Antworten zu ihre fragen auf den beitrag „Bindung zum kind“

 Katrin Simon Frage an Katrin Simon Ausbilderin von Kinderkrankenschwestern

Frage: Antworten zu ihre fragen auf den beitrag „Bindung zum kind“

Hallo. Ich habe mir ihre Fragen zu meinem Beitrag einmal durch den Kopf gehen lassen,ich weiß leider nicht wie ich sonst darauf antworten kann. Es tut mir leid das der Text so extrem lang geworden ist ich hoffe das ist in Ordnung. Ich denke es ging schon direkt nach der Geburt los,ich habe schon eine große Tochter bei deren Geburt ich unglaublich glücklich war und wo ich auch sofort diese extremen Muttergefühle hatte. Bei der kleine war das leider nicht der Fall,ich kann es schlecht erklären aber ich hatte einfach nicht wirklich Gefühle für sie,es hat sich nicht nach der großen Liebe angefühlt,wie bei der großen. Ich konnte dahingehend mit niemandem drüber reden,da ein Baby schließlich das ganz große Glück ist und man sich freuen soll. Nach der Geburt waren wir ja sogleich bei meinen Schwiegereltern wo natürlich jeder die kleine mal haben wollte,ich konnte mich nicht von der Geburt erholen und auch nicht in Ruhe mein Kind kennenlernen. Erst nach knapp 2 Monaten konnte ich sie als mein Kind akzeptieren und lieben,jedoch auch nicht so stark wie meine große Tochter. Mit der großen habe ich die ersten Monate so gut wie nur gekuschelt,mit der kleinen war dies nicht möglich sie war absolut kein kuschelkind (was auch ok ist) aber mir hat es sehr gefehlt. Nun habe ich bei meiner großen Tochter sehr viel falsch gemacht. Ich war bei der Geburt damals 17 und hab mich mit den falschen Leuten abgegeben (Ich habe sie nie einer Gefahren Situation ausgesetzt) jedoch oft Ärger bekommen weil ich bei Leuten war,die nicht der beste Umgang für uns waren,was ich damals nicht einsehen wollte. Deshalb versuche ich bei der kleine alles perfekt zu machen das ich immer sofort zur Stelle bin wenn sie weint und das der Haushalt immer gemacht ist. Leider habe ich da keine Unterstützung,mein Mann macht mir mehr Arbeit als er mir abnimmt. Die kleine steckt denke ich grade mitten in der Entwicklung wo sie lernt das sie eine eigene Person ist und das macht Angst (habe ich zumindest mal gelesen.) Ich denke dadurch weint sie vermehrt ? Mich treibt dieses normale Verhalten aber zur Verzweiflung sie hat sich sonst immer schnell beruhigen lassen und plötzlich schreit sie bei allem (Wickeln,Anziehen,schlafen) Alles blöd sie möchte natürlich lieber spielen. Auch nachts schreit sie vermehrt ich versuche sie nur ruhig zu beruhigen da sie müde ist und schlafen soll leider haben wir da dann oft das meiste Theater sie schreit und schreit so gesehen auch nicht lange ca 10 bis maximal 20 Minuten dann beruhigt sie sich meistens aber diese paar Minuten reichen um mich wirklich zweifeln zu lassen ob ich eine gute Mutter bin und alles so richtig mache. Wenn der Papa in so einer Situation reinkommt und sie auf den Arm nimmt ist wieder alles gut aber er versucht auch nicht sie zum schlafen zu bringen oft höre ich dann „sie ist nicht müde“ obwohl sie tagsüber nur einmal eine halbe Stunde geschlafen hat,wenn ich sie dann wieder nehme meckert sie zwar nochmal kurz schläft aber meistens dann doch schnell ein (also muss sie ja doch müde gewesen sein?) Ich denke das ist es warum ich denke die Bindung sei nicht so gut weil ich sie sich nicht gleich beruhigen lässt und ich mich dadurch schlecht fühle. Ich weiß nicht ob das auch noch wichtig ist aber hier ist die kleine das Maß aller Dinge und perfekt. Ich würde aber auch gerne mal nach einer durchwachten Nacht jemanden sagen können das sie mich grade in den Wahnsinn treibt. (Villeicht bin ich eine schlechte Mutter das zu sagen) aber geht es nicht vielen Müttern im ersten Jahr so das man das Baby natürlich liebt aber auch Tage hat wo man etwas genervt ist und seine Schlaf vermisst oder ein ausgiebiges Bad ? Wenn ich hier so etwas erwähne werde ich nur schief angeschaut und höre das man sowas nicht sagt. Es ist anstrengend das Kind immer in den höchsten Tönen zu loben aber nie zugeben zu dürfen das einen auch ab und an was stört. Ich weiß nicht was davon jetzt wirklich von Bedeutung ist aber villeicht können sie ja etwas nützliches da raus lesen und mir Tipps geben wie ich Besser mit all dem umgehen kann. Vielen lieben Dank schonmal im Voraus.

von Mamivonzwei am 30.01.2021, 09:16



Antwort auf: Antworten zu ihre fragen auf den beitrag „Bindung zum kind“

Liebe MamivonZwei Vielen Dank für Ihren ausführlichen Bericht, ihre mutigen und ehrlichen Worte. Ich lese viele Gedanken, Wünsche, Erlebnisse, aber auch Sorge und Ungewissheit aus ihren Zeilen. Sie wirken auf mich sehr reflektiert und nehmen sich sehr differenziert wahr. Sie haben Zugang zu ihren Gefühlen und spüren ihre Möglichkeiten und Grenzen. Das ist für viele Menschen eine hohe Kunst. Dass sie sich selbst so gut im Blick haben, bietet Ressourcen. Zum einen sehe ich sie darin, dass sie für sich selber sorgen könnten, wenn sie die "Erlaubnis" dafür bekämen. Desweiteren sehen sie Einflussfaktoren von außen, die sie begrenzen und in die Rolle drängen eine " gute Mutter" zu sein, die nie klagt oder ihre Erschöpfung aussprechen darf. Weiter spüren sie einen Unterschied in der Beziehung/ Bindung zu ihrem ersten und zweiten Kind. Es fühlt sich für sie ganz klar "anders" an! Meine Vorrednerin hat auf fehlenden Austausch gesprochen- und ja, er ist für alle jungen Familien, die oft allein auf sich gestellt sind oder sich aber mit anderen Eltern austauschen möchten, um Vielfalt in ihr Denken und Handeln zu bekommen, derzeit sehr schwer. Diese derzeitige "Enge" mit Menschen denen man zwar begegnen darf ( Familie), aber nicht zwangläufig begegnen will, kann in der Tat eine große Herausforderung sein und möglicherweise "wunde Stellen" aufreißen. Ich möchte damit sagen, dass u.U. in einer Zeit mit viel Ablenkung usw. ihre Wahrnehmung, dass sie ihr zweites Kind "anders" lieben, evt. später oder viel zögerlicher, zu Tage gekommen wäre. Und ja, auch jetzt kann dieser anstrengende Zustand eine Ressource sein, genau hinschauen zu dürfen, um langfrisitig eine gute Bindung und Beziehung zu und mit ihrem Kind zu haben bzw. zu schauen, wo genau das Gefühl des "unzureichend" herkommt. Ich als Expertin nehme das intiutive Gefühl einer Mutter immer sehr ernst! Ich bin mir sicher, dass unsere Menschheit nicht bis jetzt überlebt hätte, wäre, neben den Schutzreflexen, das mütterliche Feingespür für "Gefahren" oder Veränderungen, die sich nicht stimmig anfühlen, als ein Impuls zur Handlung, existent gewesen. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass es gut wäre, wenn sie sich vor Ort eine Entlastung oder weiterführende Hilfe suchen. Ich habe folgende Vorschläge: - Frühe Hilfen: Das sind Fachfrauen mit der Bezeichnung Fachkraft frühe Hilfen- ausgebildete Familienhebammen- und kinderkrankenschwestern. Diese Frauen schauen im Gespräch mit der Mutter zusammen wo und was es an Entlastung braucht. Sie sind vor Ort und können demnach auch ihre Kinder und ihr Verhalten kennenlernen und auch hier Hilfestellungen b.B. im Umgang, der Ansprache, Handlungsfolgen usw. geben. Sie können über die Koordinierungsstellen den Kontakt herausfinden. Schauen sie in ihrem Stadtportal unter Familie/Soziales oder Frühe Hilfen direkt. Bitte erschrecken sie nicht, wenn das Jugendamt genannt wird- diese Abteilung hat ein sehr sehr facettenreiches Angebot und koordiniert zunehmend alle Bedarfe von Familien. Manchmal ist der Konaktpunkt auch ein Familienzentrum oder ein Familienhebammenzentrum- u.U. kann ihnen auch ihre Hebamme oder der Kinderarzt weiterhelfen. Haben sie ruhig Mut :)). Ich arbeite in meiner Praxis viel mit Fachfrauen aus diesem Bereich und weiß, dass ihnen die das Wohl der Familien am Herzen liegt! - Schatten und Licht: Dieses ist eine Beratungsstelle, auch online, als Selbsthilfeverband für Mütter, die in sich spüren, dass sich etwas "anders" anfühlt, als es tun sollte, in Bezug auf die Beziehung zu ihrem Kind! Man spricht in dieser Gruppe auch von Schwangerschafts- bzw. postpartaler Depression. Ein oft sehr unterschätzes Thema, ebenso oft nicht ausgsprochen oder beschönt durch äussere Faktoren, die den Einfluss auf das Befinden der Frau haben. Und NEIN, es gibt mehr Frauen, als man denkt, die aufgrund von hormoneller Umstellung oder aber auch anderen Gründen nach der Geburt in eine Erschöpfung, ein Loch, eine mögliche Depression fallen, die es heißt zu erkennen. Bitte schauen sie auf der Webside. Vielleicht helfen ihnen die Informationen. Sollten Sie sich wiedererkennen und wissen JA! das ist es und ich möchte mir helfen lassen, dann kann ihnen der Gyn. dahingehend eine Überweisung zu einem Facharzt ausstellen...oder auch hier ihre Hebamme ansprechen, die ggf. noch andere Ansprechpartner nennen kann. Und- wenn sie therapeutisch begleitet werden, sind die Frühen Hilfen für sie zur Unterstützung ebenfalls da! - Austauschgruppen online... stöbern sie doch einmal, ob es ggf. Gruppen gibt, wo offen und klar miteinander über das von ihnen benannte Thema gesprochen wird. Das Konzept der emotionalen ersten Hilfe von Thomas Harms wäre u.U. ein ebenso hilfreiches Instrument- unter dem Stichwort finden sie Experten auf seiner Homepage. - für die eigene Stärkung und zum Finden er eigenen Balance kann zudem eine kinesiologische oder homöopathische Begleitung sehr hilfreich sein. Diese Kosten sind (leider) oft selbst zu tragen....Manche KK sind dahingehend aber auch kulant! Ich bin für sie da :). LIebe Grüße von Katrin

von Katrin Simon am 31.01.2021



Antwort auf: Antworten zu ihre fragen auf den beitrag „Bindung zum kind“

Hallo liebe Mamivonzwei, Ich kann und möchte dir zwar keinen professionellen Rat geben, aber deine Erzählung hat mich echt gerührt und ich möchte dir nur sagen: Du bist nicht allein damit. Fast jede Mutter, da bin ich mir sicher, hat zwischenzeitlich die gleichen Gedanken wie du. Du meisten trauen sich wohl tatsächlich nur nicht, das zuzugeben. Gerade zu Corona-Zeiten halte ich es für besonders schwer, weil es momentan dadurch auch keine Möglichkeiten gibt, Dampf abzulassen oder sich mal "abzulenken", sei es bei Treffen mit Freunden oder im Babyschwimmen, Shoppen oder was weiß ich. Als mein Sohn, den ich mehr liebe als alles andere auf der Welt, ca 5 Wochen alt war, hab ich zum Beispiel aus Frust, Übermüdung und Stress mal laut ausgesprochen, dass ich ihn jetzt "zurück gebe" und gleich böse Blicke geerntet. Und auch danach habe ich mich immer wieder bei dem Gedanken erwischt, dass ich mein altes Leben vermisse. Teilweise auch jetzt noch; er ist jetzt 3 Monate alt. Das ändert aber nichts daran, dass der Kleine das Wichtigste in meinem Leben ist und ich ihn über alles liebe. Bitte erlaube dir, diese Gedanken zu "denken" und suche dir auch jemanden, bei dem du sie aussprechen kannst, ohne verurteilt zu werden. Du bist deswegen keine schlechte Mutter, du liebst deine Tochter dennoch genau so - und es ist so wichtig für deine eigene Psyche, deine Gedanken, Gefühle und auch den Frust nicht unterdrücken zu müssen. Ich habe das auch erst vor Kurzem gelernt und seitdem geht es mir sehr viel besser. Ein ganz persönlicher Tipp, ohne Werbung machen zu wollen: Höre dir mal den Podcast "Eltern ohne Filter" an; ich bin mir sicher, du wirst dich da oft wiedererkennen! Und noch etwas: Hole dir Unterstützung, jemand, der deine Tochter mal zum spazieren gehen abholt, so dass du mal in Ruhe baden gehen, deine Gedanken denken und Gefühle fühlen kannst und darfst, die du dir selbst verbietest. Diese Unterstützung kann bwz sollte übrigens auch der Partner sein. Das ins Bett bringen übernimmt seit Kurzen zum Beispiel jeden Abend mein Freund, so habe ich 1 bis 2h nur für mich. Wäre das eine Möglichkeit bei euch?

von Nephi1 am 30.01.2021, 12:45



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