Joaninha
Lieber Herr Dr. Nohr, unser KiGa plant einen dreitägigen Ausflug mit den 4-5jährigen Kindern. Eltern werden nicht dabei sein. Die beiden Gruppen gehen praktisch geschlossen mit und der Ausflug ist der Höhepunkt des KiGa-Jahres. Ich sähe es als problematisch, meine Tochter zu Hause zu lassen. Ich weiss aber auch nicht, ob es gut ist, sie hinzuschicken. Meine Tochter wurde mit einer Fehlbildung geboren. Sie wurde nach der Geburt operiert, vierzehn Tage lang künstlich ernährt, litt nach Absetzen der Schmerzmittel auch unter Entzugserscheinungen und vor allem war sie nachts von mir getrennt, da sie auf der Intensivstation lag. Die letzten Jahre habe ich versucht, das auszugleichen. Sie schläft im Familienbett, Trennungen erzwinge ich generell nicht. Ich habe kein Bedenken, sie tagsüber auf den Bauernhof zu schicken, befürchte aber, dass sie die nächtliche Trennung schwer verkraften könnte und evtl. Gefühle geweckt werden, die mehr mit der Geburtssituation als mit der aktuellen Situation zu tun haben. Ist diese Befürchtung begründet? Die Erzieherin, die bei den Kindern ist, ist sehr zugewandt und für meine Tochter eine wichtige Bezugs- und Vertrauensperson. Sie ist sich allerdings auch sehr ihrer Pädagogenehre bewusst und würde, wie ich sie einschätze, nicht anrufen, um mich zu bitten, das Kind abzuholen, wenn es weint. Danke für Ihre Einschätzung!
Dr. med. Ludger Nohr
Hallo, ich kann Ihre Frage gut nachvollziehen. Wichtig für eine Antwort ist aber nicht nur, was Ihre Tochter erlebt hat, sondern wie sie sich entwickelt hat. Das kann nämlich bei ähnlichen Erfahrungen sehr unterschiedlich sein. Wie selbstständig und selbstbewusst erleben Sie Ihre Tochter, wie ist sie sozial eingebunden und wie geht sie mit schwierigen Situationen um? Und trauen Sie der Erzieherin trotz Pädagogenehre zu, ausreichend für Ihre Tochter (bei möglichen Problemen) in der Nacht verfügbar und verständnisvoll zu sein? Was möchte Ihre Tochter, was traut sie sich selbst zu, wie erlebt sie Trennungen bisher? Und wie können Sie Ihre eigenen Sorgen akzeptieren, Ihre Tochter eine (vielleicht) nicht einfache Erfahrung machen zu lassen? Ich glaube, wenn Sie diese Fragen für sich und Ihre Tochter bedenken und eine klare Antwort finden, wird die Entscheidung klarer sein. Viel Erfolg. Dr.Ludger Nohr
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