Elternforum Rund um die Erziehung

Wutausbruch bei Kleinkind

Wutausbruch bei Kleinkind

bez12345

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Hallo, ich möchte euch mal mein Problem schildern und um objektive Meinung bitten. War heute nach dem Tobsuchtsfall so fertig, dass ich nun ziemlich verunsichert bin, und glaube alles falsch bei der Erziehung gemacht haben. Nun zur Situation: Wir (mein Großer 3, Baby lag im kiwa) waren im Hof spielen. Mein Großer zeigte mir stolz, wie er einen Purzelbaum machen kann. Ich sagte, dass er das schon gut kann. Habe ihn danach gezeigt, wie man ein Rad schlägt. Die Stimmung kippte. Wie konnte ich nur... Er fing zum Heulen an: ich kann das nicht... und riss das Gras vom Boden raus und tobte. Der Versuch mit ihm dies gemeinsam zu probieren, machte ihn noch wütender. Als es mir zu viel war, sagte ich, dass wir heineingehen werden. Bis zu diesem Zeitpumkt habe ich sein Verhalten ignoriert. Das Gebrüll wurde immer lauter, er wälzte sich am Boden, schrie hysterisch und ganz schrill weiter, dass auch ein Nachbar schrie, dass er leise sein sollte. Ich habe mich so geschämt. Hab den kiwa weggestellt und ihn hineingetragen. Währenddessen zog er mich fest bei den Haaren und haute in seinem Zimmer um sich. Er kam einfach nicht mehr runter. Hab mit ihm geschimpft, habe ihn fesgehalten, ruhig geredet damit er sich beruhigt, nichts half. Bin dann aus dem Zimmer gegangen. So arg kenn ich ihn gar nicht. Sein Geschrei war anders als sonst. Er war nicht er selbst. Im Zimmer beruhigte er sich langsam und kam dann zu mir, als er sah, dass ich traurig war und wollte mich trösten. Er streichelte mich und kuschelte sich zu mir. Ich sprach noch mal mit ihm und hab ihm als Konsequenz dann Fernsehverbot gegeben. Er darf eine halbe Stunde am Tag schauen. Es machte ihm nichts aus. Der Abend verlief problemlos. Wie hätter ihr reagiert? Was hätte ich anders machen können? Vielen Dank für Eure Antworten.


LadyFLo

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Antwort auf Beitrag von bez12345

Ich glaub er war überfordert mit dem Rad. Für ihn war das wohl so als würdest du ihn zwingen wollen. Fernsehverbot hätte nicht sein müssen- reingehen war ok. So seh ich das. Anders hättest du nur machen können dass du ihn gefragt hättest ob er wie mama ein rad versuchen möchte oder lieber noch einen purzelbaum machen. Sowas muss manchmal die Entschiedung unserer Kinder sein- so schwer es fällt- und wenn sie wütend werden- nicht mehr überreden wollen- das nehmen sie als druck war und gehen noch mehr gegen ( zumindest beobachte ich das bei meiner). das er dich dann trösten wollte find ich süß. Nächstes mal lässt ihm die wahl- wird er wütend- drehst ne runde um den hof mit dem kleinen- bis er sich beruhigt hat- bist ja in sicht- und hörweite. Danach erklärst ihm was du wolltest und lässt ihn sagen warum er wütend wurde- so kannst du es etwas deeskalieren


sojamama

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Antwort auf Beitrag von bez12345

Das ist keine logische Konsequenz für ihn. Rad schlagen hat ihn wahrscheinlich überfordert, er ist ja erst 3. Das kann er nun wirklich nicht, nicht mal mit Hilfe kann man das von jetzt auf gleich... da kann ich den Frust verstehen. Mein Sohn ist auch ein arger Wüterich, manchmal überkommt es ihn einfach so, wie Rumpelstilzchen benimmt er sich. Er tobt, er schreit, er wird frech und böse.... volles Programm eines Jähzornanfalls. Es wird bzw. ist schon vieeel besser geworden. Er ist jetzt schon 5 1/2. Ich glaube, er ist herausgewachsen aus dieser Phase. Er ist größer, versteht mehr, man kann ihm erklären und einfach besser mit ihm reden. Ich weiß nicht, was genau hilft, außer Kind annehmen und toben lassen. Mehr wird nicht gehen. melli


mf4

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Mit 3... versteht kein Kind (ich übrigens auch nicht), warum es TV-Verbot bekommt wegen dem Ausraster. Mach keine große Sache draus. Er konnte was nicht, flippte aus und du wolltest Ruhe, dass die Nachbarn nicht denken du bist eine schlechte Mutter. Ich hätte diesen Frust nicht noch mehr aufgestachelt in dem ich ihn reinzerre. Soll er sich doch wütend auf dem rasen rollen.


lejaki

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Antwort auf Beitrag von bez12345

Fernsehverbot ist keine logische Konsequenz dafür. Das war das reingehen. Er war halt überfordert damit und hat einen Bock/Wutanfall bekommen. So was kommt vor. Meine Tochter war da auch extrem mit dabei. Am besten gingen die weg, wenn man es ignoriert hat, alles andere hat es nur schlimmer gemacht.


Akira

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Antwort auf Beitrag von bez12345

Oh jaa so ein Exemplar hab ich hier auch.... wobei ich solche Menschen wie deinen Nachbarn nie verstehe Wahrscheinlich wird er keine Kinder haben (oder? ) Wenn ich nicht gerade extrem genervt bin, dann lasse ich ihn bocken....zwischendurch frage ich ihn ob ich ihn trösten soll, oft kommt dann erst ein "NEEEIIINNNN" aber nach dem zweiten oder dritten mal fragen meistens dann ja ;o) Oft ist es verdammt schwer da ruhig zu bleiben aber ich hoffe auch noch auf Besserung ;o)


Susanne.75

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Antwort auf Beitrag von bez12345

Das liegt nicht an Erziehung und kann daher auch nicht "aberzogen" werden, Strafen (wie TV-Verbot) sind daher vollkommen fehl am Platz. Dein Sohn ist in dem Moment mit seinen Gefühlen (in diesem Fall Frust) total überfordert und kann damit in seinem Alter noch nicht umgehen. Daß er so austickt, war keine "Unart" von ihm, sondern ein Ausdruck seiner Unfähigkeit, diese Gefühle irgendwie zu bewältigen oder zu verstehen oder anders auszudrücken. Das wird dir, bzw ihm, in den nächsten Monaten noch häufiger passieren. Und das Gemeine ist, daß man da wirklich nichts gegen machen kann. Du mußt es aushalten, Ruhe bewahren und da sein, wenn er sich beruhigt und deine Nähe braucht. Meist dauert es etwas, bis das Kind sich ausreichend ausgetobt hat, erst dann kann Nähe und Trost angenommen werden. Bei meiner Tochter merke ich das, wenn sie dann erstmal nur ganz leichten Körperkontakt sucht, aber noch nicht zB beruhigend über den Rücken gestreichelt werden mag. Ein wenig dauert es dann noch und dann braucht sie ganz viel umarmen und kuscheln. Es ist leichter zu ertragen, wenn man immer dran denkt, daß das Kind in dem Moment einfach nicht anders reagieren kann. Es ist seinen Gefühlen ja selbst ausgeliefert. Die Fähigkeit, die besser anders zu kompensieren kommt erst. Meine Tochter hat sogar schon bei sowas schluchzend gesagt "ich möchte wieder normal sein". Bestrafe ihn dafür nicht. Manche solcher Situationen kann man vorausschauend vermeiden, aber manchmal bricht es einfach los. So oft passiert das nicht. So richtig doll hatte meine Tochter es jetzt im Laufe von gut einem Jahr (sie ist 3 3/4) vielleicht 4 mal. Ich verstehe aber, daß es dich erschreckt hat und du total fertig warst. Es ist auch für den Erwachsenen sehr anstrengend. Beim ersten Mal habe ich auch heulend dagesessen, als meine Tochter sich dann beruhigt hatte. Aber man lernt es zu verstehen und dann wird es leichter durchzustehen. Andere Menschen müssen dir dabei egal sein. Um die kannst du dich nicht auch noch kümmern. Das letzte Mal tickte meine Tochter mitten in unserem hellhörigen Treppenhaus aus. Da muß man drüber stehen.


Hexhex

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Antwort auf Beitrag von bez12345

Naja, die "logische Folge" ist nach Beobachtung von Fachleuten für Kinder emotional genauso schädlich wie jede andere Konsequenz - beides sind die guten alten Strafen, nur im neuen Mäntelchen. Es ist dabei wurscht, ob die Strafe einen Zusammenhang zum Fehlverhalten hat oder nicht. Kinder fühlen sich hier ebenso herabgewürdigt wie bei jeder anderen Strafe, denn sie lernen: Mama hat nur deshalb Recht, weil sie die Mächtigere von uns beiden ist. Und sie lernen: Strafen, Herabwürdigen und Erpressen ist ein legitimes Mittel, um andere Menschen dazu zu bringen zu tun, was ich will. Zu einem besseren Sozialverhalten führt das nicht... Und diese Erfahrung macht man ja im Alltag auch selbst: Konsequenzen bringen null, weshalb man sie immer wieder anwendet - und das ist auf Dauer schädlich und fördert sogar Verweigerung und Fehlverhalten. Bücher wie "Kinder lernen aus den Folgen" haben rein kommerzielle Interessen, hier geht's nur ums schnelle Geldverdienen mit selbst erfundenen, nie getesteten Konzepten. Jetzt aber mal zur konkreten Situation: Dein Sohn war frustriert, weil Du in seinen Augen (!) immer alles besser kannst als er, und es ihm auch zeigst. Das Vormachen des Radschlags war von Dir gut gemeint, hat ihn aber entmutigt. Wenn er einen Purzelbaum macht, musst Du ihn eigentlich gar nicht loben. Du kannst sagen: "Ja, ich seh' dich!" Denn DAS ist es, was sich Dein Sohn in diesem Moment wünscht. Er möchte keine Jury, die alles, was er tut, bewertet. Er möchte Aufmerksamkeit bekommen und gesehen sein - er braucht gar keine Bewertung. Ich finde es auch gar nicht schlimm, dass Dein Sohn einen Wutanfall hatte. Kinder sind solchen starken Gefühlen noch sehr ausgeliefert. Man darf dann einfach abwarten, bis der Wutanfall vorüber ist. Es ist dabei auch egal, ob der Nachbar moppert - der wird's überleben. Deinen Sohn für seine Wut zu bestrafen, ist falsch - denn er kann nichts für sein Gefühl. Dein Sohn darf auch schlechte Gefühle haben, ohne dass Du deshalb gleich traurig bist oder er Dich trösten muss. Schlechte Gefühle und Wut gehören zum Leben dazu. Ein Kind wünscht sich eine souveräne Mama, die ihm deswegen keine Schuldgefühle macht. Wenn Du magst, lies doch mal das Buch "Liebe und Eigenständigkeit: Die Kunst bedingungsloser Elternschaft, jenseits von Belohnung und Bestrafung" von Alfie Kohn. LG


Kräuterzauber

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Antwort auf Beitrag von Hexhex

Habe mir das Buch kürzlich zugelegt (auch auf Empfehlung :)) und finde es toll, auch wenn ich noch nicht viel darin gelesen. Es öffnet mir die Augen und ich erkenne mich in vielen Dingen wieder bzw meine eigene Erziehung. Erschreckend teilweise wie wahr das ist.


stjerne

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Antwort auf Beitrag von Hexhex

Ich habe mir gerade die Beschreibung dieses Buches im Internet durchgelesen und finde, dass es sich lesenswert anhört. Kannst Du mir sagen, ob das auch noch auf "ältere" Kinder (8 und 10) anwendbar ist oder geht es primär um Kleinkinder?


Hexhex

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Antwort auf Beitrag von stjerne

Hallo, es ist prima auch für ältere Kinder geeignet. Mein jüngster Sohn ist 8, und das Buch hilft mir im Alltag sehr. LG


stjerne

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Antwort auf Beitrag von Hexhex

Danke, dann werde ich das mal in der Bibliothek suchen!