Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Kind will nur noch seinen Willen durchsetzten

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Kind will nur noch seinen Willen durchsetzten

MaVo

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Hallo Frau Henkes, ich lese interessiert das Forum hier mit, da viele Fälle und Antworten von Ihnen uns schon geholfen haben Situationen besser zu deuten. Auch hatte ich schon Fragen bei denen Sie uns gut helfen konnten. Nun habe ich erneut ein Thema bei der ich gerne wüsste wie wir uns richtig verhalten sollen. Und zwar unser Sohn ist gestern 5 geworden. Er ist nach außen hin wirklch extrem schüchtern, Zuhause führt er sich aber auf wie ein kleiner König. Hier sind wir "selber Schuld", da wir ihn bevor sein Bruder kam sehr verhätschelt haben und ihm jeden Wunsch von den Lippen gelesen haben. Wir fanden das damals auch nicht so schlimm, sondern haben einfach alle Energie die wir hatten im zur Verfügung gestellt. Nachdem er aber jetzt größer wurde "rächt" sich das indem er nicht alleine Spielen kann, vorgibt was man spielt, vorgibt was die Figuren machen die nicht er sondern man für ihn spielt, vorgibt was man bei Lego bauen soll, er immer behauptet er kann was nicht und deshalb soll man das einfach für ihn machen, etc. Macht man das nicht sondern sagt ihm, alles was er alleine schon kann ,kann er alleine machen und man Hilft ihm nur wenn was wirklich gar nicht klappt, gibt es immer ein riesen Drama. Das wir auch immer schlimmer. Ich versuch ihm auch zu vermitteln ich spiel gern mit ihm, aber nicht für ihn und wenn das halt nicht klappt können wir nicht spielen. Auch hab ich das Gefühl umso mehr wir hier versuchen Konsequenter zu werden, umso mehr andere Themen sucht er sich wo er halt dann seinen Willen durchsetzten kann. Z.b. zieht er aktuell keine Jacke mehr an, egal wie Kalt es ist, oder auch mal keine Socken. Er sagt dann immer er entscheidet hier selber und ihm ist nicht kalt. Auch hat er keine Lust mehr sich die Hände zu waschen wenn er von draußen reinkommt. Egal wie dreckig die sind. Wenn ich versuch in Dingen Konsequent zu bleiben, versucht er dann auch oft jetzt die Situation zu wechseln in Dinge wo er dann halt die Oberhand behält. Und zwar mach ich mal nicht was er sagt, oder bau ihm nicht was er sagt und halte das "weinen" auch aus, will er dann plötzlich von mir umher getragen werden. Ich nehm ich dann gerne hoch, er kann jederzeit mit mir kuscheln, ich möchte ihn aber nicht Zuhause einfach rumtragen. Das weiß er auch.  Uns ist bewusst das er irgendwie einen Machtkamp mit uns ausfechten möchte, und wir auch versuchen müssen hier die Oberhand zu behalten, wir finden es aber extrem schwer zu entscheiden wie man das richtig macht, oder wie man richtig Konsequent ist. Wäre es richtig zu sagen keine Jacke - kein rausgehen? Oder ist es auch ok zu sagen er kann es hier selber entscheiden, er ist groß genug und kann kälte/wärme empfinden und wenn er friert muss man halt zurück Oder keine Zähneputzen - keine Süssigkeiten weil Zucker macht die Zähne kaputt? Oder letzten hab ich ihm gesagt, wäscht er sich keine Hände spiel ich nicht mit ihm, weil es ist mir egal ob seine Hände gewaschen sind oder nicht, aber ich möchte dann nicht mit Spielzeug spielen müssen das dreckig ist. Er kann also selbst entscheiden was ihm wichtiger ist. Und wie geh ich mit dem um das wenn ich konsequent bin, er dann versucht das ich ihn dann halt trag. Sollte man das dann vielleicht machen um ihm die Nähe dann zu geben, oder ja nicht weil damit bekommt er ja dann wieder seinen Willen. Zwar nicht das was er zuerst wollte, aber zumindest  was anderes.  Ich hab in einem Buch gelesen man soll versuchen als Eltern ruhig zu bleiben und Erziehung ist schwer. Aktuell hab ich aber das Gefühl egal was ich mach, es führt dazu das unser Kind immer mehr aufdreht und "bockiger" wird. Egal ob wir versuchen ihm mehr Freiraum zu geben, oder weil das nicht klappt Konsequenter zu werden. Ich hoff auch das ist nur eine Phase jetzt mit 5, trotzdem würden wir da gerne irgendwie durchkommen ohne jeden Tag soviele Kämpfe austragen zu müssen.  Deshalb sind wir über jede Hilfe dankbar Vielen lieben Dank  


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Sie schätzen das ganz richtig ein. Ihr Sohn trägt einen Machtkampf mit Ihnen aus. Erziehung ist tatsächlich sehr schwer und das Ruhigbleiben kann Eltern gar nicht immer leicht fallen. Für einen Fünfjährigen ist es wichtig, dass er in diesen Machtkämpfen lernt, dass die Eltern die "Bestimmer" sind und er sich  ihren Regeln anpassen muss. Das schafft die notwendige Sicherheit. Ihr Sohn benötigt allerdings auch Erfahrungen, in denen er sich ein wenig mächtig erleben kann. Das braucht er für die Entwicklung von Selbstwertgefühl und Autonomie. Seien Sie beim Spielen großzügig. Es soll ja vor allem Ihrem Sohn Freude machen.  Allmählich können Sie ihm sein Verhalten dann immer mehr spiegeln. "Ich hab keine Lust mehr, mit dir zu spielen, wenn du immer alles bestimmen willst." Sie müssen Ihren Sohn nicht herumtragen, damit er Sieger bei diesem Machtkampf bleibt. Körperliche Nähe ist etwas Schönes und sollte nicht unbewusst instrumentalisiert werden, um andere Ziele zu erreichen. Zeigen Sie Ihrem Sohn, dass Sie Verständnis dafür haben, dass er seinen Willen durchsetzen möchte und frustriert ist, wenn das nicht gelingt. Sie können ihn dann trösten, aber er braucht keine Entschädigung. Bei anderem können Sie nicht großzügig sein. Ein Fünfjähriger kann bei niedrigen Temperaturen nicht entscheiden, ob er seine Jacke anzieht. Das entscheiden Sie. Versuchen Sie, Ihren Sohn nicht unter Druck zu setzen, sondern bleiben Sie einfach beim anstehenden Thema. "Jetzt geht es ums Zähneputzen. Was anderes ist gerade uninteressant." Bleiben Sie mit Ihrem Sohn im Bad, bis er die Zähne geputzt hat. Sie können ihm auch sagen: "Jetzt hab ich lange genug gewartet. Du hast noch eine Chance. Sonst putze ich dir die Zähne." Es lohnt sich, wenn Sie dabei ruhig und konsequent bleiben können. Dann merkt Ihr Sohn, dass er Sie nicht provozieren kann. Wenn-Dann-Situationen sind schwierig, weil Kinder Eltern damit auflaufen lassen können. "Ph, ich will sowieso keine Süßigkeiten." Dann haben Sie als Eltern noch weniger Handhabe als vorher. Berücksichtigen Sie, dass ein lange gelerntes Verhalten sich nicht schnell ändern kann. Ihr Sohn wird noch eine Weile intensiv austesten müssen, wie ernst es Ihnen mit Ihrem Anliegen ist. Wenn Sie beständig und liebevoll Ihre Aufgabe als starke Eltern wahrnehmen, wird Ihr Sohn das zunehmend akzeptieren und sein Verhalten ändern. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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