Elternforum Rund um die Erziehung

Was ist eine Trotz"phase"?

Was ist eine Trotz"phase"?

Fonsine

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Hallo meine Damen! Ich brauche euren Rat bzw eure Erfahrungen als Mutter. Ich bin leider mal wieder etwas ratlos, was meinen 2,5-Jährigen betrifft. Er trotzt sehr stark, was sich bei ihm weniger durch Wutanfälle zeigt als vielmehr durch eine ausgeprägte Bockstarrigkeit. Dass Kinder trotzen müssen, ist mir klar. Und ich versuche, nicht am Kind sondern an mir selbst zu arbeiten, da ich dazu neige, mich durch sein Verhalten verunsichern und runterziehen zu lassen. Das liegt daran, dass er teilweise sehr abweisend werden kann, obwohl ich ihn - nicht zuletzt dank eurer Tipps - bewusst nicht einenge. An der Situation, dass sein Vater so gut wie nicht präsent ist, ist nicht zu rütteln. Ausbaden dürfen das wohl der Kleine und ich. Nach einer Zeit, in der ich den Alltag eigentlich ganz gut im Griff hatte, geht es in den letzten zwei Wochen stetig bergab. Es geht mit seiner Sturheit der ganze Tagesablauf den Bach runter. Beispiel: Der Zirkus ist in der Stadt. Ich zwei Karten gekauft. Hurraaaa, Zirkus, aber kein Anziehen, kein Einsteigen ins Auto möglich. Einerseits wollte er hin, aber andererseits nutzte er jede Gelegenheit, den Nachmittag zu boykottieren. Er hat sich sogar versteckt, nur um dann zu sagen "Mama sagt R. darf nicht in den Zirkus". Nach ewigem hin und her wollte er überhaupt nicht mehr hin. Stunden später, kurz vor dem Schlafengehen, wollte er dann doch. Der nächste Supergau... Ich bin eine ruhige Mama. Bis ich ausraste, muss viel passieren. Ich vermeide bewusst Neins, lasse ihn sich ausprobieren. Bisher lief es okay so. Vielleicht will er das nicht mehr? Deshalb "sucht" er sich seine Neins selber, indem er zwar weiß, dass er vorm schlafengehen nicht mehr in den zirkus kann aber es unbedingt aus meinm mund hören möchte um dann dagegen zu wettern? Zu philosophisch? Entschuldigt bitte, aber ich hatte das nicht umsonst als Hauptfach an der Uni ;-) Das bringt mich zu einer Frage, die ich mir immer öfter stelle. Was ist eine Trotzphase eigentlich? Kommen Trotzphasen in Wellen, quasi wird es dazwischen immer mal wieder besser um dann wieder schlechter zu werden? Oder gibt es eine große Trotzphase, die ein paar Monate anhält und dann irgendwann überstanden ist? Und: Wie hält man sich selber bei der Stange, um nicht zu verzweifeln? Es tut mir leid, dass ich euch so blöd fragen muss, aber es interessiert mich einfach. Und ich wäre für eure persönlichen Erfahrungen sehr dankbar! Liebe Grüße, Fonsine


Mitglied inaktiv

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Also, wenn ein Kind sich nicht anziehen will, dann geht es eben nicht in den Zirkus. Kein hin und her, sondern entscheide für ihn. Vermeide "wenn-dann"-Situationen. Du solltest die Balance finden, Dein Kind mitentscheiden zu lassen, aber auch Grenzen aufzuzeigen. In dem Alter ist es wichtig, dass sie auch die Erfahrung machen: "Bis hierhin und nicht weiter". Du bist nicht der "Freund" Deines Kindes, sondern die Mutter. Mach nicht den Fehler, Konflikte zu scheuen oder unbedingt Harmonie haben zu wollen! Kinder trotzen nicht, sie entwickeln sich psychisch sehr stark weiter. Sie lernen, dass sie selber Entscheidungen treffen können. Dass sie "autark" sind, sie nabeln sich ab und wollen viele Dinge selber machen. Das ist ein riesengroßer Schritt, der ihnen auch Angst macht. Weil sie eben noch klein sind, und da brauchen sie Eltern, die ein fester Halt für sie sind. "Ausbaden dürfen das wohl der Kleine und ich.´" Kinder haben wahnsinnig sensible Antennen, und geben oft sich selber die Schuld, wenn es zwischen den Eltern nicht gut läuft. Dann fangen sie extrem zu "trotzen" an, wobei das Trotzen auch wiederum nur ein Ausdruck von Hilflosigkeit und Schuldgefühlen ist. Sie können nicht sagen: "Die Situation zwischen Euch belastet und verstört mich!", sie fühlen etwas, dass sie nicht benennen können, und das sie ängstigt.


kanja

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Vielleicht lässt du deinem Sohn zu viele Freiheiten und Entscheidungsmöglichkeiten? Was wäre passiert, wenn du ihn angezogen und ins Auto verfrachtet hättest? Hätte er im Zirkus Spaß gehabt? Es gibt ja auch Situationen, da kann man dem Kind nicht seinen Willen lassen und stundenlang diskutieren, ob man jetzt irgendwo hin geht oder doch lieber nicht. Was machst du dann? Du bist die Erwachsene und entscheidest. Es klingt ein bisschen so, als möchtest du deinem Sohn alles Recht machen, um den nicht präsenten Vater auszugleichen.


niccolleen

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Trotzphasen haben gar kein Ende. Stell dir vor, die Menschen wuerden irgendwann aufhoeren, mitreden zu wollen und einfach alles tun, was man ihnen anschafft! In der ersten Zeit, wo die Kinder draufkommen, dass sie mitentscheiden koennen, ist die Situation natuerlich verschaerft. Aber weggehen tut das nicht, und das ist gut so. Was das ganze nach und nach ENTschaerft, ist, dass sie lernen, wo sie mitreden koennen, und wo es eben aus Gruenden z.B. der Sicherheit, oder weil die Freiheit oder Gesundheit von wem anderen betroffen ist, eben keinen Spielraum fuer Kompromisse gibt. Und das lernt er u.a. von dir. Und deine Freiheiten und deine Gesundheit ist da auch gemeint. Wenn du ihm Zirkuskarten gekauft hast, und er laesst sich nicht rechtzeitig anziehen, dann ist die Drohung eben "Kein Zirkus.". Und wenn er das so hinnimmt, dann ist das eben so. Natuerlich will er von dir wissen, wie weit er gehen kann. Nur ruhig bleiben kann den anderen (auch Erwachsenen) ganz schoen auf die Palme treiben. Ich haette z.B. in dieser Situation gesagt: "Gut, ich will aber shon den Zirkus und die Clowns sehen, dann gehe ich eben allein." Dann haette ich mich angezogen und Richtung Tuer bewegt. Bei beiden meinen Kindern bin ich noch NIE ueber so einen Schritt hinausgekommen, ohne dass dann nicht jemand bruellend nachgelaufen gekommen waere und beteuert haette, dass er nun doch mitkommt. Prinzipiell hilft es mir persoenlich, bei der STange zu bleiben, zu wissen, dass es der Job der Kinder ist, nichts zu glauben und das Gegenteil zu wollen. Und das ist auch gut so - denn wenn wir immer nur das gemacht haetten, was unsere Eltern uns auftragen und was sie fuer das einzige Richtige halten und das einzige, was funktioniert, dann waeren wir noch in Hoehlen und es haette ueberhaupt keine ERfindungen und Entdeckungen gegeben! Die Kinder sind die Innovation unserer Welt, indem sie alles probieren, wovon wir ihnen sagen, dass es nicht geht und sie das nicht duerfen! lg niki


niccolleen

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Achja, was ich auch immer mache, wenn was wichtig ist, ich diskutiere nicht "ob" sondern "wie". Z.B,. xy will nicht zaehneputzen, dann versuche ich nur ein paarmal, zu erklaeren wieso. Dann gehts aber zuegig weiter mit: "Welche Zahnpasta, die oder die", "soll der Papa oder ich", "willst du jetzt oder im Pyjama" oder so. Also dass es seinmuss, ist bereits fix, aber er darf noch mitentscheiden beim Wie und wo. lg niki


Sommersturm86

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Ich würde sagen dass er Grenzen sucht. Gerade wenn du bislang bewusst neins vermieden hast und du dad Gefühl hast er fordert sie nun heraus. weniger Entscheidungsfreiheit..entweder anziehen oder zirkus ist halt nicht drin. Keine Diskussionen. Weniger reden, nicht zu viele neins, aber klare grenzen und neins und die dann durchsetzen. du bist die mama und du bestimmst wo es lang geht. Kinder brauchen regeln denn so fühlen sie sich sicher und wissen was wann passiert.


Halluzinelle von Tichy

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Trotzphase ist ein eher überholter Ausdruck und dieser Ausdruck wird der Selbstfindungsphase des Kindes nicht gerecht. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass eine sog. Trotzreaktion meines Kindes meistens von meinem Fehlverhalten ausgelöst wurde. Trotz ist eine Schutzreaktion des Kindes zur Wahrung seiner Persönlichkeit. Lies mal "Mein kompetentes Kind" oder "Kinder fordern uns heraus"


krokotiger

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Hallo, zwar ist der Beitrag schon ein paar Tage alt, aber mir fielen ganz spontan meine Kinder ein, als ich ihn las... bei Kind 1 habe ich mich auch immer gefragt, wieso man eigentlich von Phase spricht. Quasi von Geburt an konnte sie unglaublich launisch, bockig, wütend sein. Heute, fast 7 Jahre später, macht sie zwar kein Theater mehr wegen Jacke anziehen, ist aber immer relativ unvorhersehbar geblieben. Bei Kind 2 war es ganz anders: Sie fing mit ca. 2 Jahren mit diesen Dingen an und irgendwann mit ca. 3-3,5 Jahren war es relativ plötzlich vorbei. Ich erinnere mich an einen Abend, als ich sagte: "So, jetzt gehts ans Zähneputzen" und meine Kleine sagte: "Na gut" - und ging ins Bad. Das war eine solche Sensation, dass mein Mann und ich uns völlig fassungslos ansahen. :o)) Danach war die ganz schlimme Trotz"phase" irgendwie vorbei. Natürlich macht sie nicht immer alles, was man sagt (wäre ja auch komisch!), aber es kommt nicht mehr dieses automatische NEIN auf eine Aufforderung hin. Weiß nicht, ob es damit zu tun hat, aber interessanterweise ist Kind 2 deutlich selbstbewusster als Kind 1. Ich frage mich, ob sie es vielleicht einfach nicht so "nötig" hat, zu bocken. Von daher ist es wahrscheinlich mit dem Trotzen wie mit allem mit Kindern: Jedes ist anders und entsprechend müssen wir Eltern immer mal anders vorgehen, um unsere Ziele zu erreichen! ;o)