sehr geehrter dr. posth,
ich bin mitarbeiterin in einer kita und wir überdenken unseren tagesablauf...im moment sammeln wir gemeinsam it den kindern und eltern argumente pro/ contra mittagsruhe...dehalb hier meine fragen...
wie wirkt sich mittagsruhe bzw -schlaf auf die entwicklung des kindes aus? hat es überhaupt einfluss auf die entwicklung? ist mittagsruhe für kinder eher positiv zu betrachten?
vielen dank schon im voraus für ihre ausführlichen antworten
gruß
no.
Mitglied inaktiv - 14.04.2008, 10:13
Antwort auf:
Mittagsschlaf/-ruhe
Hallo, sehr schön, dass ich auch einmal Kontakt mit Erziehrinnen bekomme, deren Arbeit mit den Kindern ich sonst immer nur aus der Perspektive der Mütter geschildert bekommme. Das Thema Mittagsschlaf wird glaube ich mehr "weltanschaulich" behandelt, als psychologisch überdacht. Bis zum Ende des 1. Lebensjahres brauchen die Kinder eindeutig noch eine längere Erholungszeit am Tage. Aber schon im 2. Lebensjahr bröckelt das Bedürfnis offensichtlich schon deutlich ab. Im 3. Lebensjahr brauchen nur noch die wenigsten Kinder einen Mittagsschlaf. Man muss immer so rechnen, dass die Zeit, die am Tage geschlafen wird, meistens nachts weniger geschlafen wird. Ausgenommen sind die hoch schlafbedürftigen, die zeit Ihres Lebens mehr Schlaf, als die Anderen brauchen.
Einen positiven Effekt auf die Gesamtwentwicklung kann man nur schwer nachweisen. Zwar scheint es so zu sein, dass der Nachtschlaf wichtige Funktionen in der Gedächtnisfunktion vollzieht, aber das läuft über einen festen REM-Schlaf-Non-REM-Schlaf-Rhythmus. Der Tagschlaf ähnelt wohl mehr dem Kurzschlaf, der hauptsächlich der Erholung dient. Aber da sind die wissenschaftlichen Bücher noch nicht geschlossen.
Auf jeden Fall sollte das Mittagsschlafprogramm kein Zwangsprogramm für alle Kinder sein. Individualität und Flexibilität sind hier ein wichtiges Gebot. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 18.04.2008