Schaschi
Lieber Dr. Nohr, Neuerdings beißt meine Tochter, 9 monate, öfter. Ich habe jetzt öfter gelesen, dass babys das mit Küsschen geben verwechseln, dies ist aber bei ihr nicht der Fall. Es läuft so ab: sie spielt ganz normal, lacht, und plötzlich wie aus dem nichts, schreit sie auf, weint und beißt in alles, was sie zur Hand hat (Spielzeug, Teppich, Buch, mama). Ich habe mitbekommen, dass das oft (aber nicht ausschließlich) Momente sind, in denen etwas nicht klappt. Zb versucht sie Bausteine auseinanderzureißen, doch schafft es nicht. Oder sie sieht ein Spielzeug, kommt aber nicht hin, da sie noch nicht krabbelt. Daher denke ich, das hat weniger mit dem zahnen zutun (jetzt auch schon oft gelesen), als eher mit Frustration? Kenne das so gar nicht von ihr. Was ist denn der Ausdruck ihres beißens? Erste autonomiephase, neue Emotionen, Wut? Ist das ein Zeichen unsicherer Bindung? Wie gehe ich am besten damit um? Ich nehme sie dann auf den arm und tröste. Ist das richtig? Danke und lg
Dr. med. Ludger Nohr
Hallo, Sie machen das ganz richtig. Das beißen kann in diesen Situationen die orale Abfuhr der Frustration sein (gibt es nicht so einen Satz, "da könnte ich in die Tischkante beißen?"). Da ist die Beruhigung durch die Mutter entscheidend und man darf es nicht mit Aggressivität verwechseln. Es gibt auch ein "Lustbeißen". Das hat nichts mit Aggression oder Frustration zu tun, sondern ist Ausdruck von freudiger Anspannung. Trotzdem muß man den Kindern schrittweise nahebringen, dass das dem Anderen Schmerzen bereiten kann (was die Kinder anfangs nicht wissen können). Das dauert auch noch einige Zeit, bis Kinder das verstehen. Davor können sie aber schon erleben, dass ein Gegenüber schmerzhaft reagiert (wobei das anfänglich auch freudig erlebt wird, weil das eigene Handeln Wirkung hat und das macht Spaß. Und erst mit der Zeit lernen die Kinder zu unterscheiden, ob der Gegenüber freudig oder ärgerlich reagiert). Es ist also meist Ausdruck innerer Spannung die abgeführt wird. Was aber nicht heißt, dass man sich beißen lassen muß :-). Dr.Ludger Nohr
Curcuma
Hallo, toll, wie entspannt und souverän Du damit umgehst! Zu dem Thema hat interessanterweise vor kurzem eine Erzieherin getweetet; es ging zwar um „Beißen in der Krippe“, also vermutlich um ein paar Monate ältere Kinder, aber ich finde die Gedanken dazu wichtig und interessant. Vielleicht ist auch was für Dich dabei. :) „Ich bin ja immer wieder aufs Neue irritiert, wie geschockt Eltern sind, dass Kinder im Krippenalter gelegentlich beißen. Vielleicht sollte man da mehr drüber sprechen? [...] Kinder in dem Alter können all das, was sie empfinden, oftmals noch nicht oder nicht adäquat verbalisieren: Egal ob Freude, Neugier, Wut, Hunger, Überforderung, Überschwang... Es gibt Kinder, die phasenweise die Zähne auspacken. Wir reden da einmal im Jahr beim Elternabend, und nach Bedarf, drüber. Es gehört zum Krippenalltag dazu und es gibt auch viele Eltern, die zu Hause oder in Kontakt mit anderen Eltern genau das erleben. Beißende Kinder sind keine Monster. Sie brauchen, genau wie das Kind, das gebissen wurde, Begleitung. Auch ein klares Unterbinden, ja. Aber es ist auch wichtig, Alternativen der Kontaktaufnahme oder der Wutregulation aufzuzeigen. Ich kann auch geschockte Eltern gut verstehen. Babys erster Bissabdruck ist wirklich kein schöner Moment für die Kindheitschronik. Aber auch keiner, der quasi das SEK vor der Kita vorfahren lassen sollte. Aufgabe von uns pädagogischen Fachkräften ist es auch, beißende Kinder zu schützen, die Frage "Welches Kind hat gebissen??" beantworten wir nie.“ Kompletter Tweet-Thread hier zu finden: https://twitter.com/verdachtsmoment/status/1296106313366331392?s=21 Viele Grüße!
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