Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Rüdiger Posth:

Lieber Herr Posth, ab wann macht Erziehung Sinn?

Dr. med. Rüdiger Posth

Dr. med. Rüdiger Posth
Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

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Frage: Lieber Herr Posth, ab wann macht Erziehung Sinn?

Mitglied inaktiv

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Ich habe im Forum einige Ihrer Antworten gelesen und bin beeindruckt von deren Einfühlsamkeit und Verständlichkeit. Viele Fragen handeln von Schlaf- oder Schreiproblemen aber auch von Willen und Trotz. Da ich eine neugierige junge Mutter ( Säugling, 9 Wochen alt) ohne Erfahrung bin, würde ich gerne von Ihnen wissen, wann eigentlich das beginnen kann, was sich Erziehung nennt. Ab wann ist es sinnvoll, Grenzen zu setzen, damit sich das Kind in der Welt zurechtfindet und das Miteinander in der Familie harmonisch gelingt. Vielen Dank, Yula


Dr. med. Rüdiger Posth

Dr. med. Rüdiger Posth

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Liebe Yula, Ihre Frage ist nicht nur tiefgreifend philosophisch, sondern auch hoch brisant. Ich muß mich hier aber auf ein paar wesentliche Dinge beschränken. Erziehen kann man nur den Menschen, der erziehbar ist. Um erziehbar zu sein, müssen viele Voraussetzungen geschaffen sein, die von der emotionalen und kognitiven Entwicklung abhängig sind. a) der Mensch muß ein mit sich identisches Ichgefühl besitzen, was wiederum ein autonomes Selbstbewußtsein voraussetzt. Ansonsten erführe er nicht, daß er es ist, der erzogen werden soll. b) der Mensch muß grundsätzliche logische Schlüssen ziehen können, die ihrerseits wieder Denkstrukturen in Kategorien und Begriffen voraussetzen. Kausale, konditionale und temporale Ereigniskonstellationen müssen verstehbar sein. Z.B. werden sonst keine Regeln aufgenommen werden können. c) der Mensch muß gelernt haben (Frage der Reife), seinen eigenen Willen zu beherrschen, daß er die anfängliche Zwanghaftigkeit der Willensimpulse innerlich überwinden kann, um sich einer wie auch immer gearteten Norm zu unterwerfen. Gerade dieser Punkt schafft noch große Probleme in der Trotzphase. Hier schwankt das Kind noch "wild" hin und her zwischen zwanghaftem Beharren auf Etwas und gelösten Wollen-können. Dies sind nur 3 Punkte, aber sicher sehr wesentliche, wenn nicht gar die entscheidenden Punkte. Sie sehen daran, daß man erst mit etwa 2 Jahren anfangen kann, wirklich zu erziehen, wenn wir Erziehung so kommentarlos als Notwendigkeit einmal in den Raum stellen wollen. Aber gerade in diesem Alter muß Erziehung noch viel mehr aus sanfter und sorgfältiger Führung bestehen und aus ein leuchtendem Vorbild, denn aus "Grenzen setzen". Wer starre Grenzen setzt, nötigt die Natur (im Menschen), was niemandem gut bekommt. Grenzen müssen immer natürlichen Vorausgaben folgen (wie Ländergrenzen), sonst ist die ständige Auseinandersetzung, der ewige Streit und der nie enden wollende Machtkampf vorprogrammiert. Viele Grüße


Mitglied inaktiv

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Hallo, Da Du Dich mit dem Thema anscheinend beschäftigen willst kann ich Dir das Buch "Lernen aus den Folgen, wie man sich schimpfen und strafen sparen kann" von Dreikurs empfehen. Leider etwas trocken geschrieben aber ein sehr guter Ansatz. Anfangs dachte ich der Titel wäre irreführend, aber nach ca. 1/4 Jahr in dem ich immer wieder versucht habe die Ratschläge umzusetzen kann ich nur sagen, daß es stimmt. Erziehen tut man meines Erachtens ab Geburt durch die Reaktionen, ber in dem Sinne wie du es wohl meinst, denke ich daß es ca. mit 10 Monaten beginnt. War jedenfalls bei meiner Tochter so. Servus Karin


Mitglied inaktiv

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Dreikurs ist aber sehr veraltet. Auf dessen Buch würde ich nichts geben, jedenfalls ist sein Buch "Kinder fordern uns heraus" vollkommen indiskutabel. Meine Meinung!


Mitglied inaktiv

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Hallo Yula, ich finde es toll, dass Du Dir schon im Voraus so viele Gedanken um die Erziehung machst. Da kann doch gar nichts mehr schief gehen :-) Meiner Ansicht nach ist die beste Erziehung, immer für das Kind da zu sein und ihm die Liebe und Zuneigung zu geben, die es braucht. Aus einer von Anfang an vertrauensvollen Beziehung heraus, lassen sich auch später besser evtl. auftretende Probleme lösen. Grenzen setzen, nun ja, wenn Dein Kind mobil wird, wirst Du nicht umhin kommen, Deinem Kind das eine oder andere zu verbieten, zumindest, wenn es sich dabei um Sachen handelt, die für es oder eine andere Person gefährlich werden könnte. Darum halte ich es für wichtig, ein "Nein" nur dann auszusprechen, wenn es wirklich notwendig ist (viele Situation lassen sich schon im Voraus (beim Baby z.Bspl. durch Wegräumen der Gefahrenstellen, beim Kleinkind durch Absprachen vermeiden), damit sich das Wort nicht abnutzt und auch wirklich wahrgenommen wird. LG und alles Gute für die Zukunft Anda


Mitglied inaktiv

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hei ;) muss hier auch meinen senf dazugeben ;) hmm wie sag ichs? also ich finde es wichtig, dass man sein kind nicht "erzieht" sondern ihm "vorlebt" ... kinder lernen durch nachahmung ;) danke und bitte sagen ist so ein beispiel, wenn ihr eltern das immer brav sagt, lernt das das kindi ganz schnell ;) ansonsten: sparsam mit dem wort "nein" umgehen, lieber erklaeren ... nein nur wenns wirklich brennt ... nicht alles verbieten is auch so ein punkt ... das kind muss auch erfolgserlebnisse haben ;) ach ja, und ein paar regeln gibt es bei uns, die sind unumstoesslich: zb. ueber die strasse nur an der hand, mit schuhen nicht ins bett, etc. ;) und so klappts eigentlich ganz gut, muss sagen, meist is unsre maus (25M)wirklich ganz brav und verstaendig ;) viel erfolg ;) Nixe


Mitglied inaktiv

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Das sind ja schon gute Anregungen, vielen Dank. Das "Nein" sparsam einsetzen und feste Regeln aufstellen... Vorleben statt Verbieten, Vertrauen aufbauen...


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