Elternforum Rund um die Erziehung

Wutanfälle.. bei uns auch...(sehr lang...)

Wutanfälle.. bei uns auch...(sehr lang...)

petit

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Hallo ihr alle. Auch mein Sohn ist jetzt 4,5 Jahre und wie ich jetzt schon oft gelesen habe, scheint das das Alter zu sein, indem sie noch mal richtig aufdrehen. Mit dem täglich grantigen Zustand und den Schimpfwörtern haben wir zu leben gelernt: nur Scheiße und A*loch habe ich nicht ignoriert, er hat auch begriffen, das es diese Worte bei uns nicht gibt. Aber jetzt flippt er seit kurzem TOTAL aus: nicht nur, dass er schreit, heult, schlägt und schimpft,, er schmeisst die Türen zu und - was ich nicht ignorieren kann und auch nicht will: er wirft oder rammt Sachen gegen die Türen! Normalerweise muss er alleine in ein Zimmer, wenn er so ausflippt ich weiß, dass er das nicht mag, aber ich kann ihn ja auch nicht einfach so weitermachen lassen! Das steigert seine Wut noch mehr und er schlägt die halbe Tür kaputt, bewirft mich mit Gegenständen usw. Festhalten/umarmen lässt er nicht, ansprechbar/ zugänglich ist er in solchen Momenten auch nicht, wenn ich weggehe, folgt er mir, in einem Zimmer bleibt er nicht und wenn nur mit den o.g. Folgen. Letzte Woche ist es total eskaliert - mein Mann ist in sein Zimmer gestürmt, nur leider stand mein Sohn direkt hinter der Tür und hat diese gegen die Nase bekommen - er hatte dann prompt Nasenbluten - es war absolut gräßlich - der Tag war total gelaufen, wir haben alle geheult, ich war absolut fassungslos, das uns sowas mal passiert. Nur: mein Sohn wohl auch, denn er war fast eine Woche wieder ganz der alte; keine Schimpfwörter mehr, normales Verhalten. Es war absolut toll und schon fast unheimlich, aber es wäre schön gewesen, wenn nicht diese Eskalation diese Änderung bewirkt hätte So, nun bitte eure Tipps. Und: ich kenne Jesper Juul und mir helfen seine Ratschläge nicht. Wutdecke u.ä. funktionieren nicht. Gruß Petit


ansaluli

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Hallo, wenn du weißt, dass er nicht allein in einem Zimmer sein mag, warum sperrst du ihn dann dort ein? Wenn du weggehst und er dir folgt, dann ist das ein Zeichen dafür, dass er eben mit seiner Wut nicht allein sein will und kann. ich habe auch gerade einen vor Wut und innerer Unausgeglichenheit berstenden Fünfjährigen, ich weiß genau, was du meinst, auch meine Jungs kommen in Frustsituationen hinter mir her (auch der Große und der ist schon 8), das ist total anstrengend, aber wegsperren hilft eben auch nicht, weil es die Wut noch verstärkt. Ich erkläre meinen Kindern, dass ich ihre Wut verstehen kann, erkläre in Ruhe, warum etwas nicht geht und beschäftige mich dann mit etwas anderem und versuche, das Frustgebrüll einfach auszuhalten. Das ist nicht immer leicht, aber ich sage mir dann innerlich oft, dass er nicht mich meint, dass er mich nicht ärgern will, dass er nicht in Frage stellt, was ich ihm gesagt habe, sondern dass er diese von mir erteilte Absage eben einfach verarbeiten muss und mit seinem Ärger noch nicht so gut umgehen kann. Aber genau deshalb braucht er vielleicht die Nähe zu mir, weil ihm diese ungeheure Wut auch selbst Angst macht. Letzlich ist es ja so, dass man als Mutter dieses Gebrüll nur schwer aushalten kann. Man liebt seine Kinder und möchte es harmonisch haben. Und man kommt in den Konflikt, dass man zu einer Sache nein sagt/sagen muss und das Kind dann total wütend wird - und schwupps hat Mutti, ohne es zu wollen, irgendwie ein schlechtes Gewissen, weil sie diesen Zustand mit ihrem Nein ja praktisch hervorgerufen hat. Schuldig. Man fängt an zu lamentieren, zu erklären, zu überreden, schönzureden oder, wenn das alles nicht hilft, zu meckern und zu schreien. Genau diesen Gedanken muss man versuchen abzuschütteln. Man muss gar nicht reden und meckern, denn mit seiner Wut zeigt das Kind eindeutig, dass es das Nein schon längst verstanden hat. Es ist eben wütend darüber und darf es auch sein. Was man als Mutter/Vater in diesem Augenblick tun kann, ist da sein, um es aufzufangen. Trost anbieten, Verständnis zeigen. Aber keine Erklärungen wieso, weshalb, warum. Oder Gemecker, weil das Kind nicht "einfach hört", was die Eltern sagen. Es hört ja, sonst wäre es nicht wütend. Wut ist ein sehr starkes Gefühl und es ist nicht einfach, dieses Gefühl in kontrollierte Bahnen zu lenken, das schaffen auch Erwachsene nicht immer, was vielleicht auch daran liegt, dass Wut in der Kindheit gern "wegerzogen" wird und dann in bestimmten Situationen unkontrolliert herausbricht. Mein Tipp also: Geduld, Verständnis und vielleicht Ohrenstöpsel ;-)) LG Anja


anbin39

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Bei einem Trotzanfall das kleine Kind ins Zimmer schicken ist wirkungslos. Ich glaube nicht daß ein kompetenter Erziehungsratgeber das bei einem 4,5 Jahre altem Kind empfiehlt. Dein Kind braucht Hilfe. Er kommt alleine nicht mehr aus dem Anfall raus. Bleib in seiner Nähe. Verhindere größere Schäden ;-) Wenn er ausflippt, selber ruhig bleiben. Wütende Eltern machen den Trotzanfall schlimmer. Er trotzt nicht um zu ärgern oder zu provozieren. Trotz ist immer gegen sich selbst gerichtet. Ein Zeichen seiner Ohnmacht und Wut auf sich selber. Sag ihm, wenn er wütend ist: "Ich hab Dich lieb". Nimm ihn in den Arm. Tröste ihn. Laß ihn im Haushalt viel helfen. Viel mitentscheiden. Das braucht er jetzt.


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von anbin39

Mal so mal so, bei meinen hilft manchmal, wenn mir so richtig lautstark der Kragen platzt. Manchmal hilft nur austoben. Am besten hilft Achtsamkeit und deeskalieren, bevor es hochkocht (wenn man diesen typischen Gesichtsausdruck aufziehen sieht, schnell fragen "willst du gerne den Rosenkohl putzen oder lieber den Kartoffelbrei stampfen?" oder so). Lg Fredda ach so: "Scheiße" gibt es bei euch nicht? Nichtmal, wenn dir 3 rohe Eier aus der Hand fallen? Mit solchen Wörtern können die Kinder mich absolut nicht schocken und sie versuchen es auch gar nicht.


Mitglied inaktiv

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Wenn dir Jesper Juul nicht hilft, versuche es doch mal mit "das glücklichste Kleinkind der Welt" Kann mich den anderen nur anschließen. Ins Zimmer sperren hilft nicht, weil er mit seiner Wut nicht umgehen kann, deswegen die Eskalationen. Versuche ruhig zu bleiben, ihn zu trösten und Verständnis zu zeigen (aber natürlich an deiner Haltung festhalten). Zeige ihm Alternativen zu seinem Verhalten, versuche zu verhandeln UND versuche schon vorab die Wutausbrüche abzuwenden indem du richtig handelst. Bei uns gibt es diese Wutausbrüche aus (ganz schlimm sogar), aber seitdem ich mich so verhalte wie oben beschrieben sind sie weitaus weniger geworden und auch nicht so stark. Oft hilft auch, bei einem Wutanfall, wenn ich wiederhole was er möchte. z.B. er tobt gerade, weil er nicht mehr Fernsehen darf. Wenn ich dann sage: Du würdest gerne noch fernsehen, dann habe ich oft seine Aufmerksamkeit und kann ihn auf den Arm nehmen und erklären, bzw einen Kompromiss finden. Er schimpft dann zwar meist immer noch, aber es ist dann nicht mehr dieses Durchdrehen. LG


petit

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Danke schon mal für die Antworten. ich wußte dass er das ins Zimmer sperren nicht mag, eigentlich vorher nicht. Ich hielt das für eine geeignete Methode aus der Wut rauszufinden, die sog. "Auszeit". Das scheint ja bei manchen hier zu funktionieren. Bis mir dann das sprichwörtliche Licht aufgegangen ist: ich werde das jetzt auch nicht mehr machen. Führt ja eh nicht zu dem gewünschten Erfolg. Habe beschlossen, stoisch ruhig zu bleiben und das meiste zu ignorieren, was er sagt. Trotzdem bei meiner Meinung zu bleiben. Auf den Arm hilft nicht immer, er muss erst einen bestimmten Punkt erreichen, den treffe ich nicht immer. Heute hat es funktioniert. Er hat sich dann auch beruhigt. Meine Tochter fängt jetzt auch an: sie kommt in die Trotzphase. Habe jetzt hier zwei Wutmonster sitzen. Das macht das ganze auch so anstrengend. Eine Bekannte hat mir geraten, einen Tag in der Woche festzulegen, wo ich nur etwas mit meinem Sohn ein paar Stunden unternehme. Das versuchen wir jetzt auch. Na denn: auf ein neues. Gruß Petit