Essstörung und Trotzverhalten

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Essstörung und Trotzverhalten

Hallo, unser Sohn ist 2 ¾ Jahre alt und geht seit 4 Wochen in den Kindergarten. Die Eingewöhnung war schwierig und noch immer akzeptiert er den täglichen Kindergartenbesuch mehr oder weniger als notwendiges Übel, um ein Schulkind zu werden (was er unbedingt möchte). Seit Kindergartenbeginn hat sich sein Verhalten drastisch geändert und bringt uns nervlich wahrlich an Grenzen. So geht er plötzlich sehr grob mit seinem 5 Monate alten Bruder um, ist hochsensibel, wenn ihm Sachen misslingen (z.B. etwas herunterfällt), mag nicht mehr essen (entweder spuckt er das Essen wieder aus, spielt mit dem Essen herum oder würgt bis zum Erbrechen – dazu muss ich sagen, dass er noch nie wirklich Freude am Essen gefunden hat, selten richtig kaut und bis dato nur widerwillig selbständig isst). Darüber hinaus leidet er plötzlich unter Schlafstörungen (tritt und schlägt im Schlaf um sich) und scheint mit sich und seiner Umwelt sehr unzufrieden zu sein. Die Kindergärtnerinnen sprechen von typischen Anfangsschwierigkeiten und der wohl üblichen Trotzphase, was mich jedoch nicht wirklich zufrieden stimmt. Ganz besonders besorgt mich sein Essverhalten, da jede Mahlzeit mittlerweile zum Kampf wird und seine Gewichtskurve deutlich nach unten verläuft. Recherchen im Internet zeigten mir an, dass er möglicherweise schon eine frühkindliche Essstörung aufweist, was wohl häufig bei Kindern vorkommt, die schon als Baby unter Regulationsstörungen (Schalfen und Schreien) litten. Dies ist bei uns der Fall. Unser Sohn war ein Schreikind und hat erst mit zwei Jahren erstmalig durchgeschlafen. Wie interpretieren Sie dieses Verhalten? Was raten Sie mir bzw. wie gehe ich am Besten mit meinem Sohn nun um? Für eine Rückmeldung wäre ich Ihnen dankbar. Viele Grüße Elouis

Mitglied inaktiv - 03.09.2008, 14:07



Antwort auf: Essstörung und Trotzverhalten

Hallo Elouis Mit Kiga-Eintritt geht meist eine Verhaltens-Änderung einher, da die Kleinen sich plötzlich groß fühlen, erkennen, dass die vertrauteste Bezugsperson nicht mehr ununterbrochen helfend zur Seite steht, sie ihre individuelle Position innerhalb der Gruppe finden und auch zu verteidigen lernen müssen. Ihr Sohn wird vorrübergehend noch ein wenig überfordert sein mit all` den vielen Veränderungen in seinem bisher gewohnten Tagesablauf, sodass er zum Essen keine Zeit hat und abends überreizt einschlafen wird. Bitte reagieren Sie verstärkt gelassen, aber auch begründet konsequent, damit er bald zu seiner sicheren Orientierung zurückgefunden haben wird. Zeigen Sie ihm, wie stolz Sie auf Ihr Kiga-Kind sind und wieviel er doch schon gegenüber seinem schwächeren, kleineren, jüngeren Bruder gelernt hat. Bitten Sie ihn, seinen Bruder zu beschützen, damit er genauso stark wird wie er, aber hüten Sie sich davor, ihn als Babysitter einzusetzen oder ständig Rücksichtnahe zu wünschen. Nehmen Sie ihn häufiger mitfühlend und verständnisvoll nach dem Motto: "Gemeinsam schaffen wir es schon, weil wir dann ja doppelt stark sind" in den Arm. Lassen Sie die gemeinsamen Mahlzeiten nicht zum Stress werden, aber halten Sie mit einer jeweiligen, kurzen Begründung an den Ihnen wichtigen Regeln fest. Essen Sie selbst mit Genuss und weisen Sie hin und wieder darauf hin, dass er ja gar nichts essen MUSS, dann aber konsequent bis zur nächsten Mahlzeit zu warten hat. Beginnt er zu würgen oder das Essen auszuspucken, scheint er wohl keinen Hunger zu haben, sodass er aufstehen und in seinem Zimmer spielen darf, damit Sie gemütlich weiteressen können. Je weniger Druck Sie ausüben und je weniger Sie sich anmerken lassen, dass Ihre Nerven kurz vor dem Zerreißen sind, umso rascher wird sich die Situation wieder normalisieren. Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 03.09.2008



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