Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Kleinkind Frust, Wut

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

zur Vita

Frage: Kleinkind Frust, Wut

Bouillabaisse

Hallo, unser Sohn wird im November vier Jahre alt. Wir haben ein fünf Monate altes Baby zuhause.  Im Grunde hat unser Sohn das Geschwisterchen gut aufgenommen. Er zeigt wenig bis keine Eifersucht, spielt mit dem Baby und akzeptiert, dass i h momentan weniger Zeit habe und mein Mann fängt ihn ganz gut auf. Also eigentlich alles super. Eigentlich. Uns ist aufgefallen, dass seine Frustrationstoleranz sehr sehr gering ist. So bald man nur eine winzige Kleinigkeit sagt, reagiert er wütend oder traurig. Beispiel: er spielt mit dem Baby, zieht es etwas unsanft am Arm. Mein Mann sagt: "Achtung, nicht so fest ziehen, weil ihr das wehtut". Dann fängt sie im blödesten Fall auch noch zu weinen an. Reaktion Sohn: schreien, austreten. Dann ist es wieder gut. Also er akzeptiert das Gesagte schon, aber reagiert immer mit kurzzeitiger Wut. Manchmal haut er dann den jeweiligen Elternteil. Wir versuchen dann immer seine Gefühle zu benennen und sagen ihm, dass er nichts falsch gemacht hat, das Baby nun manchmal weint oder dass wir eben son bisschen aufpassen müssen, dass ihm nichts wehtut. Das passiert aber nicht nur im Zusammenhang mit dem Baby. Wenn er fragt, ob er xy darf und man sagt Nein, auch wieder Tränen, Geschrei, Treten oder Hauen. Neulich waren wir bei Freunden und er hat mit dem anderen Kind gespielt. Durfte irgend ein Spielzeug nicht haben und hat das Kind gehauen. Das Kind ist zu seinen Eltern und hat sich beschwert. Ich habe da nicht gut reagiert und dem Kind gesagt, dass es recht hat und mein Kind nicht hauen darf. daraufhin hat er den gebauten Turm kaputt gemacht und extrem laut geschrieen. Drei Mal hintereinander. Dann Tränen. Ich hab ihn auf den Arm genommen und aus der Situation rausgeholt. Hab ihn zunächst beruhigt, dann sind wir zusammen zu dem Kind und haben uns entschuldigt. Er hat noch ein bisschen auf meinem Arm gesessen und geschmust, dann wurde wieder fröhlich gespielt.  wir haben den Verdacht, dass er noch nicht gut genug ausdrücken kann, wie es ihm geht und er deshalb mit Aggression und Schreien reagiert? Früher hat er sofort gehauen, wir nennen dann die Gefühle und zeigen Alternativen auf. Ich hab mal gesagt, dass schreien besser ist als Schlagen und wahrscheinlich macht er es deshalb? Weil das hauen und treten ist wirklich viel besser geworden.    Trotzdem macht man sich ja Sorgen, bei anderen Kindern erlebt man sowas einfach nicht. Ist das soweit noch normal? Was können wir tun? Wie können wir unterstützen? Wir haben auch Bücher über Emotionen, in denen steht, dass alle Gefühle berechtigt und normal sind  und wie man damit umgehen kann. Neulich habe ich mich tierisch geärgert, weil ich ein neues Tragetuch nicht umbinden konnte. Ich habe meinem Mann und dem Sohn gesagt, dass ich gerade extrem sauer bin deswegen und war halt ein bisschen angefressen. Daraufhin hat mein Sohn gesagt:" schau mal, ich zeig dir was. Du kannst das nehmen" und hat mir das alte Tragetuch gegeben, mit dem ich keine Probleme habe. Also sieht er ja schon Lösungen, wie man die Wut quasi beheben kann bei anderen?    Danke im Voraus 


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, ich denke nicht, dass Sie sich Sorgen machen müssen. Das Verhalten Ihres Sohnes kommt bei Vierjährigen häufig vor. Auch hier auf der Seite gibt es dazu viele Fragen. Vierjährige erleben sich schon als recht wirkmächtig. Sie stellen fest, dass sie viel mehr können als früher - und natürlich auch mehr wollen. Auf diese neuen Möglichkeiten sind sie stolz. Werden Sie an der Entfaltung ihres Könnens und Willens gehindert, sind sie verständlicherweise frustriert. Das kann sich je nach Temperament heftig bemerkbar machen. Zur Bewältigung der Frustration stehen Vierjährigen aber noch kaum Möglichkeiten zur Verfügung. Die Kränkung ist oft zu groß, um toleriert zu werden. Frustrationstoleranz müssen Kinder erst im Laufe ihrer psychischen Entwicklung lernen. Dabei geht es weniger darum, Gefühle zu benennen, als vielmehr sie ins das psychische Erleben zu integrieren. Sie können ihrem Sohn behilflich sein, das zu erlernen. Vermutlich können Sie zudem noch davon ausgehen, dass sich die Wut auch aus der Entthronung durch die Schwester speist. Für Ihren Sohn ist es wichtig, dass Sie seine Wut akzeptieren und verstehen. So muss er sich mit diesem schwierigen Gefühl nicht alleingelassen fühlen. Dann können sie mit ihm Möglichkeiten einer sozial verträglicheren Aggressionsabfuhr erproben, wie Sie das bereits machen. In diesem Alter ist es ein wichtiger Schritt zu akzeptieren, dass Schreien besser ist als Schlagen. Mit Ihrer Unterstützung wird Ihr Sohn zunehmend Frustrationstoleranz erwerben und muss seine Wut nicht mehr ungebremst abführen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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