Bedürfnisse oder eigener Wille?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Bedürfnisse oder eigener Wille?

Liebe Frau Ubbens, unsere Tochter, 19 Monate alt, ehemaliges “Schreibaby“ und schon immer ein Mamakind, schreit immer noch sehr viel, wenn ihr irgendwas nicht passt, und ist extremst auf mich fixiert. Seit ca. 2 Wochen ist es wieder ziemlich schlimm: Sie will mich zu 100% in Beschlag nehmen und braucht (?)/möchte zu 100% meine Aufmerksamkeit - ich soll (fast) die ganze Zeit mit ihr Bücher lesen, sie auf dem Arm herumtragen, mich nicht mit Besuch unterhalten... Sie spricht noch nicht, aber kommt mit einem Buch an, quengelt ganz kurz und wenn ich mich dann nicht sofort zum Lesen zu ihr setze, geht das Geschrei los. Genauso mit dem Tragen (vor allem, wenn wir draußen oder in einer fremden Umgebung sind, manchmal aber auch drinnen): Sie klammert sich an mir fest und quengelt und schubst an mir rum, bis ich aufstehe und mit ihr auf dem Arm rumlaufe - kurz danach würde sonst auch das Geschrei losgehen, dazu lasse ich es aber fast nie kommen, weil ich mich normalerweise ihrem Willen “beuge“, um die Schreiszenen zu vermeiden. Wenn ich vom Boden aufstehe, um mir kurz einen Kaffee zu machen (in Sicht- und Hörweite) oder einen Teller abzuspülen, kann das auch schon zu einem Schreidrama führen - wenn ich sie dazu nicht auf den Arm nehme, was zum Spülen schlecht geht. Ins Tragesystem will sie aber auch nicht mehr so gerne... Wie verhalte ich mich hier am besten??? Ich habe sie immer viel getragen und eigentlich alles - vielleicht zu viel? - getan, damit sie nicht so viel schreien muss (was sie aber trotzdem getan hat). Jetzt fürchte ich, evtl. den “Absprung“ verpasst zu haben, da Kleinkinder ja auch lernen müssen, mit kleinen Frustrationen umzugehen und dass nicht immer alles nach ihrem Willen geht? Ist es an der Zeit, dass sie lernt, manchmal etwas warten zu müssen, und wenn ja, wie mache ich das dann am besten? Oder soll ich sie weiterhin jedes Mal auf den Arm nehmen und ihr so viel Aufmerksamkeit schenken, wenn sie es einfordert, weil sie es einfach noch braucht und diese Phase vermutlich in einigen Wochen von selbst vorbei sein wird? Wenn Papa mit ihr alleine ist, ist sie übrigens ein ganz anderes Kind: zufrieden, fröhlich, beschäftigt sich viel alleine, schaut sich auch Bücher alleine an... Zwischendurch ging es bei mir auch schon mal besser, aber nun habe ich Angst, dass sie sich daran gewöhnt hat, dass sie bei mir immer “ihren Willen durchsetzen“ kann... Oder sind das doch tatsächlich noch Bedürfnisse??? Ich bin sehr unschlüssig und freue mich auf Ihre Meinung und Ratschläge!

von Chihiro am 18.06.2018, 14:39



Antwort auf: Bedürfnisse oder eigener Wille?

Liebe Chihiro, es handelt sich beim Verhalten Ihrer Tochter um ein Nähebedürfnis. Sie hat in den letzten Wochen/Monaten gelernt, dass sie eine eigenständige Persönlichkeit ist und nicht ein Teil von Mama. Sie braucht die Sicherheit, dass Mama trotzdem zu ihr gehört. Aus dem Grund fordert Ihre Tochter sehr viel Nähe und Aufmerksamkeit von Ihnen ein. In ein paar Wochen wird Ihre Tochter gerne ihre "Freiheit" genießen und wird ihren eigenen Weg gehen wollen. Sie wird sich von Ihnen lösen und auch mal in einen anderen Raum gehen, obwohl Sie sich dort nicht aufhalten. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 18.06.2018



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