Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Ängste vom Kleinkind

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Ängste vom Kleinkind

Lotusblüte99

Hallo Dr. Nohr, es geht um meine zweijährige Tochter. Ich weiß, dass sie sich jetzt in der magischen Phase befindet und somit viele neue Ängste auf sie einstürmen. Dennoch brauche ich vielleicht einen kleinen Handlungsleitfaden von Ihnen. Oftmals äußert sie sehr konkrete Ängste, wie bspw. ich habe Angst vor Person XY (da ist es egal ob sie die Person kennt oder nicht). Wenn man sie fragt, was ihr Angst mache, sagt sie, das Person XY sie schon mal geschubst hätte (was natürlich nicht stimmt, gerade bei Personen, die noch nie bei uns waren, sagt sie das ab und zu auch). Generell äußert sie im Moment viele Ängste. Natürlich auch Angst vor Dunkelheit etc. Damit kann ich schon gut umgehen und reagieren, aber wie reagiere ich auf die Angst die sie im Zusammenhang mit den Menschen äußert. Sie wird und wurde ja nicht körperlich angegriffen durch diese, hat aber dennoch diese Angst. Was kann ich denn dann konkret sagen? Letztlich muss ich sie ja des "Lügens" oder "Ausdenkens" überführen, weil dieses schubsen ja nur in ihrem Kopf existiert. vorab vielen Dank für Ihre Antwort


Hallo, Ihr Kind denkt sich das nicht aus oder lügt gar, wenn es solche Ängste erzählt, sondern macht deutlich, dass sie sich dieser Umwelt noch sehr ausgeliefert und nicht gewachsen fühlt. Es ist also eher symbolhaft und dies sollte man erstmal an- und ernst-nehmen. Es geht also oft nicht um diese reale Person oder Situation, sondern um ein basales Gefühl der Hilflosigkeit. Deshalb ist eine gute Umgangsform damit, Hilfen anzubieten und miteinander zu überlegen/finden, wie man dieser "Gefahr" begegnen könnte. (Z.b. "dann gucken wir mal, dass wir den nicht treffen" oder "ich bin bei dir und passe auf, dass nichts passiert", "den zaubern wir einfach mal weg" usw.). Es geht meist nicht um konkrete Hilfen, sondern mehr um die Erfahrung, dass man diesen Gefahren und Ängsten nicht hilflos ausgeliefert ist. Die Haltung könnte also sein, die Angst ernst nehmen und gemeinsam Lösungswege finden. Die müssen übrigens auch nicht unbedingt realistisch sein, sondern können auch "magische Fähigkeiten" nutzen. Versuchen Sie mal, sich ab und zu in diese Welt hineinzuversetzen, dann merkt man viel eher wie sich das anfühlt und welcher Hilfen es bedarf. Dr.Ludger Nohr


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