Frage im Expertenforum Babypflege an Katrin Simon:

Wie Bindung intensivieren?

Katrin Simon

 Katrin Simon
Kinderkrankenschwester, Pflege- und Heilpädagogin

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Frage: Wie Bindung intensivieren?

Maluna

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Liebe Katrin, Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Meine Tochter kam vor fast 8 Wochen zur Welt. Sie hat einen gut behandelbaren Herzfehler, ein erster Katheter Eingriff war aber noch vor der Entlassung nötig. Wir wussten das bereits vor der Geburt. Ich war 3 Wochen mit ihr im Krankenhaus. Ich habe sie spontan entbunden, allerdings war in den 3 Wochen Krankenhaus nur eingeschränkter körperkontakt möglich. Zeitweise lag sie auf intensiv, mit ZVK, arteriellem Zugang und noch diversen "normalen" Zugängen. Kuscheln und Stillen war nur mit Hilfe der Schwestern und halt nicht so wirklich in Ruhe möglich. Die ersten 2 Wochen bis zur Korrektur des Herzfehlers und die erste Zeit danach wurde sie über eine Sonde ernährt, danach mit dem Fläschchen. Stillen dann erst zu Hause ganz langsam begonnen... es klappt durchwachsen. Inzwischen hätte sie zwar die nötige Kraft und Ausdauer, manchmal genießt sie es auch. Aber häufig weint sie einfach nur. Auch ist Köroerkontakt für sie nicht in dem Maß tröstend, wie ich das von ihrer 1,5 Jahre älteren Schwester kenne. Ich habe auch das Gefühl, dass sie mich noch gar nicht als ihre Mama wahrnimmt, ich bin für sie noch austauschbar. Das beunruhigt mich. Und macht mir zugleich ein schlechtes Gewissen. Ich versuche sehr, ihr viel Nähe und Zuwendung zu geben, doch im Vergleich zur Großen als sie ein Baby war, ist es weniger. Ich habe ja nun 2 (kleine) Kinder... Irgendwie habe ich das Gefühl, etwas versäumt oder verpasst zu haben. Was kann ich tun, um ihr näher zu kommen, obwohl sie mich natürlich mit ihrer Schwester teilen muss?


Katrin Simon

Katrin Simon

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Liebe Maluna Ich kann eure Geschichte sehr gut nachvollziehen! All das, was ihr gemeinsam erlebt habt, ist eine absolute Ausnahmesituation. Diese Ausnahmesituation hat ja bereits in der Schwangerschaft mit der Diagnose des Herzfehlers begonnen. Neben dem Wissen um die Behandlung und Versorgung eures Babys und dem Herzfehler, bleiben die Fragen und Überlegungen des Unbekannten zunächst unbeantwortet. Das, was ihr als Eltern für euer Kind nach der Geburt intuitiv tun wolltet und konntet, wurde der Situation geschuldet, stark reglementiert und konnte beidseits nicht bedürfnisorientiert erfüllt werden. Aber! Das, was euch ermöglicht wurde oder ihr eingefordert habt, habt ihr getan!!! Ihr habt eurer Tochter das Beste gegeben und tut es immer noch! Das Weinen eurer Kleinen kann unterschiedliche Gründe haben. Und ich vermute, dass es eine Kombination aus somatischen und emotionalen Faktoren ist. Die somatischen Gründe könnten sein ( ich stelle Hypothesen auf), die Diagnose macht der Arzt, Heilpraktiker oder Osteopath: * Eure Tochter hat Sklettblockaden, evt. ein Kiss Syndrom durch das sehr starre Liegen und Fixieren während der OP Zeit. Ein Besuch beim Osteopath ist so oder so wertvoll * Eure Kleine könnte Bauchweh haben, da die Darmflora durch div. Antibiotika möglicherweise beeinträchtigt ist. Das gilt generell für alle Medikamente; dass Nebenwirkungen auftreten, die sich unangenehm zeigen. Emotional * Eure Tochter erzählt immer wieder ihre Geschichte oder erfährt im Alltag Erinnerungen, die sie im Unterbewusstsein verankert hat. Eltern berichten immer wieder davon, dass Kinder aufschrecken bei bestimmten Berührungen z.B. wie bei der Blutentnahme o.ä. Die Behandlungen mussten sein. Das ist völlig unumstritten. Es gilt herauszufinden, wie die Erfahrungen nun abgebaut werden können. * Die Trennung von euch, die per se immer eine intensive Erfahrung ist. * Die OP als solche. Was kannst du tun? * Du kannst dich austauschen. Herzkind e.V. hat zum Beispiel die Möglichkeit über genau diese Erfahrungen zu sprechen; oft im Kontakt zu anderen Eltern. Es tut oft gut zu wissen, dass man nicht alleine ist mit seinen Erfahrungen. * Ihr besucht einen Osteopathen * Du nimmst Kontakt mit deiner Hebamme auf, auf die du , falls du sie nicht in Anspruch genommen hast, auf Nachsorge ( auch verzögert durch den Klinikaufenthalt). Hier hast du ebenfalls eine Möglichkeit dich zu beraten. * Du kannst ein Babyheilbad durchführen. Es ist entwickelt worden, um ein Rebonding durchzuführen, wenn die Geburt schwer, kompliziert und anders als gewünscht verlief...Schau bitte unter dem Stichwort. Brigitte Meißner ist die Entwicklerin. Es ist zu Hause durchzuführen.... * Du kannst eine Beraterin der emotionalen Ersten Hilfe aufsuchen. Bitte das Stichwort suchen und unter deiner PLZ findest du eine Ansprechpartnerin. Hier wird nochmals geschaut, was deine Tochter bewegen könnte, wie ihr eure Signale verstehen lernt... * Falls du den Eindruck hast, in eine lähmende und sehr traurige Phase zu rutschen, sprich deine Gynäkologin an, die dich unterstützt oder schau initiativ nach einer Beratung, die das Erlebnis PND Diagnose Herzfehler und die Intensivzeit mit dir bearbeitet. Denn das, was du jetzt spürst sind wahrhaftige Emotionen, die vorher sehr kontrolliert werden mussten, um all die Anforderungen zu halten und zu organisieren. Du beginnst dich zu spüren...und nimmst wahr. Ich hoffe, es war nicht zu viel an Information. Schau, wie sich die Ideen anfühlen und ob du mit ihnen arbeiten kannst oder möchtest oder dir etwas ganz anderes begegnet. Melde dich gerne wieder, falls du Fragen hast oder berichten möchtest. Bis bald und liebe Grüße an dich und deine Familie von Katrin


Maluna

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Muss dazu sagen, dass sie eine Woche lang Minprog bekommen hat, von der Geburt bis zum Eingriff. Eine der Nebenwirkungen ist ja berührungsempfindlichkeit. Kann diese temporäre Zeit tatsächlich ihr generelles Verlangen nach Nähe reduziert haben? Berührung scheint für sie nicht unangenehm zu sein, also die eigentliche Nebenwirkung ist nicht mehr vorhanden. Aber kann sie das in ihrem Bedprfnis nach Nähe nachhaltig beeinflusst haben?


Maluna

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Jetzt muss ich doch nochmal was ergänzen. Sie will definitiv nicht alleine sein, am liebsten am Arm. Sie lässt sich zum Schlafen ganz gut ablegen, will sonst aber schon am Arm sein. Was mich halt irritiert: sie bevorzugt Flieger- oder Wiegegriff, Positionen in denen sie ihren Kopf auf unserem Oberkörper ablegen könnte, mag sie nicht bzw diese scheinen eher Anspannung auszulösen.


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