotionalen und sensorischen Störungen. Wahrnehmung ist ein kompliziertes Geflecht aus Sinneseindrücken und Verarbeitung im Gehirn. Dabei muss Aufmerksamkeit gesteuert werden, damit es nicht zur Reizüberflutung kommt. Diesen Kindern hilft man mit ein bisschen Begrenzung der Eindrucksdichte. Die Kinder brauchen klare Strukturen und Vorgaben in dem, was sie tun sollen, also auch im Spiel. Eigentlich ist hierfür Ergotherapie die richtige Methode. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 12.11.2010