Frage: Da war endlich Ruhe und nun geht es wieder los!!!

Hallo Herr Doktor ... ich melde mich auch mal wieder. Vor einiger Zeit schrieb ich Ihnen ja,daß unsere Kleine sehr aggressiv war,sich dann und wann in ihren Schrank versteckte etc. Nun, nach ein Paar Tagen - der Zustand ging ja über einen geraumen Zeitraum - war alles von jetzt auf Gleich in ordnung.Sie war ausgeglichen,hatte viel Spaß,hörte zur Abwechlung auch auf uns,etc. Wir konnten endlich Luft schnappen und hatten auch Nachts unsere Ruhe.Nun geht es seit gestern wiede los! Sie kommt grundsätzlich Nachts irgendwann mit Decke und Kissen zu uns ins Bett und schläft auch friedlich.Früher artete es aus in Weinen,Spielen wollen und Theater machen.Nein,sie schläft jetzt bis ca. 6h oder 7h30 durch.Aber: und dann fängt es an: kaum ist sie wach,ist alles nein und blöd,es wird schrill geschrien,wir werden geschlagen,gebissen,getreten und alles.Mittlerweile ist es so,daß wir schon versuchen,ihr ihre Selbstständigkeit in einem ungefährlichen Rahmen zuzugestehen.Sie will sich alleine waschen,soll sie,Brot alleine schmieren - soll sie.Anziehen? soll sie - und dann fängt es da schon an: sie hat keinerlei Geduld und wird ganz hysterisch und kommt an und will uns für ihr Nichtschaffen "strafen",obwohl ich ihr im Vorfeld sage,daß ich ihr helfe,wenn es nicht klappt.Oder Mittags wenn es Essen gibt: sie kommt angerannt und aht Hunger.Nach kurzer Zeit sagt sie,sie wäre satt.Also frage ich sie,obsie wirklich nicht noch was essen möchte.Nein sagt sie,sie möchte schlafen gehen.Sie hat auch den Nucki im Mund,spielt am Ohr und gähnt ohne Ende.Also nehem ich sie ins Kinderzimmer - da geht der Stress schon los!Nein, Fenster dunkel,nein hell, nein eseen, nein doch nicht.Ich mache es nur 1 oder 2mal mit und dann sage ich,da´ß sie machen soll was sie will,ich habe keine Lust ihr Spiel so mitzumachen.Das artet dann erst recht aus.Sie schreit und weint herzzerreißend und ich habe das Gefühl, ich habe sie jetzt misshandelt. Heute hatten wir Besuch von ihrer Freundin und deren Mutter.Die Kinder verstehen sich sehr gut.Aber meine ist heute sooo super aggressiv gewesen,daß ich irgendwann Tränen in den Augen hatte.Einmal ging sie mit ihrer Stockente,die sie hielt wie ein Speerwerfer auf das Kind los,sie warf diesen Stock auch wie einen Speer und verfehlte das Kind nur um Haaresbreite.Ich nahm entsetzt den Stock weg - konnte nicht schnell genug reagieren.Das Kind brüllte, meine schrie vor Wut.Ich packte mir meine Tochter und setzte sie im Bad ab und schimpfte,und sagte,sie sollte sich beruhigen und dann entschuldigen.Irgendwann tat sie es auch.Im Bad ist ein Fenster,es war also nicht dunkel!10 Minuten später sehe ich mit der Mutter,wie meine die Freundin im Kinderzimmer mit beiden Händen um den Hals umfasst hat und in die Ecke drängt.Ich habe sie weggenommen und sie gefragt,was sie da tut.Sie guckt dann ganz schuldbewußt und ich bekomme dann eine getachelt. Ich verstehe es nicht mehr.Das Loslösen von mir hat eigentlich gut funktioniert,da ich auch der Meinung bin,daß wir ein gesundes Verhältnis haben.Wir fördern sie, fordern sie auch mal heraus,sie ist auch immer ganz lieb und niemand käme aus der Verwandtschaft auf die Idee,daß sie soo aggressiv sein kann. Ich gestehe ihr auch schlechte Laune zu und versuche dann nicht auf Krampf,sie umzulaunen.Die Tage sind dann eben so und da muß ich durch.Nur habe ich ein Problem mit ihrer Aggression.Die ist auch im gleichen Maße an den Vater gerichtet.Und Nachts wenn sie wach wird - oder früh am Morgen - sieht sie mich an im Bett und streichelt mich die ganze Zeit im Gesicht.Ich will nur ihrern Zwiespalt verstehen und entsprechend reagieren können. Ich weiß nicht,aber es kann doch nicht sein,daß es immer an uns Eltern liegt,daß immer wir etwas falsch machen.Denn wir bekommen oft genug zu hören,wie toll sie ist,wie pflegeleicht handzuhaben,wie genügsam sie ist.Aber dann der Rappel z.B. mit der kleinen Freundin???? Vielen Dank nochmals, Ihre Jamu

Mitglied inaktiv - 17.12.2003, 21:31



Antwort auf: Da war endlich Ruhe und nun geht es wieder los!!!

Liebe Jamu, leider kann ich immer wieder nur auf meine vorangegangenen Antworten verweisen, die im Kern alles enthalten, was zu der Entwicklung Ihrer Tochter zu sagen ist. Es geht dabei aber nicht darum, einen Schuldigen zu suchen und den unbedingt in den Eltern zu finden, sondern es geht wenigstens mir immer darum, logische Erklärungen für das problematische Verhalten zu finden, damit man in anderen Fällen und für sich immer weiß, wie ein solches Verhalten zustande kommt. In dem meisten Büchern lese ich nur theoretische Konzeptionen oder idealtypische Fallkonstruktionen, die das selbst Ausgeführte praktisch unterstreichen sollen. Aber hier in den Mails von Ihnen und den anderen Müttern finden absolut reale Geschichten statt, und der Vorteil ist, daß quasi Längsschnittstudien entstehen, die den prognostizierten Verlauf bestätigen oder entkräften. In Ihrem Fall finde ich Bestätigung und das beweist, daß Sie tatsächlich eine andere Linie fahren oder sich Beratungshilfe holen müssen. Ihre Tochter wird immer wieder ihr aggressives Triebelement bemühen, um sich die von ihr erwünschte Geltung zu verschaffen, damit das Selbst, an dem sie konstruktiv tätig ist, zur ihrer Zufriedenstellung ausfällt. Sie scheint genügend aggressive power dazu zu besitzen. Das Tragische ist, daß die Methoden, die sie da anwendet, sie bei den anderen, aber auch bei Ihnen in Ungnade fallen läßt und demzufolge ihr Selbst eher schwächt als stärkt. Aus diesem Teufelskreis müssen Sie sie herausführen, indem Sie an den Grundproblemen ansetzen, die zu dieser Entwicklung geführt haben. Die morgendliche Bettsituation, aber auch die zum Mittgsschlaf (der vielleicht gar nicht mehr nötig ist) signalisiert den inneren Konflikt in ihrer Tochter. Da werden reichlich widerstreitende Gefühle offenbar. Das Bedürfnis nach großer Zuwendung und Liebesbezeugung seitens der Mutter konkurriert mit einem bisher nicht vollständig vollzogenem Autonomiebedürfnis. Also einerseits will und muß sie sich loslösen, um ihre Selbständigkeit zu positionieren, andererseits ist dieser Vorgang verbunden mit Frustration und Sorge eines Anerkennungs- und Liebesverlustes (herrührend aus den ungelösten Strukturen des bisher erfolgten und vergangenen Loslösungsprozesses und sogar noch früher, s. erste Mail und Antwort). Die Wut, die in ihr in dem Moment hochkommt, in dem sie sich Ihren Anordnungen unterzieht oder in dem sie Ihnen ihre Anhänglichkeit offenbart, läßt ihre Gefühle der Zärtlichkeit abrupt umschlagen in aggressive Elemente. Normalerweise könnte sie ihre Nachgiebigkeit und ihre zärtliche Unterwerfung genießen und mit ihrer schon bestehenden Autonomie in Übereinklang bringen. (Wäre sie in ihrem Selbst schon gefestigt). Ihre Aufgabe ist nun, das aggressive Verhalten Ihrer Tochter mit eigenem Bedauern und Trauer zu kommentieren und Ihr die Möglichkeit geben, im Tröstenkönnen und wieder Nachgiebigwerden Stärke zu entwickeln, die ihrem Selbst gut tut. Hierbei geht es um Empathie und die Stärke des Kindes, die dabei entsteht, empathisch zu sein. Dies ist ein ganz wichtiges Element in der Selbstentstehung. Aggressive Stärke, die letztlich immer antisozial ist, muß umgewandelt werden in empathische Stärke durch die Mitarbeit der ursprünglichen Adressaten, der Eltern oder auch Geschwister. So kann das Kind stolz auf diese prosoziale Leistung entwickeln und sein Selbst mit diesen prosozialen Gefühlen ausrüsten. Bis zu einem gewissen Grade funktioniert das automatisch, aber in Ihrem Fall muß man das eben jetzt steuern. Gleichzeitig entwickeln sich soziale Standarts im Verhalten, die der Regelsetzung dienen und soziale Kompetenz erzeugen. Viele Grüße und berichten Sie einmal wieder

von Dr. med. Rüdiger Posth am 19.12.2003



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